Brückengespräche – Präsidenten und Kaiser, Kutschen, Zölle und die Wäsche

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(Foto aus der Sammlung von Meikel Dachs: Blick auf die Theodor-Heuss-Brücke, 1971 / Postkarte um 1900)

WEITERE INFOS IN DER ONLINE-ZEITUNG BYC-NEWS MAINZ

„Mama, wie heißt nochmal die Brücke, über die wir fahren, wenn wir Oma Anni besuchen wollen?“, kräht Carolin und zeigt mir ihrem Capri-Eis auf den Rhein.

„Du meinst die Brücke nach Kastel“, berichtigt Petra, die neben ihr auf der obersten Stufe der Treppe sitzt, die zum Fluss hinunterführt.

Diese Korinthenkackerei kann Carolin überhaupt nicht leiden. Unwirsch stupst sie Petra in die Seite.

„Aua!“

„Theodor-Heuss-Brücke“, antwortet Marie, Carolins Mutter. Und gleich danach: „Vertragt euch, sonst könnt ihr später nach Bretzenheim zurücklaufen.“

„Genau“, stimmt Elizabeth, Petras Mutter, ihr gut gelaunt zu.

„Warum heißt die Brücke so?“ Carolin muss ein großes Stück von ihrem Capri-Eis abbeißen, weil es in der Hitze so schnell schmilzt.

„Das war der erste Bundespräsident nach dem Krieg“, erklärt Elizabeth und setzt sich neben ihrer Tochter auf die Treppe. Ihren Rock streicht sie vorher glatt, die Beine stellt sie schräg und ganz nah aneinander auf die untere Treppenstufe.

So setzen sich die Schauspielerinnen auch immer hin, denkt Carolin.

Jetzt nimmt Marie neben ihr Platz, genauso vornehm wie Elizabeth.

„Und? Ist der immer noch dran?“ Petra beißt ebenfalls in ihr Eis.

„Nein, er ist sogar vor ein paar Jahren gestorben. Jetzt heißt unser Bundespräsident Lübke und den haben wir seit – wartet mal, von 1959 bis jetzt – also seit neun Jahren.“

„Hmmm!“ Die Mädchen sehen sich an. So wahnsinnig interessant finden sie das Thema mit ihren acht Jahre dann doch nicht.

Den frühen Nachmittag dieses sonnigen Augustsonntags haben sie im Stadtpark verbracht. Nachdem sie den Fischen und Reptilien in den Pavillons neben der Favorite sowie den Flamingos und Ziegen im Freien einen Besuch abgestattet hatten, gab es Kuchen in der Favorite. Das war schon etwas Besonderes. Carolin und Petra wären gerne noch in den Volkspark gegangen auf den Wasserspielplatz, aber das stand bei den Müttern heute nicht auf dem Programm.

Jetzt warten sie darauf, dass ihre Väter sie abholen, auf dem großen Parkplatz an der Rheinstraße, nur wenige Gehminuten entfernt. Die beiden haben heute den ganzen Tag auf dem Minigolfplatz für das nächste Turnier trainiert. Dann werden sie alle zusammen in der Ballplatzschänke Schnitzel essen. Ein guter Tag, nur das mit dem Wasserspielplatz hätte Carolin schon noch gefallen.

„Die sieht irgendwie richtig modern aus, die Brücke von dem Bundespräsidenten?“ Mit großem Bedauern beendet Petra ihr Eis. Sie steht auf, läuft zum Abfalleimer und wirft den Stiel weg. Mit wichtigem Gesichtsausdruck kehrt sie zurück, schaut vielsagend in die Runde. Hab ich das nicht fein gemacht?, steht auf ihrem Gesicht geschrieben.

Carolin stöhnt. Das kann sie auch nicht leiden. Sie legt ihren abgeleckten Stiel erstmal neben sich auf die Treppe. „So modern kann die gar nicht sein. Meine Oma hat gesagt, dass die Brücke nach Kastel gebaut wurde, als wir noch einen Kaiser hatten.“

12071751_1701914113427706_1493059159_n„Ist nicht wahr!“ Das beeindruckt Petra. „Ein Kaiser, so wie bei Sissi?“

„Die war in Österreich Kaiserin“, erklärt Elizabeth.

„Ach so.“ Ein enttäuschter Gesichtsausdruck macht sich auf Petras Gesicht breit. Da fällt ihr etwas ein. „Aber unser Kaiser hatte doch auch eine Kaiserin und die war auch so schön angezogen wie Sissi – oder …?“

In diesem Moment tutet es vom Fluss. Ein Passagierdampfer fährt vorbei. Wellen schwappen über die unteren Treppen. Das könnte ein Motiv für eine Postkarte sein: der Fluss mit Schiffen drauf unter tiefblauem Himmel – wäre der Rhein nicht solch ein Dreckbrühe.

„Wie hieß die Brücke, als der Kaiser drüberfuhr?“ Carolin springt auf und stellt sich eine Stufe tiefer, damit sie alle ansehen kann.

„Ob der Kaiser mal nach Mainz kam, weiß ich gar nicht“, überlegt Elizabeth, „aber die Brücke hieß einfach nur – Straßenbrücke …“

„Ich denke doch, dass der Kaiser Mainz irgendwann mal besucht hat. Hier waren doch schon immer viele Kasernen und so was …“ Gedankenverloren spielt Marie mit ihrer Schachtel Lord.

„Der fuhr bestimmt im Mercedes.“ Petra macht große Augen.

„Nein, Schatz“, erklärt ihre Mutter, „der fuhr in einer Kutsche mit mehreren Pferden und falls er jemals über die Straßenbrücke gefahren sein sollte, musste er keinen Brückenzoll bezahlen. Das mussten nur die normalen Leute.“

„Zoll? Häh?“ Carolin und Petra sehen sich an. Das verstanden sie nicht. An der Grenze nach Österreich fragten die Beamten immer, ob man was zu verzollen hatte.

„Ja, am Anfang der Brücke gab es so eine Art Häuschen, also auf beiden Seiten, in Mainz und in Kastel. Da mussten die Leute Gebühren bezahlen, für sich selbst, für weitere Personen, für Pferde und für Kutschen.“

„Und wo haben die Frauen gewaschen?“, fällt Petra ein.

Dafür erntet sie verständnislose Blicke von allen.

„Was meinst du damit?“, fragt Carolin.

„Na, DEINE Oma hat doch erzählt, dass die Frauen früher auf die Wäschbrigg gegangen sind, um im Rhein ihr Zeug zu waschen!“, erklärt Petra mit einem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme. „Wie haben die das denn gemacht? Die Brücke ist ja viel zu hoch?“

„Ach ja, die Waschbrücken.“ Marie lächelt. „Das waren kleine Boote, die aber immer an einem Platz standen …“

„ … mit Bänken und solchen Holzlatten. Vom Boot aus konnte man die Wäsche im Rhein waschen …“, überlegt Elizabeth weiter.

Die beiden Frauen sehen sich an. So ganz genau scheinen sie es nicht zu wissen.

„Hmmm!“ Carolin versucht, sich das vorzustellen. Es gelingt ihr nicht so recht.

Bald darauf laufen sie hinüber zum Parkplatz, wo die Väter schon warten. In dieser Nacht träumt Carolin, dass sie in einer Kutsche über die Theodor-Heuss-Brücke fährt. Bei einem Mann, der aussieht wie ein österreichischer Grenzbeamter, bezahlt sie 50 Pfennige. „Auf der anderen Seite stehen Hausboote bereit. Da können Sie Ihre Wäsche waschen. Heute Nachmittag erwarten wir den Kaiser …“, erklärt der Uniformierte und nickt ihr freundlich zu.

Geschichten und Erinnerungen von Paula Dreyser.

Calling USA, Roman von Paula Dreyser, überall im Buchhandel, beim VA-Verlag und bei Amazon, dort auch als E-Book. Leserunde auf Lovelybooks, Bewerbung läuft noch bis 9.7..

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Gutenberg ist immer noch derselbe …

1971

(Fotos aus der Sammlung von Meikel Mainz)

„Na ja.“ Mit gefurchter Stirn kratzt David sich am Ohr. „Also hier, der Gensfleisch …“ Grinsend deutet er auf das Denkmal hinter ihm. „ … er ist immer noch derselbe, sah Anfang der 70er genauso aus wie jetzt.“

Manfred nickt. „Ja, aber ansonsten hat sich hier schon einiges getan. In dem Gebäude da drüben war früher ein Schuhgeschäft.“ Er zeigt Richtung Dom. „Und hier am Gutenbergplatz gab es so ein paar etwas bessere Läden für Damenmode. Meine Mutter kaufte da ein.“

Jetzt wenden beide ihren Blick dem Theater auf der anderen Seite der Ludwigsstraße zu.

David überlegt. „Die Bäume sind nicht mehr da“, sagt er schließlich mit einem gewissen Bedauern. „Und links vom Theater war, glaube ich, ein Brunnen.“ Mit dem rechten Arm zeichnet er einen Bogen in die Luft, als wolle er das Theater und dessen unmittelbare Umgebung ein für alle Mal festhalten. „Ist immer noch schön, aber … na ja … die guten alten Zeiten.“

Manfred kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Davids ausgeprägter Akzent ist herrlich. Immerhin hat sein Freund sich schon Anfang der 70er bemüht, Deutsch zu lernen. Da dachten die meisten amerikanischen GIs nicht im Traum daran. Grinsend zündet er sich eine Zigarette an.

„Das war früher auch anders!“ Der Amerikaner macht ein strenges Gesicht. „Da haben viel mehr Leute geraucht und zwar überall!“

Manfred zwinkert ihm zu, zieht dabei genüsslich an seiner Zigarette. Immer noch kann er sein Glück nicht fassen, dass er David nach so vielen Jahren wieder getroffen hat. Ihm wird warm ums Herz.

1973 hat Sergeant David Richards Deutschland verlassen, ging zurück in die Staaten. Die drei Söhne seiner Landlady waren untröstlich gewesen, besonders Manfred, der Zweitälteste, drei Jahre jünger als der amerikanische Untermieter.

Als hätte er die Gedanken seines Freundes erraten, sagt David jetzt:“ Meine Güte Manfred! Man kann über Facebook ja denken, was man will, aber ohne die Gruppe der ehemaligen GIs aus Lee Barracks wären wir nicht wieder in Kontakt gekommen.“ Er schluckt und blinzelt. Dann lacht er. „Wenn ich Raucher wäre, würde ich mir jetzt auch eine anstecken.“

Auch Manfred lacht. „Ich habe gezielt nach dir gesucht, nachdem ich mit meiner Frau in alten Fotokisten gestöbert hatte“, sagt er mit etwas heiserer Stimme. „Bin ich froh, dass ich auf diese Gruppe gestoßen bin und auch Mitglied werden konnte.“

Gerade verschieben sich die grauen Wolken und die Sonne lugt hervor. Sie malt einen breiten hellen Streifen über das Theater, die Lu und den Platz vor dem Gutenberg-Denkmal. Die beiden Männer sehen sich an, seltsam ergriffen.

Manfred legt eine Hand auf Davids Schulter. „Mann, du warst so schüchtern und  – so schlank.“

David reibt sich den Bauch. „Man wird halt nicht jünger. Du hast ja auch zugelegt.“

„Meine Mutter hat angefangen, dir Deutsch beizubringen.“

„Sie war wunderbar.“ David nickt, blinzelt, weil ihm etwas in den Wimpern hängt. „An Weihnachten durfte ich mit euch feiern. „Das hat mir viel bedeutet“, fügt er dann hinzu.

„Ja!“ Manfred nickt stürmisch. „Das war meiner Mutter sehr wichtig. Immerhin wusste sie, dass du ein Pfarrerssohn aus dem Bibelgürtel bist. Aber du hättest ein Atheist sein können, sie hätte dich an Weihnachten nicht in deiner Dachwohnung alleine gelassen.“

„Sie hat mir sogar einen Adventskalender geschenkt. Ich wusste zuerst nicht, was ich damit anfangen sollte.“ Daves Augen leuchten. „An Weihnachten gab es gefüllte Gans und einen echten Baum mit echten Kerzen.“

„Ich hätte lieber Cheeseburger oder Double-Cheese-Pizza aus dem NCO Club gegessen“, erklärt Manfred schmunzelnd. „Euer Zeug war für mich das größte. Die weite Welt ließ grüßen.“

1972Schließlich machen sich die beiden Männer auf den Weg zum Schillerplatz, ganz ohne Eile. Sie genießen die Gesellschaft des jeweils anderen, können kaum glauben, dass sie sich nach der Kontaktaufnahme über Facebook vor einem halben Jahr schon jetzt wieder getroffen haben.

„Wie schön, dass du mit deiner Familie wieder in der Wohnung deiner Eltern lebst. Für mich ist es wunderbar, mit meiner Frau in der alten Dachwohnung zu hausen. Ist zwar umgebaut und modernisiert, aber der Blick aus dem Fenster ist derselbe wie früher.“ Davids Stimme bricht am Ende, vor Rührung.

Manfred kann es ihm nachfühlen. „Ja, vor zwei Jahren bin ich mit meiner Familie wieder zurück nach Mainz gezogen, in mein Elternhaus.“

Schweigend spazieren sie durch den lauen, bewölkten Junitag, eine Weile tief in Gedanken versunken.

Am Fastnachtsbrunnen angekommen, bleiben sie stehen, etwas unschlüssig. Suchend sieht David sich um.

„Wonach guckst du?“

„Das weiß ich nicht so genau. Ist nur auch hier irgendwie nicht ganz so wie in meiner Erinnerung …“

„Ja“, stimmt Manfred ihm zu, „ich finde das auch. 1980 bin ich aus Mainz weggezogen und kam erst vor zwei Jahren zurück. Da ich mit meiner Familie viele Jahre im Ausland gelebt habe, kam ich von 1980 bis 2014 auch nicht oft zu Besuch. Ich weiß auch nicht mehr so genau, wie der Schillerplatz Anfang der 70er ausgesehen hat und wann sich was geändert hat …“

„Da waren weniger Blumenbeete“, überlegt David. „Und ich glaube, es gab eine Litfaßsäule und … eine Telefonzelle?“ Fragend sieht er zu Manfred. „Da bin ich mir nicht ganz sicher.“

„Hmmm. Das mit den Blumen, ja, das stimmt.“ Manfred schaut sich um. Dann lacht er kurz auf. „Der Fastnachtsbrunnen stand auf jeden Fall schon da.“

„Ja!“ David nickt nachdrücklich, zieht die Stirn kraus. Dann fällt ihm etwas ein. „Deine Mutter erzählte mir, dass bis 1933 ein anderes Denkmal hier gestanden hat, das Befreiungsdenkmal, eine halbnackte Frau.“

„Richtig, das hat sie auch uns Kindern erzählt. Sie war in Stadtgeschichte ja ziemlich bewandert. Da gab es wohl nach der Enthüllung, ich glaube 1930, viel moralische Empörung. Weil der Künstler jüdischer Herkunft war, wurde das Denkmal schon drei Jahre nach der Einweihung wieder entfernt. Wie gesagt, es war sowieso umstritten.“

Eine Gruppe Jugendlicher kommt aus Richtung Gaugasse und geht lärmend an ihnen vorbei. Fast alle halten ein Smartphone vor das Gesicht. Die Beiden sehen sich an.

„Das gab es damals nicht, weder hier noch sonst wo“, erklärt Manfred trocken. „Wir haben uns direkt unterhalten oder – telefoniert.“

David nickt. „Was heute im Stadtbild auch fehlt, sind die GIs, gut erkennbar an den kurzen Haarschnitten und der Garderobe.“

„Richtig! Das ist vorbei.“ Manfred fällt etwas ein und er blickt seinen Freund eindringlich an. „Sag mal, hast du eigentlich mal unangenehme Erfahrungen gemacht, wenn du in deiner Uniform unterwegs warst? Du bist doch immer in Uniform aus dem Haus gegangen und dann mit der Straßenbahn in die Lee Barracks gefahren.“

„Nein, nie!“

Wieder sehen sie sich schweigend an, freuen sich über das Wiedersehen, kosten den Moment aus.

„Was meinst du, David? Wie wäre es mit einem Bier, also mit einem richtigen, echten …?“

„Wunderbare Idee!“ David strahlt. „Das Bier schmeckt zum Glück noch genauso wie früher …“

 

Geschichten und Erinnerungen von Paula Dreyser. Eine Geschichte, basierend auf Recherchen und Interviews zu dem Roman Calling USA. Der Roman ist erhältlich im Buchhandel, beim VA-Verlag und bei Amazon, dort auch als E-Book.

Café Maldaner: stimmungsvolles Ambiente gestern wie heute oder – So nah und doch so fern

90er

Leseprobe aus dem laufenden Romanprojekt „Woodstock ist nicht alles …“(Arbeitstitel) von Paula Dreyser / Orte der Handlung: Wiesbaden, Schlossplatz und Marktstraße vor dem Café Maldaner / Zeit: Juni 1992

Die Marktkirche ist schön. Olivia legte den Kopf in den Nacken und folgte mit den Augen der Linie des gotischen Turms, der trotzig in den blauen Sommerhimmel stach. Nicht so imposant wie der Mainzer Dom, aber immerhin.

Langsam schlenderte sie weiter, träumte vor sich hin. Schmunzelnd erinnerte sie sich an die „traditionell schwierige“ Beziehung zwischen Mainzern und Wiesbadenern.

In ihrer Kindheit und Jugend war das immer wieder Thema gewesen, besonders bei den älteren Leuten. An der Mainzer Uni hatte sie sich allerdings ausgerechnet mit einer Wiesbadenerin angefreundet. Christiane hatte wie sie mit Anfang dreißig noch ein Studium der Kunstgeschichte begonnen.

Erstaunt stellte sie fest, dass sie ihr Ziel bereits erreicht hatte. Ich könnte hineingehen. Unschlüssig stand Olivia vor dem Maldaner. Sie liebte dieses Café: die lange Theke mit Kuchen- und Tortenköstlichkeiten unter Glas; die glitzernden Flaschen, schimmernden Porzellangefäße und Gerätschaften rund um die Zubereitung von Kaffee in den Regalen. Jetzt an einem der kleinen, runden Tische oder auf einem Plüschsofa sitzen bei Kaffee und Kuchen, umgeben von Kostbarkeiten, mit einem Hauch von Kaiserzeit und Kaffeehauskultur – das wäre wunderbar. Sie könnte an ihrer Skizze der Marktkirche weiter arbeiten.

Eine Weile noch betrachtete sie die Menschen, die in der Marktstraße unterwegs waren. Viele von ihnen waren auffallend gut gekleidet, offensichtlich Leute mit Geld.

Sie genoss diesen Moment. Bis jetzt war es ein guter Tag gewesen, sonnig, angenehm warm … und Prof. Bauer hatte ihre Mappe Kirchen in Mainz und Wiesbaden gelobt.

Und dann geschah es! Von einer Sekunde zur nächsten veränderte sich ihre Stimmung. Die innere Ruhe und das behagliche Gefühl verflüchtigten sich. Warum? Aus einem der Geschäfte drang Musik an ihre Ohren: So Darlin´, Darlin´ Stand, By Me …

Die Marktstraße mit ihrem modernen Ambiente verwandelte sich. Es war so, als würde sich etwas verschieben. Die Gebäude sahen jetzt etwas älter aus, weniger Leuchtreklamen funkelten, die Menschen waren altmodischer gekleidet; Schlaghosen, große Kragen über knappen, gemusterten Pullovern, Plateauabsätze. Und dort drüben – eine Telefonzelle.

Ein GI, schlank und hochgewachsen, blond, mit kantigem Gesicht, ein ironisches Lächeln um den Mund und ein zierliches, dunkelhaariges Mädchen, einige Jahre jünger als er, schlenderten gemächlich die Marktstraße entlang, direkt auf den Maldaner zu. Sie hielten sich an den Händen, unterhielten sich angeregt. Das junge Mädchen blieb immer wieder stehen, wendete sich dem Mann zu, sah zu ihm auf, gestikulierte leidenschaftlich mit der freien Hand. Die Nähe zwischen den beiden schaffte eine durchsichtige Glocke, die sie umgab und vom Rest der Welt abschnitt. If the sky that we look upon … Die beiden kamen näher, gingen an Olivia vorbei in den Maldaner.

Die Zeit sprang wieder nach vorn, rastete ein im Hier und Jetzt. Die Straße präsentierte sich bunt und modern. Alles war so, wie man es heutzutage im Einkaufszentrum einer größeren Stadt erwartete.

Olivia fühlte sich so merkwürdig, dabei so einsam, dass sie gerne losgeheult hätte. Die Luft blieb ihr weg. Sie konnte nicht mehr schlucken. Ich werde doch jetzt nicht hyperventilieren! Sie zwang sich, den Atem anzuhalten, beruhigte sich langsam. Ich sollte hineingehen …

Gerade als sie die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, hörte sie einen Schrei und einen lauten Knall. Ihre Hand zuckte zurück.

 

Alex liebte dieses Café. „Vielen Dank!“ Er zwinkerte der hübschen jungen Bedienung zu, ein zierliches Mädchen mit grünen Augen.

Die junge Frau servierte ihm Apfeltorte mit Sahne zu einem Kaffee. „Bitte schön“, sagte sie schlicht, entfernte sich, flink und anmutig.

Sie erinnerte ihn an ein anderes deutsches Mädchen, dass er vor vielen Jahren gekannt hatte, während seiner ersten Stationierung in Deutschland. An die Zeit als Pilot dachte er gerne zurück. Good old days. Er gestattete sich ein kurzes Abtauchen in vergangene Zeiten. In Olivia war er sehr verliebt gewesen. Aber sie schafften es nicht, zueinander zu kommen. Was, wenn es ihnen gelungen wäre? Wie hätte sich das auf seinen Lebensweg, seine Karriere ausgewirkt? Er seufzte. Ich wäre vielleicht genau da, wo ich heute bin, wäre nach einem langen, erfolgreichen Militärdienst strategischer Berater für die Air Force. Die Erinnerung begann zu schmerzen. Sie war klug. Sie hätte es verstanden, wenn, ja, wenn was?  – Wenn ich mir mehr Mühe gegeben hätte …?

Tief in Gedanken versunken stach er etwas zu heftig in seinen Kuchen. Als er die Gabel in den Mund schieben wollte, hörte er von draußen einen Knall und zuckte zusammen. Irritiert blickte er auf. Ob ich nachsehen soll, was da los ist?, fragte er sich im Stillen. Sein Herz begann, heftig zu klopfen und er spürte ein merkwürdiges Ziehen im Brustkorb. Er stand auf.

Sofort erschien die junge Kellnerin an seinem Tisch, sah ihn fragend an, mit hochgezogenen Brauen. „Alles in Ordnung?“ Ihre grünen Augen glitzerten. Jetzt lächelte sie, freundlich, aber auch ein klein wenig herausfordernd.

„O ja“, entgegnete Alex und setzte sich wieder hin. „Alles bestens.“

(Foto aus der Sammlung Meikel Mainz, veröffentlicht am 04.02.2016 auf Facebook, „Echte Wiesbadener“)

Bereits erschienen von Paula Dreyser: „Calling USA“, Roman über eine „deutsch-amerikanische“ Beziehung im Mainz der späten 70er-Jahre. Überall im Buchhandel oder beim VA-Verlag. Auf Amazon auch als E-Book. Mehr über Paula Dreyser auf der Webseite und auf  Facebook 

Fassenacht 1969: Ribanna fährt lieber Auto

Postkarte ganz 1961

(Foto „Postkarte von 1961“ aus der Sammlung Meikel Dachs. Sonstige Fotos: H.D. Schütz, Mainz)

Ihre Knie wackeln immer noch. Carolin fährt gerne Riesenrad, aber wenn es stoppt und man gerade ganz oben festhängt, über dem Rhein … also das ist schon irgendwie unheimlich. Und  genau das ist passiert, als sie mit ihrem Papa gerade in der Gondel saß. Seitdem ist ihr ein bisschen schlecht.

Ungehalten ist sie auch, weil sie gerne mit der gelben Eisenbahn am Fischtorplatz gefahren wäre. Wenn das Bähnchen parallel zum Rhein entlangtuckert, kann man das Riesenrad gut betrachten und sich dabei ein bisschen gruseln …

 

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Aber ihr Vater hat offensichtlich andere Pläne. Zielstrebig läuft er Richtung Dom. Als zwei kleine Cowboys knapp vor ihr über den Weg purzeln, dabei die Pistolen schwingen und „Peng, Peng!“ schreien, schwingt sie ihren Tomahawk. Dabei wirft sie den Bleichgesichtern einen bösen Blick zu.

Mit einem Mal fällt ihr etwas ein, was sie schon die ganze Zeit fragen wollte: „Wann war ich denn das erste Mal auf dem Rosenmontagszug?“ Carolin muss fast schreien, denn am Fastnachtsonntag ist auf der Mainzer Kerb natürlich einiges los.

Ihr Papa bleibt stehen, hält ihre Hand dabei ganz fest und überlegt. „Ich glaube, das war 1961. Du warst knapp ein Jahr alt. Da standen wir das erste Mal bei Krugs auf dem Balkon in der Kaiserstraße und guckten uns den Zug an.“ Er lacht und freut sich, dass ihm das eingefallen ist.

„Also, daran kann ich mich ja nicht erinnern.“ Aber, wenn ihr Papa das so erzählt, wird es schon stimmen. Es kommt auch hin, denn seit Carolin denken kann, besuchen sie am Rosenmontag die Familie Krug, um vom Wohnzimmerfester aus den Zug zu betrachten. Das ist praktisch, denn man friert nicht und muss auch nicht die ganze Zeit glotzen. Morgen, am Rosenmontag wird sie Tante Gerda sicherheitshalber fragen, ob das stimmt, was Papa gerade erzählt hat.

Sie gehen ein Stück weiter. Die Töne von Margit Sponheimers Gell, du hast mich gelle gern gehen in Heintjes Heidschi Bumbeidschi über. Ein weiblicher Clown mit roter Nase hält sich an einem Seemann fest und kichert. Eine kleine Prinzessin in Rosa heult, weil ihr Luftballon gerade davonfliegt. Carolin rümpft die Nase. Luftballons braucht sie nicht mehr, sie wird ja schon bald neune. Obwohl – so einer, der aussieht wie Micky Mouse … Sie schlängeln sich an einer Reihe von Männern in geringelten Schlafanzügen vorbei, die schunkeln und dabei grölen: Am Rosenmontag bin ich gebo-o-ren …

Jetzt ist die leichte Übelkeit verflogen. Carolin hat Lust auf eine Bratwurst, und danach was Süßes. Mit vielen anderen überqueren sie und ihr Papa die Rheinstraße. Es wird gelacht, geschossen, gesungen … Und es duftet …

Da gibt es doch bestimmt gleich wieder einen Stand mit Bratwurst. Ganz verdutzt ist Carolin, als ihr Vater vor dem „Ponyreiten“ stehen bleibt. Was soll denn das?

„Du bist ja eine Squaw“, sagt er gut gelaunt. „Die reiten doch über die Prärie.“

„Ich bin Ribanna“, erklärt Carolin kläglich. Das ist ihr wichtig, denn Winnetous große Liebe ist ihre Lieblingsindianerin. Deshalb hat sie auch ein Kostüm ausgesucht ohne so ein besticktes Oberteil. Dann könnte man sie nämlich für Nscho-tschi halten, Winnetous Schwester und Old Shatterhands große Liebe. Das will sie aber nicht.

„Sieh nur, die Ponys werden geführt.“

„Ach!“ Mit einem Schlag wird Carolin nervös. Auch das noch. Pferde, Pony, Reiten … Das ist so gar nicht ihr Ding. Die Fastnachtstage sind eh schon so aufregend. Und gestern, am Samstag hat ihre Klasse am Jugendmaskenzug teilgenommen. Gemäß dem Motto des Zuges Määnzer Sprüch´ un Ausdrück lief sie mit ihren Klassenkameraden Helau rufend und winkend durch die Stadt, um den Hals ein Plakat mit der Aufschrift Weck, Worscht un Woi.

Vor lauter Aufregung vor dem großen Tag hatte sie in der Nacht zum Samstag kaum geschlafen. Und weil sie nach dem Umzug noch komplett unter Strom stand, war die letzte Nacht kaum besser gewesen.

„Ja“, erklärte ihre Oma am Morgen beim Fleischwurst-Frühstück: „So was bleibd nidd in die Kleidä schdegge …Do sinn die Kinnä mied…“

Ganz gegen ihre Gewohnheit bekam Carolin kaum etwas runter. Dazu der Kommentar ihrer Oma: „Ess fä de Hungä, der kimmd …“

Jetzt steht sie hier und soll eine Runde auf einem Pony reiten, das dieser alte Mann führen wird. Bei dem Gedanken macht sie sich fast in die Hose. Reiten! Nee! Sie sieht sich um und entdeckt etwas: Gegenüber können Kinder Auto fahren. Die Autos laufen lustigerweise in solchen Spuren wir die kleinen Wagen der Carrera-Rennbahn von ihrem Freund Heinz. Mit ihm spielt sie ganz oft Autorennen. Carolin nimmt immer den Jaguar, weil sie den am besten erkennt, an der Form. Sie deutet zu den Autos: „Ich will aber das da fahren.“

„Das machen wir danach.“ Fröhlich schleppt ihr Papa sie zum Schalter.

Ruckzuck ist ein Ticket gekauft. Carolin wird auf ein Pony gehievt. Das stinkt. Ein alter Mann mit Kappe nickt ihr zu und los geht es. Sie wackelt auf dem Tier hin und her, versucht, Haltung zu bewahren, traut sich nicht, die Zügel loszulassen, um sich an der Stirn zu kratzen. Die Perücke sieht zwar toll aus, juckt aber unerträglich.

Am Rosenmontag bin ich geboren … schallt es – und ein paar Pony-Schritte weiter: Mathilda, Mathilda 

Als sie endlich von dem Pony heruntergehoben wird, ist sie den Tränen nahe. Erschrocken sieht ihr Vater sie an. „Hat dir das keinen Spaß gemacht?“

„Nicht so richtig.“ Sie schnieft und wirft ihm diesen ganz besonderen Blick zu. Aus Erfahrung weiß sie,  dass es geschickt ist, so zu gucken. Bei ihrer Mama wirkt es nicht so gut, bei ihrem Papa sehr wohl.

vlcsnap-2016-06-03-17h38m11s510Ratzfatz kriegt Carolin ihre Bratwurst und eine Bluna. Danach gibt es noch eine Tüte Süßigkeiten.  In einem blauen Mercedes Cabrio fährt sie schließlich in dieser Spur so wie die Autos auf der Rennbahn von Heinz. Drafi Deutscher schmettert: Marmor, Stein und Eisen bricht … Lässig legt sie sich in die Kurve.

 

 

Geschichten und Erinnerungen von Paula Dreyser

Calling USA von Paula Dreyser

 

Die Magie der Christuskirche und die Faszination der Pinte

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(Foto: Liborio Lee Palermo II, 1976. Bearbeitet von Meikel Dachs)

Samstag, November 1979

„Leute, eigentlich will ich da jetzt gar nicht rein“, erklärte Steffi und drehte sich zu ihren Begleitern um.

Zusammen mit ihren Schulkameraden Peter und Martin stand sie vor dem Eingang zum Coupe 70.

„Frauen!“, stöhnte Martin.

„Hatten wir das nicht gerade am Bahnhof besprochen? Erst Coupe 70, dann in der Pinte vorbei schauen und danach – mal sehen …“ Peter zog die Augenbrauen hoch.

„Ja!“ Steffi betrachtete sich intensiv ihre Fingernägel. „Pinte find ich jetzt aber doch besser.“

„Na gut.“ Martin zuckte die Achseln. „Da wären wir ja sowieso als Nächstes hin.“

„Ja, was soll´s?“ Peter machte auf dem Absatz kehrt.

Sie überquerten die Fußgängerampel an der Kaiserstraße und liefen Richtung Neubrunnenstraße.

„Nicht, dass Frauen oft ihre Meinung ändern würden …“ Martin konnte es nicht lassen.

Steffi ignorierte ihn. Immerhin hatte sie ihren Willen durchgesetzt.

Die Kaiserstraße war durch eine bepflanzte Anlage in zwei Fahrbahnen unterteilt. Zu ihrer Linken erstreckte sich die von Bäumen umgrenzte Grünfläche bis zur Christuskirche. Die Dämmerung setzte gerade ein, an diesem recht milden Novemberabend. Eine Weile blieben sie stehen und betrachteten die Kirche.

„Irgendwie hat der Anblick was Magisches …“, seufzte Peter.

„Sieht toll aus“, bestätigte Martin knapp und zündete sich eine Zigarette an.

„Nicht der Dom, aber sehr schön“, fügte Steffi hinzu.

„Am schönsten sind die Schulgottesdienste am Anfang vom Schuljahr“, feixte Peter.

Sie lachten.

„Gegengewicht zum Dom, sollte sie sein. Also ich weiß nicht“, überlegte Steffi.

„Wie kommst du jetzt auf so was?“ Verwundert blickte Martin zu ihr.

„Wie sprechen gerade in Geschichte darüber.“

Sie schwiegen. Die Kuppel der Kirche wirkte wie ein Tempel. Das hatte was! Einige Passanten verlangsamten ihren Schritt, andere blieben ebenfalls einen Moment stehen.

„Irgendwie gibt es so ein paar Dinge in der Heimatstadt, die einem ans Herz gewachsen sind.“

„Heimatstadt! Mensch, Peter! Du hörst dich an wie mein Opa.“ Martin grinste.

„Ja, aber er hat doch recht.“ Lydia nickte Peter zu.

 

Fünf Minuten später betraten sie die Pinte. Hier herrschte eine andere Art von Magie, die eine andere Art von „Heimatgefühl“ auslöste.

Junge Leute unterhielten sich lärmend an voll besetzen Tischen. Die Bar neben dem Eingang war ebenfalls dicht bevölkert. An der Decke blitzten leere Flaschen, Rauchspiralen hingen wie bizarre Quallen in der Luft, der Zigarettenqualm schmerzte in den Augen.

„Gude!“ „Ihr hier und nicht in Hollywood – grosaadisch!“ „Hallo?“ „Alles klar?“ Das war Heimat pur!

Weiter hinten fanden sie – oh Wunder – einen freien Tisch. „Zwei Cola, ein Pils“, rief Martin gut gelaunt der Bedienung zu.

Peter Maffay seufzte So bist du.

„Was habt ihr eigentlich nach der Schule vor?“, rief Steffi über den Tisch hinweg. Der Geräuschpegel war ziemlich hoch.

„Jura studieren.“ Martin zog die Nase kraus. „Mal sehen, ob es das ist, was ich wirklich will. Isch waas es nidd.“ Seine Zigarette klebte in einem Mundwinkel. Wegen des aufsteigenden Rauches musste er ein Auge zukneifen.

„Germanistik ist für mich auf jeden Fall das Richtige.“

Peters tiefe, volle Stimme brachte Steffi immer noch zum Schmelzen. In der elften Klasse war sie in ihn verknallt gewesen, aber jetzt nicht mehr. „Wir sehen erst mal zu, dass wir unser Abitur hinkriegen“, warf sie ein.

„Ja, Mann.“ Martin stöhnte. „Im April geht es los. Aber danach …“ Er setzte sich gerade hin, legte eine Hand an die Stirn, als wollte er salutieren. “… Dann heißt es: Schlossgymnasium auf Nimmerwiedersehen!“

„Perversiko – uff Ex!“ Am Nachbartisch, den Steffi mühelos anfassen konnte, wenn sie sich etwas vorbeugte und dabei den Arm ausstreckte, warfen drei junge Männer die Köpfe nach hinten und kippten sich Persiko in den Hals.

Peter schüttelte sich. „Koppweh …“

„Männä …“ Der Redner vom Nachbartisch, so um die zwanzig mit aschblonden kinnlangen Locken, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund.

Steffi erinnerte sich daran, dass er gerade sein Moped vor der Pinte geparkt hatte, als sie gekommen waren. Er gefiel ihr.

„Jetzd bestelle mä Cola-Bieä“, fügte der Blonde hinzu.

Zustimmendes Gemurmel.

„Rischdisch“, erklärte sein Gegenüber, ein drahtiger Dunkelhaariger mit Palästinenser-Tuch um den Hals. „Sunsd see mä die Zahle dobbeld.“

„Des wäer nidd so gud“, pflichtete der dritte im Bunde, ein kleiner Zierlicher in schwerer Lederjacke, bei, während er die Würfel mit einer Hand zusammenschob und in den Becher fallen ließ.

„Würfel-Pasch!“, stellte Martin fest. „Wir könnten auch ein paar Runden spielen.“ Grinsend sah er von Peter zu Steffi.

„Och nee!“ Steffi wehrte ab. Sie hasste es, wenn die Jungs ständig Würfel-Pasch spielten, ein verbreiteter und beliebter Zeitvertreib in der Pinte.

Peter zog die Brauen nach oben, setzte an, um einen Kommentar abzugeben, kam aber nicht dazu.

Weiter vorne in der Nähe der Theke grölte jemand: „Mann, kann mal einer Peter Maffay abdrehen“.

Sofort wurden zustimmende Rufe laut. Kurz danach klangen die ersten Töne von Smoke On The Water durch den Raum, begleitet von beifälligen Kommentaren und vereinzeltem Klatschen. Das Publikum stand eindeutig nicht auf deutschsprachige Musik.

Als wieder etwas Ruhe eingekehrt war, wendete sich Peter an Steffi. „Was machst du nach der Schule?“

„Eine Lehre zur Buchhändlerin.“ Sie griff nach ihren Zigaretten, was ihr einen missbilligenden Blick von Peter einbrachte.

„Wo?“, fragte Peter nach.

„Buchhandlung Krichtel.“

„Sind Buchhändlerinnen nicht so ein bisschen wie graue Mäuse?“ Martin grinste.

Bevor Steffi sich darüber aufregen und ihre Berufspläne verteidigen konnte, schwoll die Geräuschkulisse an. Einige sangen den Refrain des Liedes lauthals mit. Smoke On The Water … Fire In The Sky.

„Ob ´ne Buchhändlerin eine graue Maus ist, hängt ja wohl von der Frau ab“, kam Peter ihr zu Hilfe, als die Sänger verstummt waren. „Dafür sehe ich bei Steffi keinerlei Anzeichen.“

Dafür schenkte sie ihm ihr schönstes Lächeln.

„Jaja, ist klar“, stimmte Martin rasch zu.

„Was würde dich denn interessieren, wenn du dir mit Jura nicht sicher bist?“ Herausfordernd wandte sich Steffi an ihn.

„Politik, die Grünen. Oder ich eröffne einen Buch- und Schallplattenladen. Hätte ich auch Lust zu.“

Grammy in der Augustinergasse ist super.“ Peter wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht, um den Rauch zu vertreiben. Für Nichtraucher war der Aufenthalt in der Pinte eine echte Herausforderung.

„Stimmt!“ Martin deutete mit dem Zeigefinger in Peters Richtung.

Wieder wurde es in der Pinte lauter, weil mehrere Leute in den Refrain von Who Are You einstimmten.

Der blonde Mopedbesitzer vom Nebentisch erhob sich, machte sich auf in Richtung Theke, nicht ohne Steffi zuzuzwinkern.

„Du weißt ja Beschied, Karl. Wer hinter die Theke läuft, muss den Jungs und Mädels hinter dem Tresen ´ne Runde Appelkorn ausgeben“, rief der mit dem Paläsinenser-Tuch ihm hinterher.

Nach der kurzen Ablenkung wandte sich Martin wieder seinen Freunden zu. „Wo gehen wir eigentlich später hin? Die Pinte ist ja zum Aufwärmen!“

La Bastille“, erklärte Steffi kategorisch.

„Magisches Dreieck: Goldstein – Orfeo – Terminus!“ Peter nickte bekräftigend.

„Mensch Leute …“ Der Mopedfahrer, erstaunlicherweise bereits zurück von der Theke, blieb kurz stehen, hob den Zeigefinger und grinste. „Vodoo ist angesagt.“

Sie sahen sich an: Ja, warum nicht?

 

Romane von Paula Dreyser aus dem deutsch-amerikanischen Milieum im Mainz der 70er- und 80er-Jahre

Calling USA auf Amazon sowie überall im Buchhandel und beim VA-Verlag

Mein GI für einen Sommer als E-Book auf Amazon /

 

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Schwerverletzter in der Neustadt – Zeugen gesucht

Mainz (ots) – Mainz, Wiesenweg, 23.05.2016, 03:09 Uhr bis 03:30 Uhr

Insgesamt fünf pakistanische Staatangehörige verbrachten zusammen Zeit in einer Wohnung im Wiesenweg, Mainzer Neustadt, nahe der Bahnlinie. Einer der Männer, ein 26-Jähriger, erhielt gegen 03:05 Uhr von einer bislang unbekannten Person einen Anruf auf seinem Handy. Nach kurzem Gespräch auf pakistanisch verließ er die Wohnung, um vor dem Haus zu telefonieren. Nach wenigen Minuten hören die Bekannten durch das gekippte Fenster ein Röcheln und fanden den 26-Jährigen auf dem Bauch liegend. Er war bewusstlos und blutete stark im Gesicht. Bei der medizinischen Versorgung vor Ort durch einen Notarzt und der später erfolgten Untersuchung im Krankenhaus wurden mehrere Knochenbrüche am Kopf festgestellt. Aufgrund der Gesamtumstände schließt die Polizei einen Sturz als Ursache aus und muss davon ausgehen, dass diese Verletzungen durch Gewalteinwirkung entstanden sind.

Die Polizei sucht dringend Zeugen, die die Tat gesehen haben oder denen in der Nacht rund um die Tatzeit Personen in diesem Bereich aufgefallen sind.

Hinweise bitte an die Polizeiinspektion 2 in der Neustadt: 06131 – 65 4210

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Mainz
Pressestelle

Telefon: 06131-65-3080
E-Mail: ppmainz.presse@polizei.rlp.de

falsche Wohnbau Mitarbeiter unterwegs

Mainz (ots) – 20.05.2016

Bereits am Dienstag rüttelten zwei Männer an der Wohnungstür einer Dame in der Weisenauer Bleichstraße. Als sie die Tür öffnete, standen dort zwei Männer, die in schlechtem Deutsch abgaben, für die Mainzer „Wohnbau“ zu arbeiten. Beide Männer hätten keine Arbeitskleidung getragen. Da die Beiden mach Ansicht der Wohnungsmieterin nicht wie Mitarbeiter der Wohnbau wirkten, fragte die Frau später dort nach. Hier erfuhr sie, dass keine Mitarbeiter in dieses Haus entsandt worden waren. Die beiden Männer werden wie folgt beschrieben: 1. Etwa 30-35 Jahre alt, etwa 1,80 Meter groß und schlank, Südländer, bekleidet mit Jeanshose und Jeansjacke 2. Gleiches Alter, etwa 1,65 Meter groß und schlank, Südländer, bekleidet mit dunklem Kapuzenpulli Beide fuhren mit einem weißen Kastenwagen mit blauer Aufschrift und Eiskristallzeichen in Richtung Portlandstraße davon.

Hinweise bitte an die Kriminalpolizei Mainz, Telefon: 06131-653633

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Mainz
Pressestelle

Telefon: 06131-65-3080
E-Mail: ppmainz.presse@polizei.rlp.de

Begegnung an der Litfaßsäule (Freitag, 21. März 1975)

1975, Bahnstr., Parfümerie SimonkopieFoto von Herrn Karl Hermann Matthias, gepostet mit der ausdrücklichen Erlaubnis des Urhebers. (Herr Matthias war 42 Jahre lang Lehrer für Kunst, Deutsch und Geschichte an der Kanonikus-Kir-Realschule.).

Leseprobe aus dem laufenden Romanprojekt „Woodstock ist nicht alles…“(Arbeitstitel)

Orte der Handlung: Schillerplatz – Münsterplatz – Bahnhofstraße

Warum sieht der mich so an? Olivia schwelgte noch in dem federleichten Hochgefühl des Nachmittags in der Wohngemeinschaft. Der Blick des GIs störte sie. Gerade war er an die Litfaßsäule herangetreten –jetzt stand er dort, sehr aufrecht, sehr gerade, genau in dem Ausschnitt, den sie zeichnete. Über seinem Kopf blitzte die Reklame für eine Single von Udo Jürgens: Griechischer Wein, gleich daneben eine Kinowerbung: Der Pate, Teil 2.

Unschlüssig trat sie ein paar Schritte zur Seite. Der Amerikaner folgte ihr mit den Augen, die Brauen etwas nach oben gezogen. Ein angedeutetes Lächeln umspielte seinen Mund, freundlich, ein klein wenig spöttisch. Groß und schlank war er, das Gesicht schmal und kantig, die Haare aschblond.

An wen erinnert er mich nur? Sie starrte zurück, obwohl sie das gar nicht wollte. Bestimmt ein Pilot, stationiert in Finthen. Das leichte Kribbeln im Sonnengeflecht irritierte sie. Was sollte das? Ami go home.

Seit sie dabei war, in Werners Welt einzutauchen, hörte sie Janis Joplin und Jimi Hendrix, bedauerte zutiefst, dass sie 1968 zum Woodstock-Konzert erst neun Jahre alt gewesen war. Das Gefühl, zu spät geboren zu sein, nagte an ihr. Jetzt war sie sechzehn, bereit, hatte aber diese wunderbare Zeit des Aufbruchs und der neuen Ideen knapp verpasst.

Sie stand mit dem Amerikaner auf einer Höhe, der Abstand zwischen ihnen betrug etwa zwei Meter. Ihr stockte der Atem. Ob vor Erstaunen oder Entrüstung hätte sie nicht sagen können. Der GI hob grüßend die Hand und nickte ganz leicht in ihre Richtung, etwas herausfordernd.

Sie warf ihm einen giftigen Blick zu, steckte den Zeichenblock in die bunte Hirtentasche und lief an der Litfaßsäule vorbei zur Haltestelle der Buslinie Nr. 13. Blaue Augen und blonde Haare. Ich mag sie sowieso lieber dunkler. Olivia fühlte sich völlig verunsichert.

Auf dem Schillerplatz war viel los wie in der gesamten Mainzer Innenstadt. Es war kein gewöhnlicher Freitag, sondern der Freitag vor dem Karfreitag und die Schulferien hatten bereits begonnen.

Sie zwang sich dazu, sich nicht mehr umzudrehen. Der GI interessierte sie grundsätzlich nicht, weil die Amis die Bundesrepublik seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges besetzt hielten, und auch deshalb nicht, weil er sie davon abgehalten hatte, ihre Zeichnung weiter zu verbessern.

Mit Zeichnen konnte Olivia das Leben ertragen. Nicht, dass ihr Leben schlecht gewesen wäre. Alles in allem konnte sie sich nicht beklagen, weder über ihre Familie noch über ihre Freunde. Die Lehre in der Gutenberg-Buchhandlung war nicht schlecht … Aber Olivia suchte unermüdlich nach einem Sinn in ihrem Leben. Oft träumte sie sich hinweg, weil das wahre Leben nicht ihren Vorstellungen entsprach. Also zeichnete sie – zu Hause auf ihrem Bett, in der Mittagspause in dem kleinen Aufenthaltsraum der Mitarbeiter, vorm Fernseher, am Frühstückstisch, am liebsten aber irgendwo in Mainz, um etwas von ihrer Stadt auf dem Papier festzuhalten. An der Litfaßsäule hatte sie die letzten Tage in ihrer Mittagspause immer wieder gearbeitet. Gerade eben wollte sie der Skizze den letzten Schliff verpassen.

Als der Bus anhielt, stieg sie ein, froh darüber, einen Fensterplatz im hinteren Bereich zu ergattern. Automatisch, ohne ihren Willen zu beachten, drehte sich ihr Kopf zur Seite. Er stand immer noch da. In ihrem Bauch flatterte ein Schmetterling. Schnell schaute sie wieder weg. Das kam nicht in Frage.

Benny, der Ultralinke in Werners WG, hatte ihr heute wortreich erklärt, warum die US Army eine Besatzungsarmee und die USA ein kapitalistisches Land waren. Olivia hatte seinen Ausführungen aufmerksam gelauscht, aber trotzdem nicht alles verstanden. So sehr sie auch dazu gehören wollte, die Argumentation leuchtete ihr nicht vollkommen ein, und – was noch schwieriger zu unterdrücken war – es fühlte sich so komisch an. Olivia dachte an Bert aus Tennessee, der an der Mainzer Uni zusammen mit ihrer Mutter studiert hatte und ihre Familie manchmal besuchte, an ihre Verwandten in Maryland, die ebenfalls zu Besuch kamen. Alle diese Menschen mochte sie.

Aber eine Wohngemeinschaft! In der Altstadt! Sie war in einer gewesen, hatte auf dem Boden gesessen, selbstgedrehte Zigaretten geraucht, Tee getrunken. Stapel von Spiegel-Ausgaben überall, auch auf dem kleinen Klo mit Ziehspülung, Unmengen von schmutzigem Geschirr in der Spüle, Bierkästen unter dem Küchentisch. Das nächste Mal würde sie auch an der Haschischpfeife ziehen und das Kommunistische Manifest würde sie sowieso lesen. Vielleicht konnten die Gespräche und die Atmosphäre in der WG ihre innere Leere füllen. Das war womöglich sogar noch besser als Zeichnen.

Als der Bus am Münsterplatz hielt, erregten zwei junge Mütter, die mit riesigen Kinderwagen vor dem Schaufenster des Kinderladens standen und sich unterhielten, ihre Aufmerksamkeit. Ein schönes Motiv. Ihr Blick schweifte zur fünften Etage des Gebäudes neben dem Kinderladen. Sie liebte die Reklame, die auf dem Dach angebracht war. Dort prangte in riesigen Lettern: Dujardin, in Schrägschrift und daneben: Imperial, in gerader Schrift.

Darauf einen Dujardin, ging ihr durch den Kopf. Ein glitzerndes Glas mit bernsteinfarbener Flüssigkeit vor dem lächelnden Gesicht eines älteren Herrn. Olivia mochte die Fernsehwerbung. Als sie für einen Moment die Augen schloss, verwandelte sich das Gesicht des Mannes aus der Werbung und der GI von der Litfaßsäule lachte ihr zu. Erschrocken riss sie die Augen weit auf, setzte sich hastig gerade hin, als könnte sie sich auf diese Art und Weise disziplinieren.

Der Bus bog in die Bahnhofstraße ein. Als ihr Blick auf die Hauptpost fiel, erinnerte sie sich an die Ferngespräche in die USA, die sie früher, als sie noch klein war, zusammen mit ihrer Mutter dort geführt hatte. Was für ein Abenteuer … Jetzt fuhr der Bus an der Parfumerie Simon vorbei. Einige der Damen, die dort bedienten, sahen aus wie amerikanische Filmschauspielerinnen …

Bereits erschienen: „Calling USA“, Roman von Paula Dreyser, eine „deutsch-amerikanische“ Geschichte im Mainz der späten 70er-Jahre -überall im Buchhandel oder beim VA-Verlag

 

 

 

Amarena- oder Früchtebecher? – Der Eissalon Venezia in der Lotharpassage

Lotharpassage Mitte Ende 70er öffentlich genehmigtes Pressebild dpa

Lotharpassage in den 70ern, öffentlich genehmigtes Pressebild, dpa.

 

„Riecht hier schon etwas streng!“ Marie rümpft die Nase und eilt an der Fischküche am Beginn der Lotharpassage vorbei.

„Es stinkt bestialisch“, erklärt Dieter und grinst.

Petra ist es recht, dass ihre Eltern einen Zahn zulegen, um dem Duft zu entkommen, denn sie kann es kaum erwarten. Ihrem Vater scheint es ähnlich zu gehen. Zügig marschiert er voran, bleibt auch nicht vor dem Schaufenster mit den Briefmarken und Münzen in der Auslage stehen.

Mit einem Mal wird Petra hektisch, kommt sogar ins Laufen, würdigt auch die Schaufenster von Woolworth, diesem herrlichen Ramschladen, nicht eines Blickes, denn an einem sonnigen Samstagnachmittag im Mai wird es voll sein – im Eissalon Venezia. Das kann man sich ja wohl denken.

„Das beste Eis in Mainz und Umgebung!“, pflegt ihr Vater mit erhobenem Zeigefinger zu sagen.

„Dess Eis is es bessde fun gonns Meenz!“ So lautet das kategorische Urteil von Onkel Richard.

Recht haben sie. Das Eis vom Dolomiti ist auch nicht zu verachten. Der Dolomiti-Eissalon auf der Großen Bleiche sieht auch schöner aus und das wundervolle Schaufenster vom Juweliergeschäft Weiland befindet sich direkt nebendran. Da ist der Schmuck immer so toll dekoriert. Einmal waren sogar Wände im Schaufenster aufgestellt mit Malereien nach Art der alten Ägypter, in deren Tempeln und Pyramiden. Wie ihre Freundinnen schwärmt die elfjährige Petra für ägyptische Pharaonen und Pharaoninnen. Ihre Favoritin ist Nofretete, diese bildschöne Königin, deren Büste sie in einem Fotoband und im Geschichtsbuch ihrer Kusine, die schon in die sechste Klasse geht, gesehen hat.

„Puh.“ Ihre Mutter rümpft die Nase, als eine leichte Brise den Fischgeruch wieder heranweht.

Da flattert etwas vor Petras Füße: ein Blatt aus einer alten Zeitung. Sie erkennt die Beatles auf einem Foto und bleibt kurz stehen. Auf dem Seitenrand ist trotz des Drecks zu entziffern:  Allgemeine Zeitung … 8. Mai 1970. Um etwas von der Schlagzeile lesen zu können, muss sie sich nach vorne beugen: Trennung … letzte offizielle Beatles-LP … Ach wie blöd. Petra mag die Beatles, George Harrison ist ihr am liebsten. Aber noch lieber hört sie Michael Holm. Mendocino, Mendocino …

„Na, wo bleibt ihr denn?“ Dieter steht schon vor dem Venezia und winkt. An ihm vorbei schlüpfen mehrere Leute in den Eissalon. Jetzt gerät Petra in Panik. Früchtebecher oder Amarenabecher, geht es ihr durch den Kopf, während sie losrennt, nicht ganz so schnell, eher sachte. Es gehört sich nun mal nicht, durch die Lotharpassage zu rennen, schon gar nicht, wenn viele Leute unterwegs sind.

Ihre Mutter bleibt doch noch vor einem Geschäft mit Lederwaren stehen. Egal – Hauptsache, ihr Vater und sie sichern einen Platz. Atemlos huscht Petra hinein in den Salon. Der immer etwas grantig wirkende Besitzer schaut ernst drein. Ist wurscht! Aufatmend lässt sie sich neben ihrem Vater auf einen Stuhl fallen. Geschafft! Glücklich schauen sich beide an. Der Eissalon füllt sich schnell. Stühle werden gerückt, ein paar Worte gewechselt, Kinder lachen.

„Also, was nehmen wir?“ Vergnügt reibt Dieter sich die Hände, rückt seine Brille zurecht und sieht aus wie ein kleiner Junge. „Frucht oder Amarena?“

„Ach, ich weiß nicht!“ Petra hat Spaß an diesem Spiel. Es gehört zu dem Eissalon-Vergnügen. Tatsache ist, dass sie sich gar nicht entscheiden müssen, weil sie beide, Vater und Tochter, auf jeden Fall zwei Eisbecher verdrücken werden. Es geht eigentlich nur um die Reihenfolge. Herausgestellt hat sich, dass es besser ist, zuerst einen Amarenabecher niederzumachen und danach einen Früchtebecher zu vertilgen. Weil die Amarena-Kirschen unglaublich süß sind und das Säuerlich-Fruchtige vom Früchtebecher danach sehr gut passt. Durst kriegen sie dann sowieso und direkt nach dem Eis gibt es ja auch nichts zu trinken. Das muss dann eben ausgehalten werden.

„Ach, ihr seid ja schon sehr beschäftigt.“ Schmunzelnd tritt Marie an den Tisch heran, stellt ihre schwarze Lederhandtasche ordentlich auf einem Stuhl ab. Dann nimmt sie Platz, achtet darauf, dass ihr Kleid nicht krumpelt.

„Ich nehme den Amarenabecher.“ Dieter nickt vielsagend.

„Ich auch!“, kräht Petra.

„Ja bitte?“ Die junge Bedienung mit den tollen, langen, schwarzen Haaren ist eine ganz Freundliche. Lächelnd zückt sie ihren Block.

„Zwei Amarenabecher, bitte.“ Jetzt ist Petras Vater wieder ein ernster, gesetzter Familienvater, spricht mit tiefer Stimme.

„Für mich ein Eistürmchen“, flötet Marie und spitzt die Lippen.

Ja, das schmeckt auch gut, denkt Petra, ist aber ne viel zu kleine Portion.

Eine italienische Familie mit zwei kleinen Kindern übernimmt den Nebentisch mit lautem Gerede und viel Gestik. Die beiden Erwachsenen nicken freundlich herüber. Dann unterhalten sie sich quer durch den Raum mit dem Besitzer. Es dauert eine Weile, bis die Familie sich sortiert hat. Vor allen anderen kriegt der etwa fünfjährige Junge – ein ganz Wilder, mit Spielzeugpistole am Halfter – eine Portion Erdbeereis im Becher, mit Waffel. Sofort hält er Ruhe. Glücklich beschäftigt er sich mit seinem Eis. Nach einer Weile versucht er, seiner vielleicht zweijährigen Schwester, die, in rosa Kleid und mit rosa Haarschleife, friedlich auf dem Schoß ihrer Mutter sitzt, von dem Eis etwas einzuflößen. Am Ende schmiert er ihr den Mund voll damit, die Kleine leckt das Eis ab und kräht dabei vor Vergnügen. Das Mädchen ist im Nullkommanichts eingesaut. Die Eltern lachen.

Ach wie gemütlich, denkt Petra, bei mir wäre das nicht gegangen.

„Nicht mal ein Lätzchen“, flüstert Marie Dieter erstaunt zu.

Der schmunzelt. „Na ja …“, meint er und grinst.

Nachdem der Amarenabecher verputzt ist, ordert Dieter mit einem strahlenden Lächeln zwei Früchtebecher. Als er und Petra sich darüber hermachen, erklärt er: „Nachher gehen wir nochmal zum Fischtorplatz. Da steht die Bauhütte. Bald geht es ja los, mit dem neuen Rathaus …“

„Ach.“ Marie würde lieber die Ludwigsstraße entlangschlendern bis zum Schillerplatz und Schaufenster ansehen.

„Och.“ Petras Stimmung kippt ein klein wenig. Sie hat sich mit ihren Freundinnen zum Gummitwist verabredet. Ob das dann mit der Zeit noch hinhaut …? Na ja, so schlimm ist das Vorhaben ihres Vaters auch wieder nicht und ändern kann sie daran ja sowieso nichts…

Die Welt ist in Ordnung – im Eissalon Venezia. Das Eis schmeckt köstlich. Die Kinder halten Ruhe. Man gönnt sich und der Familie etwas.

 

Geschichten aus Mainz, früher und heute, von Paula Dreyser.

Mein GI für einen Sommer als E-Book auf Amazon / Calling USA als Taschenbuch und E-Book auf Amazon, überall im Buchhandel und beim VA-Verlag und bei Amazon, dort auch als E-Book.

 

 

 

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Es war einmal: Öffentliche Telefonzellen oder – etwas Privatsphäre unter schwierigen Bedingungen

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Leseprobe aus Calling USA von Paula Dreyser / Cover für die 2. AuflageFotos: Minya Backenköhler, Mainz; Fotolia, Urheber psdesign1 (57908455) und fotomek (54212049 + 96845895)

Mainz im August 1977

Die siebzehnjährige Schülerin Lydia „geht“ seit etwa zwei Monaten mit Steve, einem zwanzigjährigen GI. Lydias Eltern wissen noch nichts davon. Mit ihrer Freundin und Vertrauten Steffi sucht sie eine Telefonzelle auf, um Steve in den Lee Barracks anzurufen.

Ort des Geschehens: Telefonzelle in Mainz-Bretzenheim, Bahnstraße vor der Reinigung

 

„Mann.“ Steffi konnte es nicht fassen. „Keine Schlange davor.“

Lydia öffnete die Glastür der Telefonzelle und hielt sie einen Moment fest, damit die Kabine wenigstens etwas auslüften konnte. „Ist eigentlich nur selten der Fall, dass ich hier warten muss, höchstens mal am Wochenende. Aber an einem Donnerstagnachmittag wie heute ist damit nicht zu rechnen“, erklärte sie.

„Bei den Telefonzellen am Neubrunnenplatz oder in der Nähe vom La Bastille, die ich meistens benutze, ist das anders.“ Steffi stöhnte. „Ist fast immer jemand drin. Wenn ich am Wochenende telefonieren will, stehen regelmäßig mehrere Leute davor.“ Zögernd betrat sie den engen Raum und schaute sich vorsichtig um. „Die sind auch viel dreckiger als diese.“ Sie schnüffelte. „Stinkt hier auch nicht so.“

Lydia folgte ihr, was nicht ganz einfach war, denn die Falttür öffnete nach innen. Bis sie wieder zufiel, war der ohnehin begrenzte Platz noch spärlicher. Wollte man zu zweit hinein, musste man sich reinquetschen.

Sie atmeten auf, als die Glastür hinter ihnen wieder zugefallen war, obwohl dadurch die Luftzufuhr fast abgestellt wurde.

„Ja, in der Stadt gibt es ein paar, die sehr übel sind.“ Lydia legte ihre Tasche auf die Ablage, unter der die Telefonbücher hingen. „Wieso läufst du so weit? Ich kann ja verstehen, dass du das Telefonhäuschen in der Leibnizstraße nicht benutzen willst. Da könnten deine Eltern vorbeikommen und misstrauisch werden, aber in den Seitenstraßen gibt es doch bestimmt auch welche.“

Steffi lehnte sich gegen die Glaswand. „Sonntags gehe ich manchmal raus, weil mir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt. Ist Zeitvertreib, durch die Stadt zu laufen und eine Telefonzelle zu suchen. Die in der Nähe vom La Bastille gefällt mir am besten. Irgendwie fühle ich mich da gut und …“ Sie zuckte die Schultern. „… sicher.“

Lydia nickte. Die Diskothek war das Zentrum ihres Mikrokosmos, in dem sie sich frei und gleichzeitig geborgen fühlten.

„Mach jetzt!“ Steffi nahm den Hörer ab und hielt ihn Lydia ans Ohr.

„Alles klar, es tutet in der Leitung, der Apparat ist nicht kaputt. Lass uns die Zehner zählen.“

Sie nahmen alle Zehnpfennigstücke aus ihren Geldbörsen und legten sie auf die Ablage neben die Taschen.

„Zehn, eine Mark, das dürfte reichen.“ Lydia atmete tief durch.

„Lass uns noch eine Mark als Reserve dazulegen.“ Steffi war gründlich.

Eigentlich kostete ein Ortsgespräch nur zwanzig Pfennige, aber man wusste nie, wie viele Zehner durchfielen, ohne dass man den Grund dafür erkennen konnte. Manchmal schluckten die Telefone auch mehr Geld, die Ursache dafür blieb ebenfalls ein Geheimnis.

In der Kaserne anzurufen verursachte immer Stress. Sich dafür mit einer Freundin zusammenzutun, war ein beliebtes Vorgehen. Sie fühlten sich auf diese Weise nicht so allein und mutiger, gleichzeitig regten sie sich aber gegenseitig noch mehr auf.

Bisher lief für Steffi und Lydia alles sehr gut. Auf Anhieb hatten sie eine leere Telefonzelle in vernünftigem Zustand gefunden und verfügten über ausreichend Geld. Der Apparat schien zu funktionieren. Genau würden sie das aber erst wissen, nachdem sie die Wählscheibe bedient hatten.

An diesem nur mäßig warmen Augusttag waren die klimatischen Bedingungen in der Kabine vergleichsweise günstig. Trotzdem begannen sie zu schwitzen. Drei Seiten der Zelle bestanden aus Glas, eingefasst in breite, leuchtend gelbe Stahlblechstreifen. An der einzigen Stahlwand gegenüber der Tür hing das Telefon und rechts daneben etwas weiter unten eine Vorrichtung für die Bücher. Die Sonne hatte den Innenraum natürlich aufgeheizt. Die kurze Stoßlüftung wirkte sich nur für einen Moment aus, bis ihre Wirkung komplett verpuffte. Durch die aufkommende Hitze machten sich all die Düfte nach und nach bemerkbar, die permanent im Inneren schwelten, kalter Zigarettenrauch, Schweiß, Parfum und einige undefinierbare Duftnoten, eine im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Mischung.

„Patchouli!“ Lydia stöhnte, während sie aufgeregt in ihrer Umhängetasche nach dem Zettel mit der Telefonnummer suchte.

„Ist fast so schlimm wie Moschusöl.“ Steffi schluckte schwer. Dann starrte sie erstaunt auf das Stück Papier. „Weißt du die Nummer nicht auswendig?“

„Doch, aber ich fühle mich besser, wenn ich für den Notfall einen Spickzettel habe.“ Lydia spürte Schweißtropfen auf ihrer Stirn. „Mir wird manchmal beim Wählen für einen Moment schwarz vor Augen.“

„Kenn ich.“

Die Kombination aus Gestank, Wärme und Aufregung schlug schnell auf den Kreislauf. Steffi stöhnte und öffnete die Tür. Im Kontrast zu der abgestandenen Luft war das, was jetzt hereinströmte, frisch. Sie atmeten auf.

Als Leute vorbeigingen, schloss Steffi die Tür wieder. „Los jetzt! Mach schon!“

Lydia zitterte. Sie hatte schon früher in der Kaserne angerufen, aber dies war das erste Mal, dass es um Steve ging. Telefongespräche in die amerikanische Kaserne waren immer spannend, konnten sich geradezu dramatisch gestalten und ausarten. Eine entscheidende Rolle für den Ablauf des Geschehens spielte derjenige, der gerade Telefondienst hatte, der CQ, Charge of Quarters.

„Mensch Lydia, beeil dich, mir ist schon flau.“ Steffis Gesichtsfarbe veränderte sich.

„Ich kann noch nicht.“ Lydia stöhnte. „Eine Zigarette würde helfen, nur ein paar Züge.”

“Spinnst du, wir können in diesem Käfig doch jetzt nicht rauchen.” Steffi tippte sich an die Stirn.

“Wir rauchen draußen. Sollte jemand kommen, gehen wir schnell wieder rein.“

Steffi überlegte kurz, dann nickte sie. “Okay.“

Sie stießen die Tür auf, schlängelten sich nach draußen, zündeten eine Kool für beide an und zogen abwechselnd daran.

„Wenn mir jetzt der CQ erzählt, dass Steve mit einer anderen unterwegs ist, fahre ich sofort in die Barracks.“ Lydias Nervosität nahm zu.

„Da kommst du ja nicht rein.“ Steffi nahm die Zigarette und zog genussvoll.

„Manchmal geht es. Jemand muss für dich bürgen oder so ähnlich.“

In diesem Moment bog ein älterer Herr um die Straßenecke und spazierte gemütlich, aber zielstrebig auf die Mädchen zu. Steffi ließ die Zigarette fallen, trat sie aus und huschte hinter Lydia in das Häuschen. Der an ihnen haftende Rauch hing sofort wie eine übelriechende Wolke in der Kabine. Seelenruhig ging der Herr außen vorbei. Entgeistert sahen sie sich an, um dann leicht hysterisch loszulachen. Bis sie sich beruhigten, dauerte es eine Weile.

„Los jetzt“, japste Steffi, nahm den Hörer ab, reichte ihn Lydia und warf das erste Zehnpfennigstück in den dafür vorgesehenen Schlitz. Sie lauschten aufmerksam, andächtig. Die Münze blieb im Apparat, es hatte funktioniert. Die Nächste fiel allerdings durch.

„Mist!“ Steffi versuchte es wieder. Nach zwei weiteren Fehlschlägen blieb der Zehner im Kasten.

Mit zittriger Hand wählte Lydia sorgfältig eine Ziffer nach der anderen, während sie den Hörer ans Ohr hielt. Bei der vorletzten Zahl drehte sie die Scheibe nicht weit genug, sodass die Verbindung unterbrochen wurde. Lydia gab einen undefinierbaren, kläglichen Laut von sich.

„Oh!“ Steffi, mittlerweile kreidebleich im Gesicht, öffnete schnell die Tür und stellte sich dicht an den Spalt.

Wieder wählte Lydia, konzentrierte sich dabei so stark, dass sie einen Druck auf der Stirn verspürte. Diesmal klappte es. Aus dem Hörer tönte auch kein Besetztzeichen. Die Leitung war frei. Sie nickte Steffi zu, die wieder etwas Farbe im Gesicht hatte.

Am anderen Ende der Leitung nahm jemand den Hörer ab. „A Company, Fourth of the 69th Armor, Specialist Harrison speaking. How can I help you?”

“May I please talk to Private Gardner?” Lydias Stimme klang erstaunlich fest.

“Let me see, Mam. Just a moment.“ Der Soldat hielt den Hörer jetzt wohl zur Seite und sagte etwas, was Lydia nicht verstand.

Steffi blickte sie mit großen Augen erwartungsvoll an.

„Er spricht mit jemandem“, flüsterte Lydia. Die Anspannung, unter der sie stand, steigerte sich ins Unerträgliche.

Steffi stellte sich jetzt direkt neben sie und hörte mit. Es knackte. Am anderen Ende der Leitung wurde gesprochen, gelacht. Wortfetzen waren zu verstehen: Lady, Gardner, shower. Wie von der Tarantel gestochen fuhren sie auf und warfen sich einen alarmierten Blick zu. Shower, das absolute Unwort bei einem Gespräch mit dem CQ. Als Nächstes würde der diensthabende Soldat behaupten, dass Steve unter der Dusche stünde, was meistens bedeutete, dass er keine Lust hatte, jemanden nach ihm zu schicken. Würde Lydia in einer halben Stunde anrufen, bekäme sie höchstwahrscheinlich die gleiche Antwort.

Wieder knackte es. Dann war ein Rascheln zu hören. Jemand lachte. Worte fielen: girl, nice voice, downtown, La Bastille. Dann entstand eine Pause. Der Moment dehnte sich aus, dauerte ewig.

Lydia kam ein absurder Gedanke. Die Zeit in der Telefonzelle verstreicht für uns langsamer als außerhalb im richtigen Leben, genau wie bei der Besatzung der Enterprise, wenn sie durch ein Schwarzes Loch fliegt. Gerade als sie Steffi das erzählen wollte, erklang Steves Stimme gut gelaunt aus dem Hörer. „Hey Babe.“

Vor Erleichterung wurde ihr schwindlig.

Auch Steffi strahlte. Sie lächelte Lydia zu, bevor sie nach draußen ging. Das gehörte zum Verhaltenskodex.

 

„Calling USA“, Roman von Paula Dreyser, eine „deutsch-amerikanische“ Geschichte im Mainz der späten 70er-Jahre

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Christuskirche Mainz Bildergalerie

Die Christuskirche von Mainz ist eine evangelische Kirche, die von 1896 bis 1903 nach Entwürfen von Eduard Kreyßig erbaut wurde.

Gedacht als repräsentatives Gegengewicht zum Dom, ragt die 80 Meter hohe Kuppel der Christuskirche architektonisch aus dem Ensemble der Kirchtürme in der Innenstadt heraus.

Kreyßig hatte den Bau im Stil der italienischen Hochrenaissance – die Kuppel erinnert an St. Peter in Rom – entworfen. Als die Christuskirche 1903 nach siebenjähriger Bauzeit eingeweiht wurde, hatte die Stadt ein neues Wahrzeichen hinzugewonnen.
1945 wurde die Christuskirche schwer beschädigt, 1952 begann der Wiederaufbau des Gotteshauses. Heute finden in der Christuskirche nicht nur Gottesdienste , sondern auch Veranstaltungen, Ausstellungen und Konzerte statt.

http://christuskirche-mainz.de/

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Christuskirche im Jahr 1911
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Christuskirche im Jahr 1910
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Christuskirche 1930
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Christuskirche 1919
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Christuskirche 1913

Das Goldstein früher und heute oder – zwei Zigarettenlängen für eine Zeitreise

Bluhm Mainz 2

Wie eigenartig!“ Kopfschüttelnd zieht Katharina an ihrer Zigarette. “So – gepflegt.“

Alle drei schauen sich verdutzt an, bevor sie loslachen.

Hier draußen ist es aber in etwa noch so wie früher, davon abgesehen, dass es keine Bänke und langen Tische mehr gibt. Außerdem ist es natürlich viel ordentlicher und sauberer“, wirft Sophie ein.

Das versiffte Klo ist weg“, meldet sich Paula zu Wort. „Und da drüben, links vom Eingang, wo man auf die Schönbornstraße sieht, standen früher keine Tische. Da lungerten wir herum, versuchten verzweifelt, cool rüberzukommen und glotzten ständig auf die Straße, in der Hoffnung, dass sie endlich auftauchen würden.“

Auf den Gesichtern der drei Frauen breitet sich ein wehmütiges Lächeln aus.

Aber die Kastanienbäume, die Atmosphäre und irgendwie – die Luft … wie früher“, fügt Paula schließlich hinzu.

Na ja, im April riecht es eben schon langsam nach Frühling“, erklärt Sophie grinsend. „Früher gab es hier aber noch ganz andere Gerüche: Bierdunst, Wein, Zigarettenqualm …“

Ja, alle haben geraucht. Kippen waren salonfähig.“ Katharina hält ihre Zigarette hoch und schmunzelt. „Da habt ihr auch noch geraucht und keiner musste nach draußen gehen, um eine zu qualmen.“

 

Am Eingang zum Lokal raschelt es. Sie drehen sich um. Der smarte, grauhaarige Kellner tritt aus dem Restaurant in den Biergarten, setzt sich ganz in der Nähe auf einen Stuhl und zündet sich ebenfalls eine Zigarette an. Freundlich nickt er ihnen zu. „Bald können die Gäste draußen sitzen. Letzten Samstag war es so mild, dass einige Herrschaften es ziemlich lange im Freien ausgehalten haben“, sagt er gutgelaunt.

Der Biergarten war eigentlich immer der Renner.“ Paula kann es sich nicht erklären, aber mit einem Mal wird sie redselig gegenüber diesem Fremden. Irgendwie hat sie das Gefühl, dass sie sich unbedingt näher mit dem Mann befassen sollte. „Wissen Sie, wie es hier im Goldstein zuging, in den späten 70ern, so 76 bis 78?“

Ja, selbstverständlich.“ Der Mann grinst. „Da war hier de Deibel los! Viele Amis. Klasse Musik. Super Stimmung. Gitarrenspieler unter den Kastanienbäumen. Bier aus Flaschen. Klos, die man am besten mit Gummistiefeln betrat. Kult!“ Kurz überlegt er, fügt dann hinzu: „Aber im Vergleich zu den 60ern war es da schon deutlich ruhiger, zumindest was Schlägereien mit Amerikanern angeht.“

Eine Wahnsinnsstimmung, untermalt von Dark Side Of The Moon und 99 Luftballons.“ Sophie verdreht die Augen.

Ground Control To Major Tom.” Katharinas Wangen beginnen, sich zu röten.

Dadada“, japst Paula.

Wenn 500 Miles gespielt wurde, haben die Amis mitgesungen, einige mit Tränen in den Augen.“ Jetzt steht der Kellner auf und gesellt sich zu ihnen.

Die Frauen strahlen ihn an. Alle vier wechseln vielsagende Blicke miteinander. Sie bilden eine verschworene Gemeinschaft, die Gemeinschaft derer, die in ihrer Jugend im Goldstein unterwegs waren. Eine Gemeinschaft auf Zeit, auf sehr kurze Zeit, die aber in diesem Moment, an diesem Ort funktioniert.

Langsam dämmert es. Die Blätter der beiden mächtigen Kastanienbäume, deren Kronen sich wie ein lockeres Dach über den Biergarten wölben, rascheln geheimnisvoll. Oder flüstern sie? Hast du etwas Zeit für mich …

Fast erwartet man, dass junge Leute hereinkommen, um es sich gutgehen zu lassen, trinkend, lachend, rauchend. Take Your Protein Pills And Put Your Helmet On …

Paula stutzt, reibt sich die Augen. Hinter den ordentlichen Tischen und Stühlen auf gepflegtem Kies scheint sich eine Spalte in der Wirklichkeit aufzutun. Sie wird größer und gibt den Blick frei auf einfache Bänke, voll besetzt mit jungen Leuten, Deutschen und Amerikanern, an langen Tischen.

Schon am Kirschgarten war die Musik manchmal zu hören, auf jeden Fall aber dann, wenn man am Bluhm vorbeilief.“ Der Kellner grinst. „Übrigens – ich heiße Paul.“

Paula.“ „Sophie“. „Katharina.“

Man fing an zu schweben, sobald die Musik zu hören war …“

Stimmt, Sophie.“ Katharina lächelt vor sich hin. Alle anderen nicken. „Man war auch irgendwie elektrisiert …“

Peter Frampton!“ Genüsslich bläst Paul den Rauch aus.

Paula kommt es so vor, als wehten Klänge von der anderen Seite des Zeit-Spaltes herüber: Show Me The Way, Everyday …

Songs von Peter, Paul and Mary sind heute noch meine Favoriten“, erklärt Paul. Ganz weich klingt seine Stimme.

Da macht es Klick bei Paula. „Du warst also in den späten 70ern hier? Kannst du – Gitarre spielen?“ Mit einem Mal ist sie sehr aufgeregt.

Das springt auf Katharina und Sophie über. Sie haben eine Ahnung, um was es gehen könnte.

Paul sieht von einer zur anderen, mit gefurchter Stirn, lächelt schließlich. „Ich saß mit meinen Kumpels unter einem der Bäume, spielte Gitarre und wir sangen dazu.“

Ist ja ein Ding!“ Sophie lacht auf.

Hannes Wader …!“ Katharina sticht mir ihrer fast aufgerauchten Zigarette Löcher in die Luft.

„… ja, da war einer dabei, der konnte Hannes Wader gut imitieren“, frohlockt Sophie.

Heute hier morgen dort! Mensch, du warst einer der Typen, die hier Gitarre spielten“, jubelt Paula.

Jetzt ist es so, als würden sie sich schon ewig kennen, seit ihrer Jugend – sozusagen …

Für unsere musikalischen Einlagen gab es freie Getränke vom Wirt.“ Paul genießt die Aufmerksamkeit und Begeisterung seiner neuen alten Bekannten.

Ihr habt auch Lieder von Donovan gesungen und von Bob Dylan.“

Genau, Katharina. Einer meiner Kumpel konnte prima Mundharmonika spielen.“

Knock, knock, kockin´ On Heaven´s Door …”

Erstaunt blicken alle auf Katharina, die sich ganz leicht in den Hüften wiegt und Dylans Hymne vor sich hin summt.

Der Wirt vom Goldstein, den habe ich ein paar Jahre später in der Lebensmittelabteilung der Quelle am Brand gesehen. Das war ganz komisch.“

Ja Paula, das kann ich mir vorstellen. Leute, die zu der Freitag- und Samstagabend-Magie im Goldstein gehörten, im wirklichen Leben zu treffen – merkwürdig.“ Sophie seufzt. „Mann, hier gingen aber auch interessante Typen ein und aus. Gab es da nicht so einen riesigen, immer schwarz gekleideten Mann mit Narben an den Beinen?“

Stimmt!“ Katharina zündet sich direkt die nächste Zigarette an, nachdem sie auch Paul eine angeboten hat, der dankend annimmt. „Es gab Gerüchte darüber, dass der KGB ihn gefoltert hätte. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber es wurde immer wieder behauptet.“

Betretenes Schwiegen. Auf der anderen Seite der Zeit-Spalte beherrscht ein großer, schwarzgekleideter Mann die Szene.

Drinnen, in der Ecke in der Nähe von dem altmodischen Ofen saß oft ein, na ja, Obdachloser“, fällt Paula ein. „Der hatte Krücken.“

Der Berber-Jupp“, erklärt Paul sofort. „Langer Rauschebart, sprach fließend Französisch, las viel. Wir haben ihm immer mal was zum Lesen mitgebracht, Taschenbücher, Westernhefte. Er mochte alles.“

Er sprach fließend Französisch?“ Das interessiert Katharina.

Er war in französischer Kriegsgefangenschaft gewesen.“

Andächtiges Schweigen folgt. Aus dem Spalt winkt ein ziemlich verwahrloster, bärtiger Mann mit einem Buch: Das siebte Kreuz.

Die Polizei kam ziemlich oft.“

Katharinas Bemerkung bringt Paula irgendwie in Fahrt. „Da mussten Sophie und ich uns verdünnisieren. Wir waren noch keine achtzehn und durften nach 22.00 Uhr gar nicht mehr in Kneipen unterwegs sein.“

Man konnte sich in Richtung Zitadelle verziehen …“

Nee Paul, da guckte die Polizei als Nächstes. Da wurde nämlich gerne was Anderes geraucht als nur Zigaretten …“ Wieder sticht Katharina mit ihrer Zigarette Löcher in die Luft.

Allgemeines Grinsen.

Paula erkennt verschwommen vier GIs in dem Zeit-Spalt. Die jungen Männer stehen schwankend auf einem Tisch, von dem aus sie den Stamm von einem der Kastanienbäume erreichen können. Unter Kichern hieven drei leicht torkelnde Amerikaner den vierten nach oben. Schwerfällig und prustend vor Lachen schafft der es auf den untersten Ast. Guys, I made it!, schreit der im Baum, rutscht sofort nach vorne und schmiert ab – zurück auf den Tisch. Paula überlegt, ob sie diese Erinnerung mit den anderen teilen soll, aber Paul kommt ihr zuvor, mit einem gänzlich anderen Thema.

Auch der Erwin war manchmal hier.“

Erwin Tinz, oder?“ Katharina furcht die Stirn. Sie und Paul nicken sich zu, als würden sie ein Wissen teilen.

Klärt ihr uns auf?“ Ungeduldig zuckt Sophie mit den Schultern.

Ein bekannter Stadtstreicher, ein Mainzer Original. War dafür bekannt, dass er zeitweilig aggressiv wurde. Dann hat er auch schon mal die Leute vor dem Theater angepöbelt. Er fiel dadurch auf, dass er sein Zeug in einem Kinderwagen oder Einkaufswagen durch die Gegend fuhr …“

Als Paul eine Pause macht, übernimmt Katharina: „Polizisten sammelten ihn ein, im Dezember, als er wieder mal krakeelte und randalierte. Dann fuhren sie ihn nach Nackenheim in die Weinberge und setzten ihn aus. Da starb er an Herzversagen.“

Betroffene Gesichter. Die Leichtigkeit des Augenblicks verfliegt.

Ja, darüber gab es sogar einen Artikel im Spiegel“, sagt Sophie leise. „Aber das war nach unserer Goldsteinphase …“ Sie wirft erst Paula, dann Katharina einen vielsagenden Blick zu. „… Das ist 1980 passiert, kurz vor oder nach dem Mord an John Lennon.“

Schweigen. Die Zeitreise endet. Die Gemeinschaft beginnt, sich aufzulösen.

Paulas Spalte wird dunkel und schließt sich. Die Erinnerungen ziehen sich zurück wie Rauchschwaden. Was bleibt ist das Goldstein im Jahre 2015 – ein gepflegtes Lokal mit Biergarten in der Mainzer Altstadt.

Schlimme Sache …“ Paul drückt seine Zigarette an einem großen Blumentopf aus, wirft die Kippe aber nicht weg. „Ladies, es war mir eine Freude, aber jetzt muss ich wieder an die Arbeit.“

Ja, wir gehen auch wieder rein. So lange wollten wir gar nicht draußen bleiben“, sagt Sophie.

Wir brauchten halt zwei Zigarettenlängen…“ Katharina grinst.

„…für unseren kleinen Ausflug in die Vergangenheit.“

Nach Paulas Schlusswort gehen sie zurück ins Lokal, in guter, aber auch etwas wehmütiger Stimmung. Ja, wie man es auch dreht und wendet, es hat sich so einiges verändert …

Die Blätter wispern: Und es ist mir längst klar, dass nichts bleibt, dass nichts bleibt wie es war …

 

(Geschichten aus Mainz, früher und heute, von Paula Dreyser. Mit Dank an die Mitglieder verschiedener Facebook-Gruppen, die ihre Erlebnisse und Erinnerungen an das Goldstein mit mir geteilt haben.)

Calling USA“, Roman von Paula Dreyser, eine „deutsch-amerikanische“ Geschichte im Mainz der späten 70er-Jahre

  • überall im Buchhandel, vorrätig bei Buchhandlung Exlibris in Bretzenheim, Shakespeare und so in der Gaustraße, Dombuchhandlung
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St.Quintin Kirche Mainz 1934 – 2015

Die St. Quintin in Mainz ist die Pfarrkirche der ältesten nachgewiesenen Pfarrei der Stadt.

zum vergrössern der Bilder einfach anklicken (Bilder http://www.echte-Meenzer.de Sammlung)

http://www.dompfarrei-mainz.de

Unsere Pfarrkirche St. Quintin gilt als älteste Pfarrkirche von Mainz (sie wird 774 urkundlich erwähnt.). Sie ist eine spätgotische Hallenkirche, die in den Jahren 1288 bis 1330 erbaut wurde. Ihr Turm wurde 1489 erbaut und beherbergte auch eine Türmerwohnung.
Heute trägt er vier Glocken (unter anderem die älteste Glocke von Mainz, das so genannte “Lumpenglöckchen”, eine Bienenkorbglocke etwa aus dem Jahr 1250).

Der Heilige Quintin ist als überlebensgroße Statue links im Hochaltar dargestellt – er ist der Schutzpatron der Gefangenen. Auf der rechten Seite des Hochaltars steht der Heilige Blasius, der zweite Patron unserer Kirche.

Der linke der Seitenaltäre zeigt den heiligen Apostel Judas Thaddäus, zu dessen Gnadenbild viele Menschen pilgern (besonders an seinem Festtag, dem 28. Oktober). Er wird als Helfer in besonders ausweglosen Situationen angerufen – auf dem Altar liegt ein großes Fürbitt-Buch, in das sich zahlreiche Gläubige und Besucher mit ihren Sorgen und Nöten, aber auch mit ihrem Dank eintragen.

Hinter diesem Altar befindet sich die Kreuzkapelle. Dort befindet sich ein altes Kreuz, das den Gekreuzigten Jesus scheinbar mit einem Lächeln auf dem Lippen zeigt (der Korpus stammt vermutlich vom Beginn des 15. Jahrhunderts).

Auf der Empore steht ab Dezember 2011 eine Orgel aus der Werkstatt Nelson/Durham aus dem Jahr 1906, und im Altarraum die ehemalige Orgel des Christus-Pavillon der EXPO 2000 in Hannover (eine Truhenorgel aus Glas) von der Firma Vleugels.

Vom Beginn des Advent bis zum 2. Februar (Fest der Darstellung des Herrn) kann man in St. Quintin eine in Mainz einzigartige Advents- und Weihnachtskrippe sehen. Diese Krippe stellt nicht nur die Geburt Christi dar, sondern deutet dem Betrachter Gottes Heilsgeschichte – von Adam und Eva (die Vertreibung aus dem Paradies), Jesaja (die Verheißung des Erlösers) und Johannes dem Täufer (dem Vorläufer Jesu) bis hin zu Bethlehem und den Sterdeutern aus dem Osten. Sie wurde 1929 – 1931 von dem Bildhauer Philipp Müller aus Heppenheim geschaffen.

Auch beherbergt unsere Kirche das wohl größte und wertvollste Gemälde der Stadt Mainz – die Himmelfahrt Mariens – (7,20m hoch und 2,50-3,50m breit), geschaffen vom österreichischen Maler Franz Anton Maulbertsch (*1724, + 1796).

Noch viele kleine und große Kostbarkeiten sind in St. Quintin zu finden – sie können hier nicht alle erwähnt werden. Ein Besuch lohnt sich also immer!

Der heilige Quintin, dem unsere Kirche geweiht ist, war römischer Bürger und Kind einer vornehmen Senatorenfamilie. Er starb für seinen Glauben am 31. Oktober 287. Seine Attribute sind die Ketten an seinen Füßen (früher von den Händen zu den Füßen), sowie ein Bratspieß, was auf seine grausamen Marterungen hinweist.

Im Zelebrationsaltar von St. Quintin ist eine Reliquie des Heiligen eingelassen. Eine weitere Reliquie des Heiligen Quintin liegt in einem kostbaren Schrein, den der Bischof von Soissons 1950 aus der Kathedrale von Saint Quentin/Frankreich aus Verbundenheit der Mainzer Quintinskirche schenkte. Diese Reliquie wird am Festtag des heiligen Quintin vor dem Altar ausgestellt.

Das Patrozinium feiern wir am 31. Oktober – im Zuge einer Heiligen-Kalenderreform musste St. Quintin zwar dem heiligen Wolfgang weichen (sein Gedenktag wurde auf den November verlegt) und wurde bei der letzten Reform sogar ganz gestrichen, nichtsdestotrotz feiert die Quintins-Pfarrei jedes Jahr am 31.10., dem Sterbetag des Heiligen, ihren Kirchenpatron.
An St. Quintin erinnert in Mainz heute auch eine Strasse, die “Quintinsstraße”, sowie die “Kleine Quintinsgasse”.

In den USA ist ein Gefängnis nach dem Heiligen benannt – Sankt Quintin ist ja der Patron der (zu Unrecht) Gefa

 

Diesel Diebe in Mainz unterwegs

polizei mainz meldungen echte meenzer

Mainz (ots) – Freitag, 01.04.2016, 19:15 Uhr bis Montag, 04.04.2016, 08:15 Uhr

Im Laufe des Wochenendes wurde an einer in der Robert-Koch-Straße im Hechtsheimer Industriegebiet abgestellten Sattelzugmaschine die beiden Tankdeckel aufgebrochen und aus beiden Tanks etwa 500 Liter Diesel entwendet.

Sind weitere Fälle bekannt? Dann bitte an die unten genannte Polizeiinspektion wenden

Hinweise bitte an die Polizeiinspektion Mainz 3, Telefon: 06131-654310

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Mainz
Pressestelle

Telefon: 06131-65-3080
E-Mail: ppmainz.presse@polizei.rlp.de

Pressemeldungen der Polizei Rheinland-Pfalz

Der Fischturm und der Fisch Jackob Mainz

[Bildindex  der Kunst und Architektur]
Fischturm Mainz (Sammlung Meikel Dachs)
Der Straßenname: Fischtorstraße

Hier lag ursprünglich der Fischturm, vor dessen Pforte der mittelalterliche Fischmarkt stattfand. Der Fischturm war ein Wach und Gefängnissturm der Stadtbefestigung Mainz. Diesen Bereich bewohnten Fischer, Rheinschiffer und Händler. Weitere Namen in unmittelbarer Umgebung erinnern ebenfalls an Fischerei: Fischergasse, Unter den Heringskästen, Salmengässchen (Salm = Lachs)

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Quelle Fisch Jackob Mainz

Der Unternehmensname: Fisch Jackob

1897 Edmund Jackob gründet in der Fischergasse die Edmund Jackob Fischhandlung. Verkauft werden Rhein- und Seefische.
1935 Das Geschäft zieht in die Fischtorstraße und wird in Fisch – Jackob umbenannt.
1961 Nach der Zerstörung durch einen Fliegerangriff 1942 und Stationen am Liebfrauenplatz sowie in der Augustinerstraße wird das Geschäft in der Fischtorstraße wiedereröffnet.
1980 Umfirmierung in Fisch Jackob

[Bildindex  der Kunst und Architektur]
Fischturm Mainz (Sammlung Meikel Dachs)

Mainz Kastel Bahnhof als die Züge noch mit der Fähre fuhren

Mainz Kastel.jpg
Eröffnung 1839 vom Bahnhof Kastel mit dem 1. Zug ( Privatsammlung Echte-Meenzer.de )

Mainz Kastel verfügt seit der Eröffnung 1839/40 über einen Bahnhof, der anfangs Bahnhof Kastel am Rhein hieß.

Mit der anderen Rheinseite der Stadt Mainz bestand damals keine direkte Schienenverbindung, weshalb das Trajekt Mainz–Kastel eingesetzt wurde.

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Mainz L’Arcade besteht seit über 3 Jahrzenten

larcade mainz

Das Mainzer L’Arcade besteht seit mehr als drei Jahrzehnten. Es ist ein fester Bestandteil der Mainzer Altstadt. Hier zeigt sich die Mainzer Frohnatur von ihrer besten Seite, sei es an Fastnacht, bei Fußballspielen unseres geliebten FSV Mainz 05, bei den berühmten Samstag-Party-Nights oder beim einfachen Genießen eines Bieres, eines Kaffees oder bei leckerem Essen.

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Erste Strassenreinigungs Maschine Mainz

Pferde Strassenreinigung.jpgBild: Privatsammlung Meikel Dachs / Echte-Meenzer.de

Die erste Mobile Strassenreinigungsmaschine in Mainz vor über 100 Jahren. Die Bestand aus einem Wassertank mit 2 Auslassventilen und jeweils einem Sprühkopf. Das komplette Reinigungsgerät wurde auf 4 Holzrädern und einer Plattform aus Holz  transportiert und mit 2 Pferden durch die Stadt gezogen.

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Münsterplatz und Große Bleiche Mainz 1957

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Münsterplatz Blick in Große Bleiche 1957 – Bild: Möbius – Aufnahme Nr. FD136262

Diese schwarz-weiß Aufnahme aus dem Jahr 1957, zeigt den Blick in die Große Bleiche vom Münsterplatz aus. Sehr gut sichtbar sind die Oberleitungen für die O-Busse (Oberleitungsbus – auch Oberleitungsomnibus).

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