Brückengespräche – Präsidenten und Kaiser, Kutschen, Zölle und die Wäsche

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(Foto aus der Sammlung von Meikel Dachs: Blick auf die Theodor-Heuss-Brücke, 1971 / Postkarte um 1900)

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„Mama, wie heißt nochmal die Brücke, über die wir fahren, wenn wir Oma Anni besuchen wollen?“, kräht Carolin und zeigt mir ihrem Capri-Eis auf den Rhein.

„Du meinst die Brücke nach Kastel“, berichtigt Petra, die neben ihr auf der obersten Stufe der Treppe sitzt, die zum Fluss hinunterführt.

Diese Korinthenkackerei kann Carolin überhaupt nicht leiden. Unwirsch stupst sie Petra in die Seite.

„Aua!“

„Theodor-Heuss-Brücke“, antwortet Marie, Carolins Mutter. Und gleich danach: „Vertragt euch, sonst könnt ihr später nach Bretzenheim zurücklaufen.“

„Genau“, stimmt Elizabeth, Petras Mutter, ihr gut gelaunt zu.

„Warum heißt die Brücke so?“ Carolin muss ein großes Stück von ihrem Capri-Eis abbeißen, weil es in der Hitze so schnell schmilzt.

„Das war der erste Bundespräsident nach dem Krieg“, erklärt Elizabeth und setzt sich neben ihrer Tochter auf die Treppe. Ihren Rock streicht sie vorher glatt, die Beine stellt sie schräg und ganz nah aneinander auf die untere Treppenstufe.

So setzen sich die Schauspielerinnen auch immer hin, denkt Carolin.

Jetzt nimmt Marie neben ihr Platz, genauso vornehm wie Elizabeth.

„Und? Ist der immer noch dran?“ Petra beißt ebenfalls in ihr Eis.

„Nein, er ist sogar vor ein paar Jahren gestorben. Jetzt heißt unser Bundespräsident Lübke und den haben wir seit – wartet mal, von 1959 bis jetzt – also seit neun Jahren.“

„Hmmm!“ Die Mädchen sehen sich an. So wahnsinnig interessant finden sie das Thema mit ihren acht Jahre dann doch nicht.

Den frühen Nachmittag dieses sonnigen Augustsonntags haben sie im Stadtpark verbracht. Nachdem sie den Fischen und Reptilien in den Pavillons neben der Favorite sowie den Flamingos und Ziegen im Freien einen Besuch abgestattet hatten, gab es Kuchen in der Favorite. Das war schon etwas Besonderes. Carolin und Petra wären gerne noch in den Volkspark gegangen auf den Wasserspielplatz, aber das stand bei den Müttern heute nicht auf dem Programm.

Jetzt warten sie darauf, dass ihre Väter sie abholen, auf dem großen Parkplatz an der Rheinstraße, nur wenige Gehminuten entfernt. Die beiden haben heute den ganzen Tag auf dem Minigolfplatz für das nächste Turnier trainiert. Dann werden sie alle zusammen in der Ballplatzschänke Schnitzel essen. Ein guter Tag, nur das mit dem Wasserspielplatz hätte Carolin schon noch gefallen.

„Die sieht irgendwie richtig modern aus, die Brücke von dem Bundespräsidenten?“ Mit großem Bedauern beendet Petra ihr Eis. Sie steht auf, läuft zum Abfalleimer und wirft den Stiel weg. Mit wichtigem Gesichtsausdruck kehrt sie zurück, schaut vielsagend in die Runde. Hab ich das nicht fein gemacht?, steht auf ihrem Gesicht geschrieben.

Carolin stöhnt. Das kann sie auch nicht leiden. Sie legt ihren abgeleckten Stiel erstmal neben sich auf die Treppe. „So modern kann die gar nicht sein. Meine Oma hat gesagt, dass die Brücke nach Kastel gebaut wurde, als wir noch einen Kaiser hatten.“

12071751_1701914113427706_1493059159_n„Ist nicht wahr!“ Das beeindruckt Petra. „Ein Kaiser, so wie bei Sissi?“

„Die war in Österreich Kaiserin“, erklärt Elizabeth.

„Ach so.“ Ein enttäuschter Gesichtsausdruck macht sich auf Petras Gesicht breit. Da fällt ihr etwas ein. „Aber unser Kaiser hatte doch auch eine Kaiserin und die war auch so schön angezogen wie Sissi – oder …?“

In diesem Moment tutet es vom Fluss. Ein Passagierdampfer fährt vorbei. Wellen schwappen über die unteren Treppen. Das könnte ein Motiv für eine Postkarte sein: der Fluss mit Schiffen drauf unter tiefblauem Himmel – wäre der Rhein nicht solch ein Dreckbrühe.

„Wie hieß die Brücke, als der Kaiser drüberfuhr?“ Carolin springt auf und stellt sich eine Stufe tiefer, damit sie alle ansehen kann.

„Ob der Kaiser mal nach Mainz kam, weiß ich gar nicht“, überlegt Elizabeth, „aber die Brücke hieß einfach nur – Straßenbrücke …“

„Ich denke doch, dass der Kaiser Mainz irgendwann mal besucht hat. Hier waren doch schon immer viele Kasernen und so was …“ Gedankenverloren spielt Marie mit ihrer Schachtel Lord.

„Der fuhr bestimmt im Mercedes.“ Petra macht große Augen.

„Nein, Schatz“, erklärt ihre Mutter, „der fuhr in einer Kutsche mit mehreren Pferden und falls er jemals über die Straßenbrücke gefahren sein sollte, musste er keinen Brückenzoll bezahlen. Das mussten nur die normalen Leute.“

„Zoll? Häh?“ Carolin und Petra sehen sich an. Das verstanden sie nicht. An der Grenze nach Österreich fragten die Beamten immer, ob man was zu verzollen hatte.

„Ja, am Anfang der Brücke gab es so eine Art Häuschen, also auf beiden Seiten, in Mainz und in Kastel. Da mussten die Leute Gebühren bezahlen, für sich selbst, für weitere Personen, für Pferde und für Kutschen.“

„Und wo haben die Frauen gewaschen?“, fällt Petra ein.

Dafür erntet sie verständnislose Blicke von allen.

„Was meinst du damit?“, fragt Carolin.

„Na, DEINE Oma hat doch erzählt, dass die Frauen früher auf die Wäschbrigg gegangen sind, um im Rhein ihr Zeug zu waschen!“, erklärt Petra mit einem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme. „Wie haben die das denn gemacht? Die Brücke ist ja viel zu hoch?“

„Ach ja, die Waschbrücken.“ Marie lächelt. „Das waren kleine Boote, die aber immer an einem Platz standen …“

„ … mit Bänken und solchen Holzlatten. Vom Boot aus konnte man die Wäsche im Rhein waschen …“, überlegt Elizabeth weiter.

Die beiden Frauen sehen sich an. So ganz genau scheinen sie es nicht zu wissen.

„Hmmm!“ Carolin versucht, sich das vorzustellen. Es gelingt ihr nicht so recht.

Bald darauf laufen sie hinüber zum Parkplatz, wo die Väter schon warten. In dieser Nacht träumt Carolin, dass sie in einer Kutsche über die Theodor-Heuss-Brücke fährt. Bei einem Mann, der aussieht wie ein österreichischer Grenzbeamter, bezahlt sie 50 Pfennige. „Auf der anderen Seite stehen Hausboote bereit. Da können Sie Ihre Wäsche waschen. Heute Nachmittag erwarten wir den Kaiser …“, erklärt der Uniformierte und nickt ihr freundlich zu.

Geschichten und Erinnerungen von Paula Dreyser.

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Ungewaschene Petersilie, Waschbrücken und der Thingplatz

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(Foto: Volkspark, ca. 1970 aus der Sammlung Meikel Mainz / Foto: Hauptbahnhof Mitte der 70er, Liborio Lee Palermo II))

„Was liegt denn da auf dem Petersilienbeet?“ Petra bückt sich und hebt das leicht bräunliche Papier hoch.

„Das ist von einer Zeitung.“ Carolin nimmt ihrer Freundin das Blatt ab. „Da steht ein Datum: 8. August 1968, also von vor ein paar Tagen.“ Sie demonstriert gerne, wie gut sie schon lesen kann. „Richard N-i-x-o-n, steht da, und: P-r-ä-s-i-d-e-n-t.“ Die Worte kann sie allerdings nur mit Ach und Krach entziffern.

Beide sehen sich ratlos an. Petra zuckt die Achseln, nimmt Carolin das Papier weg und wirft es in den Abfalleimer, der ganz in ihrer Nähe am Gartenzaun steht.

„Gehen wir nachher noch auf den Spielplatz?“

Bedauernd schüttelt Carolin den Kopf. „Ich werde bald von meiner Mama abgeholt. Wir gehen zum Thingplatz.“

„Thingplatz? Kenn ich nicht.“ Petra schüttelt unwillig den Kopf. „So was gibt es in Mainz nicht.“

„Doch.“ Carolins Stimme klingt gepresst. Sie ist vor dem Petersilienbeet in die Hocke gegangen und zieht jetzt mit aller Kraft an einer Pflanze. „Geht gar nicht so einfach raus“, stöhnt sie. Schließlich schafft sie es, eine Pflanze mit den Wurzeln auszureißen. Durch den Schwung wackelt sie in ihrer ohnehin instabilen Position und fällt nach hinten auf den Po. „Au!“ Die kleinen Kieselsteine pieken. Bei diesen heißen Temperaturen trägt sie nur ein kurzes Sommerkleid, eines mit orangefarbenen großen Blumen, das sie zu ihrem achten Geburtstag bekommen hat. Sachen zum Anziehen sind ja keine ganz richtigen Geschenke so wie Spielsachen, aber immerhin sind Kleider noch besser als Strumpfhosen oder Unterhosen oder Socken …

Petra lacht. „Gib mir was ab und erklär mir das mit dem Thingplatz.“

Unbeholfen steht Carolin auf, reibt sich mit der einen Hand den Oberschenkel. Mit der anderen hält sie Petra die Petersilie hin. An den Wurzeln hängt noch Erde. „So wie ich meine Tante verstanden habe, gehört der Platz im Volkspark, der so ähnlich wie ein Spielplatz ist, aber mit Wasserbecken, zum Thingplatz. So ganz genau hab ich es auch nicht verstanden.“

„Ach und da fahrt ihr gleich hin?“ Petra zieht eine Brutsche.

„Ja, leider. Meine Tante und meine Kusine holen meine Mama ab. Dann kommen sie her und dann muss ich mit …“, erklärt Carolin mit Bedauern.

Dann stopfen sie sich gleichzeitig die Petersilie in den Mund. Es knirscht. Sie kneifen die Augen zusammen, weil es nach einer Weile bitter schmeckt. Dann lachen sie so lange, bis ihnen der Bauch wehtut.

„Auch Schnittlauch?“, prustet Petra.

„Klar!“ Carolin schluckt die letzte Petersilie runter. Ihre ganze Zunge bitzelt.

Petra zieht ein ähnliches Gesicht. Beide wissen: Beim Schnittlauch wird es noch schlimmer. Der schmeckt nämlich fast wie ne Zwiebel, brennt auf der Zunge und nach einer Weile kommen einem die Tränen.

„Robbd iä schunn widdä de Schniddlauch eraus?“ Aus einem Fenster des Nachbarhauses keift die alte Frau Schmidt. Dabei droht sie ihnen mit dem rechten Zeigefinger. „Isch sach´s deuner Oma, Carolin!“

In diesem Moment kommt Marie, Carolins Mama, durch die Tür des Reihenmiethauses, in dem ihre Oma wohnt. – Diese Tür zum Garten hin liegt im Kellergeschoss des Hauses und ist eigentlich die Hintertür. Marie geht die wenigen Stufen hinauf, dreht sich dann zu Frau Schmidt um und sagt ganz freundlich: „Was die Kinder in DIESEM Garten machen …“ Sie beschreibt mit dem ausgestreckten rechten Arm einen Halbkreis. „ … der zu DIESEM Haus gehört …“ Damit zeigt sie auf das Haus, aus dem sie gerade gekommen ist. „…geht Sie überhaupt nichts an.“ Dann winkt sie die Kinder zu sich.

Frau Schmidt schimpft vor sich hin, brabbelt irgendetwas, knallt dann ihr Fenster zu. Meine Mama, denkt Carolin und das Herz geht ihr auf.

Die beiden Mädchen nehmen die Beine in die Hand und stürmen los.

„Na, ihr habt ja wieder Dreck um den Mund.“ Marie lächelt. In der Hand hält sie die bunte Schwimmbadtasche.

Carolin und Petra wischen sich über die Schnuten.

„Petra, ich habe deine Mama gefragt. Du kannst mitkommen. Deinen Bikini und ein Handtuch hat sie mir gegeben. Wir fahren mit meiner Schwester und meiner Nichte zu dem Wasserspielplatz im Volkspark.“

„Oh ja!“ Petra und Carolin freuen sich. Sie sind nun mal beste Freundinnen.

Gemeinsam gehen sie zurück ins Haus, treten ins Souterrain ein. Die Kühle ist eine Wohltat. Die Tür zur Waschküche steht auf. Bedauernd schauen sich die beiden Mädchen an. Wäre Carolins Mama nicht dabei, würden sie die Gelegenheit nutzen und in diesen magischen Raum schlüpfen, was strengstens verboten ist.

Carolin läuft ein wohliger Schauer über den Rücken. Petras Gesichtsausdruck nach zu urteilen, geht es ihr ähnlich. Bei den heißen Temperaturen, die gerade herrschen, ist der Gedanke nicht so verlockend, aber wenn es kälter ist, sieht Carolin ihrer Oma leidenschaftlich gern dabei zu, wie sie mit einem gigantischen Stock in einem eisernen Topf rührt, der ihr bis zur Taille reicht. In diesem geradezu monströsen Gefäß schwimmen Kleider in heißer Waschlauge herum. Das Wasser blubbert, Dampf steigt auf und erfüllt den ganzen Raum. Ihre Oma redet dann manchmal darüber, wie es früher war. Bei einer solchen Gelegenheit erzählte sie Carolin einmal, dass die Frauen früher ihre schmutzigen Kleider auf einer „Wäschbrigg“ im Rhein mit der Hand gewaschen haben.

Als die beiden hinter Marie die Treppe zum Erdgeschoss hinaufgehen, knufft Petra Carolin in den Arm und nickt zur Seite. Da befindet sich nämlich die „Grusel-Nische“, ein weiterer geheimer und magischer Ort. Der winzige, niedrige, dunkle Platz liegt genau unter der Treppe, die vom Eingangsbereich zu den Wohnungen im ersten Stock führt. Dort kauern sie sich manchmal hin, wohlwissend, dass man ihnen im Fall der Entdeckung die Ohren lang ziehen wird. Das Vergnügen besteht darin, im Dunklen zu hocken und darauf zu lauschen, ob jemand im Treppenhaus unterwegs ist. Dann wird gebibbert, aber gleichzeitig gehofft, dass diese Person in den Keller oder die Waschküche geht. In der letzten Phase des Grusel-Abenteuers klammern sie sich aneinander, halten den Atem an: Werden sie entdeckt oder nicht?

Auch das können sie jetzt nicht machen. Sie müssen zum Thing-Dingsda.

 

Im VW-Käfer von Tante Hilde quetschen sich Carolin und Petra, zusammen mit Carolins gleichaltriger Kusine Stephanie auf den Rücksitz. Weil der Kofferraum voll ist und Marie auf dem Beifahrersitz schon ihre Badetasche auf dem Schoß hält, haben die Mädchen einen riesigen Korb mit Kartoffelsalat, belegten Broten und etwas zu trinken auf den Knien. Den schieben sie unwillig hin und her. In dem vollen Auto ist es mehr als kuschelig. Alle schwitzen, obwohl die beiden vorderen Fenster zur Hälfte runtergekurbelt sind. Was hereinbläst ist heiß und trocken, schmerzt in den Augen.

„Da machen wir uns aber einen schönen Nachmittag“, ruft Tante Hilde gut gelohnt.

Immer wieder ruckelt der Wagen. Tante Hilde hat den Führerschein noch nicht so lange. Sie ist die einzige Frau, die Carolin kennt, die Autofahren kann.

„Mama, hast du Sunkist eingepackt?“, kräht Stephanie und schiebt den Korb etwas mehr nach links auf Petras Knie. Petra hat den Hauptgewinn gezogen, sie sitzt in der Mitte der Rückbank.

„Natürlich“, zwitschert Tante Hilde und kuppelt.

Alle gehen mit den Oberkörpern nach vorne. Marie stöhnt leise. Ihr wird leicht schlecht.

„Könnten wir schon eine haben?“, fragt Carolin vorsichtig.

„Auf keinen Fall, mein Schatz.“ Tante Hilde lacht.

Liborio Lee Palermo II, 1978b

Viel geredet wird nicht mehr, denn so eine Fahrt von Bretzenheim nach Weisenau ist fast eine Reise, aufregend und atemberaubend. So oft macht man das nicht, höchstens am Sonntag mit den Papas. Mit Bus und Straßenbahn dauert es ewig. Man fährt entweder mit der 8 oder der 13 und nimmt dann ab Hauptbahnhof die Linie 22. Die drei Mädchen halten den Korb fest und hängen ihre Nasen in den Fahrtwind.

Etwas später legen sie kichernd ihre Handtücher auf den Rasen im Volkspark. Marie und Hilde halten Tücher hoch, damit die Mädchen sich ihre Bikinis anziehen können.

„Was für ein Haus!“ Stephanie ist restlos fasziniert von dem Hochhaus, das in einiger Entfernung wie ein Wächter in den tiefblauen Himmel ragt.

Ja, solche gibt es nicht so oft. Nach einer Sunkist zur Stärkung laufen die Mädchen zu den Wasserbecken, während Marie und Hilde in ihren Sommerkleidern, mit Sonnenbrillen und –hüten auf einem Mäuerchen sitzen und sich unterhalten.

Mit vielen anderen Kindern und unter immensem Geschrei balancieren Carolin, Petra und Stephanie über den gezackten Rücken der Drachenschlange, klettern die Stufen zur Rutsche hinauf, sausen hinunter und kreischen, wenn sie im Wasserbecken ankommen …

Thing-Dinsda oder wie auch immer – das hier ist das wahre Leben!

 

Geschichten und Erinnerungen von Paula Dreyser.

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Die Bewerbung für die Leserunde auf Lovelybooks läuft noch bis 10.7.. Die ausgelosten Teilnehmer erhalten ein Taschenbuch.

 

 

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Sommer 1972: Stadtpark-Idylle und Brückengeheimnisse

Volkspark, tadtpark 79. 3

(Fotos aus der Sammlung Meikel Mainz: Stadtpark 1972 / Blick auf die Favorite 1970 / Bau der Alexander-M.-Patch-Brücke, 1945)

 

„Beeil dich, Bettina!“ Ungeduldig trippelt Carolin von einem Fuß auf den anderen. „Ist dringend.“

„Ja, ich versteh schon.“ Bettina legt einen Schritt zu.

Die beiden Mädchen laufen zügig, werden immer schneller.

„Dass es auf dem Minigolfplatz kein Klo gibt, ist echt Mist“, stöhnt Carolin.

„Das kannst du laut sagen. Der Weg zur Favorite ist ganz schön weit.“

Jetzt rennen sie, denn beide verspüren ein dringendes Bedürfnis. Sie fliegen über die Brücke zwischen Volkspark und Stadtpark, vorbei am Vogelhaus, aus dem die übliche Kakophonie ertönt, hinunter in Richtung Rhein, erreichen völlig außer Atem die Favorite. Nun wird es höchste Zeit.

Volkspark, Stadtpark, 1970, 4

Nur kurze Zeit später stehen sie am Geländer unterhalb der Favorite und schauen auf den Fluss. Entspannt blinzeln sie in die Julisonne. Hinter ihnen auf den Bänken sitzen ältere Herrschaften und genießen den schönen Tag.

„Ist bisschen wie im Urlaub.“ Bettina wendet ihr Gesicht der Sonne entgegen.

Sie hat recht. Der Mainzer Stadtpark strotzt vor Blumen, ist erfüllt von deren Duft. Bäume flankieren Beete und Wege. Vogelgezwitscher, hin und wieder kurze, schrille Schreie von den Pfauen in den Gehegen weiter hinten. Unter ihnen schimmert der Rhein tiefblau, darauf einige Schiffe – wie Perlen.

„Wie alt wirst du nochmal?“, fällt Bettina ein.

Irritiert sieht Carolin sie an.

„Ich bin ja dieses Jahr zum ersten Mal bei deinem Geburtstag“, beeilt sich, Bettina zu erklären. „ Wir sind zusammen im Minigolfverein, gehen aber nicht in eine Klasse. Ich bin nicht so genau über dein Alter informiert.“

„Ah!“ Das sieht Carolin ein. „Ich werde übermorgen zwölf.“

„Dann bis du 1960 geboren. Das ist praktisch. Da kannst du immer leicht rechnen.“

Darüber müssen beide lachen, wenden sich dann wieder dem idyllischen Bild vor ihnen zu.

„Ebsch Seid“, sagt Carolin verträumt.

„Ja, sieht aber trotzdem schön aus.“

Ein Dröhnen stört die sommerlichen Hintergrundgeräusche. Sie zucken zusammen, sehen sich alarmiert an.

„Da fährt ein Zug über die Eisenbahnbrücke“, erklärt Bettina, geradeso als ob das nötig wäre.

„Da hab ich immer das Gefühl, dass alles in der Nähe irgendwie wackelt.“ Dann fällt Carolin noch etwas ein und sie fügt leiser hinzu: „ Die Brücke finde ich irgendwie gruselig.“

Bettina rückt näher, flüstert ebenfalls: „Wenn man drüberläuft, kann man unten den Rhein sehen. Da wird mir immer schlecht.“

„Noch schlimmer ist es, wenn dann gerade ein Zug drüberrattert. Dann bebt erstrecht alles.“

„Und der Turm am Anfang …“ Bettina reißt die Augen weit auf. „Ich hab früher immer gedacht, dass da etwas ganz Geheimnisvolles drin wäre. Später war ich felsenfest davon überzeugt, dass dort eine Hexe wohnt.“

Das versteht Carolin sofort. Sie sind zwar beide schon fast Jugendliche, aber gruseln können sie sich immer noch. Natürlich kann man das nicht jedem erzählen, ist Vertrauenssache. Carolin denkt noch mit einem wohligen Schauer über Hexen nach, als Bettina ihr lachend auf den Oberarm schlägt.

„Und weißt du was?“ Bettinas Heiterkeit zerstört die schaurig-schöne Stimmung. „Da wohnen ganz normale Leute drin. Und die haben einen Sohn, der ist mit meinem Cousin befreundet.“

Zack – die ganze wohlige Magie ist im Eimer. „Och!“ Mehr kann Carolin dazu nicht sagen. Enttäuscht wendet sie sich wieder dem Rhein zu. Ihr Blick fällt auf die Brücke, die in einiger Entfernung in der anderen Richtung gut zu erkennen ist. „Die Theodor-Heuss-Brücke hat nix Geheimnisvolles“, sagt sie bedauernd.

„Ja, aber weiter hinten, da am Kaisertor, da gab es früher noch eine.“ Wieder macht Bettina große Augen. Ihre Stimme klingt beschwörend.

13522432_257648524591674_1690910848_n„Kaisertor?“ Als Bretzenheimerin kennt Carolin sich nicht ganz so gut aus wie Bettina, die in der Uferstraße wohnt.

„Ja, der Bogen, da unten am Rhein, an der Stelle, wo die Kaiserstraße in die Rheinallee mündet.“

„Ach so.“ Den kennt Carolin. Da gibt es ein Restaurant, das sie zusammen mit ihren Eltern öfter besucht. Dort hat sie erste Lasagne und die erste Cannelloni ihres Lebens gegessen. Am Anfang haben sie und ihre Eltern sich an den ungewohnt heiß servierten Gerichten regelmäßig den Mund verbrannt. Mittlerweile aber wissen sie Bescheid. „ Da ist keine Brücke“, erwidert sie gelangweilt.

„Nein, ich hab doch auch gesagt, dass da mal eine WAR, früher“, erklärt Bettina mit Nachdruck. Es klingt leicht genervt. „ Die haben die Amerikaner nach dem Krieg gebaut. In Kastel sieht man da, wo die Brücke endete, heute noch Gebäude rumstehen, die so aussehen, als wäre da mal so eine Art kleiner Bahnhof gewesen.“

„Wahnsinn!“ Das interessiert sie jetzt aber doch und Carolin nimmt sich vor, ihre Oma danach zu fragen. Die weiß über solche Sachen Bescheid. Also – das mit dieser Brücke nach dem Krieg, kommt ihr auch, irgendwie, geheimnisvoll vor …

 

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Die Magie der Christuskirche und die Faszination der Pinte

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(Foto: Liborio Lee Palermo II, 1976. Bearbeitet von Meikel Dachs)

Samstag, November 1979

„Leute, eigentlich will ich da jetzt gar nicht rein“, erklärte Steffi und drehte sich zu ihren Begleitern um.

Zusammen mit ihren Schulkameraden Peter und Martin stand sie vor dem Eingang zum Coupe 70.

„Frauen!“, stöhnte Martin.

„Hatten wir das nicht gerade am Bahnhof besprochen? Erst Coupe 70, dann in der Pinte vorbei schauen und danach – mal sehen …“ Peter zog die Augenbrauen hoch.

„Ja!“ Steffi betrachtete sich intensiv ihre Fingernägel. „Pinte find ich jetzt aber doch besser.“

„Na gut.“ Martin zuckte die Achseln. „Da wären wir ja sowieso als Nächstes hin.“

„Ja, was soll´s?“ Peter machte auf dem Absatz kehrt.

Sie überquerten die Fußgängerampel an der Kaiserstraße und liefen Richtung Neubrunnenstraße.

„Nicht, dass Frauen oft ihre Meinung ändern würden …“ Martin konnte es nicht lassen.

Steffi ignorierte ihn. Immerhin hatte sie ihren Willen durchgesetzt.

Die Kaiserstraße war durch eine bepflanzte Anlage in zwei Fahrbahnen unterteilt. Zu ihrer Linken erstreckte sich die von Bäumen umgrenzte Grünfläche bis zur Christuskirche. Die Dämmerung setzte gerade ein, an diesem recht milden Novemberabend. Eine Weile blieben sie stehen und betrachteten die Kirche.

„Irgendwie hat der Anblick was Magisches …“, seufzte Peter.

„Sieht toll aus“, bestätigte Martin knapp und zündete sich eine Zigarette an.

„Nicht der Dom, aber sehr schön“, fügte Steffi hinzu.

„Am schönsten sind die Schulgottesdienste am Anfang vom Schuljahr“, feixte Peter.

Sie lachten.

„Gegengewicht zum Dom, sollte sie sein. Also ich weiß nicht“, überlegte Steffi.

„Wie kommst du jetzt auf so was?“ Verwundert blickte Martin zu ihr.

„Wie sprechen gerade in Geschichte darüber.“

Sie schwiegen. Die Kuppel der Kirche wirkte wie ein Tempel. Das hatte was! Einige Passanten verlangsamten ihren Schritt, andere blieben ebenfalls einen Moment stehen.

„Irgendwie gibt es so ein paar Dinge in der Heimatstadt, die einem ans Herz gewachsen sind.“

„Heimatstadt! Mensch, Peter! Du hörst dich an wie mein Opa.“ Martin grinste.

„Ja, aber er hat doch recht.“ Lydia nickte Peter zu.

 

Fünf Minuten später betraten sie die Pinte. Hier herrschte eine andere Art von Magie, die eine andere Art von „Heimatgefühl“ auslöste.

Junge Leute unterhielten sich lärmend an voll besetzen Tischen. Die Bar neben dem Eingang war ebenfalls dicht bevölkert. An der Decke blitzten leere Flaschen, Rauchspiralen hingen wie bizarre Quallen in der Luft, der Zigarettenqualm schmerzte in den Augen.

„Gude!“ „Ihr hier und nicht in Hollywood – grosaadisch!“ „Hallo?“ „Alles klar?“ Das war Heimat pur!

Weiter hinten fanden sie – oh Wunder – einen freien Tisch. „Zwei Cola, ein Pils“, rief Martin gut gelaunt der Bedienung zu.

Peter Maffay seufzte So bist du.

„Was habt ihr eigentlich nach der Schule vor?“, rief Steffi über den Tisch hinweg. Der Geräuschpegel war ziemlich hoch.

„Jura studieren.“ Martin zog die Nase kraus. „Mal sehen, ob es das ist, was ich wirklich will. Isch waas es nidd.“ Seine Zigarette klebte in einem Mundwinkel. Wegen des aufsteigenden Rauches musste er ein Auge zukneifen.

„Germanistik ist für mich auf jeden Fall das Richtige.“

Peters tiefe, volle Stimme brachte Steffi immer noch zum Schmelzen. In der elften Klasse war sie in ihn verknallt gewesen, aber jetzt nicht mehr. „Wir sehen erst mal zu, dass wir unser Abitur hinkriegen“, warf sie ein.

„Ja, Mann.“ Martin stöhnte. „Im April geht es los. Aber danach …“ Er setzte sich gerade hin, legte eine Hand an die Stirn, als wollte er salutieren. “… Dann heißt es: Schlossgymnasium auf Nimmerwiedersehen!“

„Perversiko – uff Ex!“ Am Nachbartisch, den Steffi mühelos anfassen konnte, wenn sie sich etwas vorbeugte und dabei den Arm ausstreckte, warfen drei junge Männer die Köpfe nach hinten und kippten sich Persiko in den Hals.

Peter schüttelte sich. „Koppweh …“

„Männä …“ Der Redner vom Nachbartisch, so um die zwanzig mit aschblonden kinnlangen Locken, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund.

Steffi erinnerte sich daran, dass er gerade sein Moped vor der Pinte geparkt hatte, als sie gekommen waren. Er gefiel ihr.

„Jetzd bestelle mä Cola-Bieä“, fügte der Blonde hinzu.

Zustimmendes Gemurmel.

„Rischdisch“, erklärte sein Gegenüber, ein drahtiger Dunkelhaariger mit Palästinenser-Tuch um den Hals. „Sunsd see mä die Zahle dobbeld.“

„Des wäer nidd so gud“, pflichtete der dritte im Bunde, ein kleiner Zierlicher in schwerer Lederjacke, bei, während er die Würfel mit einer Hand zusammenschob und in den Becher fallen ließ.

„Würfel-Pasch!“, stellte Martin fest. „Wir könnten auch ein paar Runden spielen.“ Grinsend sah er von Peter zu Steffi.

„Och nee!“ Steffi wehrte ab. Sie hasste es, wenn die Jungs ständig Würfel-Pasch spielten, ein verbreiteter und beliebter Zeitvertreib in der Pinte.

Peter zog die Brauen nach oben, setzte an, um einen Kommentar abzugeben, kam aber nicht dazu.

Weiter vorne in der Nähe der Theke grölte jemand: „Mann, kann mal einer Peter Maffay abdrehen“.

Sofort wurden zustimmende Rufe laut. Kurz danach klangen die ersten Töne von Smoke On The Water durch den Raum, begleitet von beifälligen Kommentaren und vereinzeltem Klatschen. Das Publikum stand eindeutig nicht auf deutschsprachige Musik.

Als wieder etwas Ruhe eingekehrt war, wendete sich Peter an Steffi. „Was machst du nach der Schule?“

„Eine Lehre zur Buchhändlerin.“ Sie griff nach ihren Zigaretten, was ihr einen missbilligenden Blick von Peter einbrachte.

„Wo?“, fragte Peter nach.

„Buchhandlung Krichtel.“

„Sind Buchhändlerinnen nicht so ein bisschen wie graue Mäuse?“ Martin grinste.

Bevor Steffi sich darüber aufregen und ihre Berufspläne verteidigen konnte, schwoll die Geräuschkulisse an. Einige sangen den Refrain des Liedes lauthals mit. Smoke On The Water … Fire In The Sky.

„Ob ´ne Buchhändlerin eine graue Maus ist, hängt ja wohl von der Frau ab“, kam Peter ihr zu Hilfe, als die Sänger verstummt waren. „Dafür sehe ich bei Steffi keinerlei Anzeichen.“

Dafür schenkte sie ihm ihr schönstes Lächeln.

„Jaja, ist klar“, stimmte Martin rasch zu.

„Was würde dich denn interessieren, wenn du dir mit Jura nicht sicher bist?“ Herausfordernd wandte sich Steffi an ihn.

„Politik, die Grünen. Oder ich eröffne einen Buch- und Schallplattenladen. Hätte ich auch Lust zu.“

Grammy in der Augustinergasse ist super.“ Peter wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht, um den Rauch zu vertreiben. Für Nichtraucher war der Aufenthalt in der Pinte eine echte Herausforderung.

„Stimmt!“ Martin deutete mit dem Zeigefinger in Peters Richtung.

Wieder wurde es in der Pinte lauter, weil mehrere Leute in den Refrain von Who Are You einstimmten.

Der blonde Mopedbesitzer vom Nebentisch erhob sich, machte sich auf in Richtung Theke, nicht ohne Steffi zuzuzwinkern.

„Du weißt ja Beschied, Karl. Wer hinter die Theke läuft, muss den Jungs und Mädels hinter dem Tresen ´ne Runde Appelkorn ausgeben“, rief der mit dem Paläsinenser-Tuch ihm hinterher.

Nach der kurzen Ablenkung wandte sich Martin wieder seinen Freunden zu. „Wo gehen wir eigentlich später hin? Die Pinte ist ja zum Aufwärmen!“

La Bastille“, erklärte Steffi kategorisch.

„Magisches Dreieck: Goldstein – Orfeo – Terminus!“ Peter nickte bekräftigend.

„Mensch Leute …“ Der Mopedfahrer, erstaunlicherweise bereits zurück von der Theke, blieb kurz stehen, hob den Zeigefinger und grinste. „Vodoo ist angesagt.“

Sie sahen sich an: Ja, warum nicht?

 

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Schwerverletzter in der Neustadt – Zeugen gesucht

Mainz (ots) – Mainz, Wiesenweg, 23.05.2016, 03:09 Uhr bis 03:30 Uhr

Insgesamt fünf pakistanische Staatangehörige verbrachten zusammen Zeit in einer Wohnung im Wiesenweg, Mainzer Neustadt, nahe der Bahnlinie. Einer der Männer, ein 26-Jähriger, erhielt gegen 03:05 Uhr von einer bislang unbekannten Person einen Anruf auf seinem Handy. Nach kurzem Gespräch auf pakistanisch verließ er die Wohnung, um vor dem Haus zu telefonieren. Nach wenigen Minuten hören die Bekannten durch das gekippte Fenster ein Röcheln und fanden den 26-Jährigen auf dem Bauch liegend. Er war bewusstlos und blutete stark im Gesicht. Bei der medizinischen Versorgung vor Ort durch einen Notarzt und der später erfolgten Untersuchung im Krankenhaus wurden mehrere Knochenbrüche am Kopf festgestellt. Aufgrund der Gesamtumstände schließt die Polizei einen Sturz als Ursache aus und muss davon ausgehen, dass diese Verletzungen durch Gewalteinwirkung entstanden sind.

Die Polizei sucht dringend Zeugen, die die Tat gesehen haben oder denen in der Nacht rund um die Tatzeit Personen in diesem Bereich aufgefallen sind.

Hinweise bitte an die Polizeiinspektion 2 in der Neustadt: 06131 – 65 4210

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Mainz
Pressestelle

Telefon: 06131-65-3080
E-Mail: ppmainz.presse@polizei.rlp.de

falsche Wohnbau Mitarbeiter unterwegs

Mainz (ots) – 20.05.2016

Bereits am Dienstag rüttelten zwei Männer an der Wohnungstür einer Dame in der Weisenauer Bleichstraße. Als sie die Tür öffnete, standen dort zwei Männer, die in schlechtem Deutsch abgaben, für die Mainzer „Wohnbau“ zu arbeiten. Beide Männer hätten keine Arbeitskleidung getragen. Da die Beiden mach Ansicht der Wohnungsmieterin nicht wie Mitarbeiter der Wohnbau wirkten, fragte die Frau später dort nach. Hier erfuhr sie, dass keine Mitarbeiter in dieses Haus entsandt worden waren. Die beiden Männer werden wie folgt beschrieben: 1. Etwa 30-35 Jahre alt, etwa 1,80 Meter groß und schlank, Südländer, bekleidet mit Jeanshose und Jeansjacke 2. Gleiches Alter, etwa 1,65 Meter groß und schlank, Südländer, bekleidet mit dunklem Kapuzenpulli Beide fuhren mit einem weißen Kastenwagen mit blauer Aufschrift und Eiskristallzeichen in Richtung Portlandstraße davon.

Hinweise bitte an die Kriminalpolizei Mainz, Telefon: 06131-653633

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Mainz
Pressestelle

Telefon: 06131-65-3080
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Begegnung an der Litfaßsäule (Freitag, 21. März 1975)

1975, Bahnstr., Parfümerie SimonkopieFoto von Herrn Karl Hermann Matthias, gepostet mit der ausdrücklichen Erlaubnis des Urhebers. (Herr Matthias war 42 Jahre lang Lehrer für Kunst, Deutsch und Geschichte an der Kanonikus-Kir-Realschule.).

Leseprobe aus dem laufenden Romanprojekt „Woodstock ist nicht alles…“(Arbeitstitel)

Orte der Handlung: Schillerplatz – Münsterplatz – Bahnhofstraße

Warum sieht der mich so an? Olivia schwelgte noch in dem federleichten Hochgefühl des Nachmittags in der Wohngemeinschaft. Der Blick des GIs störte sie. Gerade war er an die Litfaßsäule herangetreten –jetzt stand er dort, sehr aufrecht, sehr gerade, genau in dem Ausschnitt, den sie zeichnete. Über seinem Kopf blitzte die Reklame für eine Single von Udo Jürgens: Griechischer Wein, gleich daneben eine Kinowerbung: Der Pate, Teil 2.

Unschlüssig trat sie ein paar Schritte zur Seite. Der Amerikaner folgte ihr mit den Augen, die Brauen etwas nach oben gezogen. Ein angedeutetes Lächeln umspielte seinen Mund, freundlich, ein klein wenig spöttisch. Groß und schlank war er, das Gesicht schmal und kantig, die Haare aschblond.

An wen erinnert er mich nur? Sie starrte zurück, obwohl sie das gar nicht wollte. Bestimmt ein Pilot, stationiert in Finthen. Das leichte Kribbeln im Sonnengeflecht irritierte sie. Was sollte das? Ami go home.

Seit sie dabei war, in Werners Welt einzutauchen, hörte sie Janis Joplin und Jimi Hendrix, bedauerte zutiefst, dass sie 1968 zum Woodstock-Konzert erst neun Jahre alt gewesen war. Das Gefühl, zu spät geboren zu sein, nagte an ihr. Jetzt war sie sechzehn, bereit, hatte aber diese wunderbare Zeit des Aufbruchs und der neuen Ideen knapp verpasst.

Sie stand mit dem Amerikaner auf einer Höhe, der Abstand zwischen ihnen betrug etwa zwei Meter. Ihr stockte der Atem. Ob vor Erstaunen oder Entrüstung hätte sie nicht sagen können. Der GI hob grüßend die Hand und nickte ganz leicht in ihre Richtung, etwas herausfordernd.

Sie warf ihm einen giftigen Blick zu, steckte den Zeichenblock in die bunte Hirtentasche und lief an der Litfaßsäule vorbei zur Haltestelle der Buslinie Nr. 13. Blaue Augen und blonde Haare. Ich mag sie sowieso lieber dunkler. Olivia fühlte sich völlig verunsichert.

Auf dem Schillerplatz war viel los wie in der gesamten Mainzer Innenstadt. Es war kein gewöhnlicher Freitag, sondern der Freitag vor dem Karfreitag und die Schulferien hatten bereits begonnen.

Sie zwang sich dazu, sich nicht mehr umzudrehen. Der GI interessierte sie grundsätzlich nicht, weil die Amis die Bundesrepublik seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges besetzt hielten, und auch deshalb nicht, weil er sie davon abgehalten hatte, ihre Zeichnung weiter zu verbessern.

Mit Zeichnen konnte Olivia das Leben ertragen. Nicht, dass ihr Leben schlecht gewesen wäre. Alles in allem konnte sie sich nicht beklagen, weder über ihre Familie noch über ihre Freunde. Die Lehre in der Gutenberg-Buchhandlung war nicht schlecht … Aber Olivia suchte unermüdlich nach einem Sinn in ihrem Leben. Oft träumte sie sich hinweg, weil das wahre Leben nicht ihren Vorstellungen entsprach. Also zeichnete sie – zu Hause auf ihrem Bett, in der Mittagspause in dem kleinen Aufenthaltsraum der Mitarbeiter, vorm Fernseher, am Frühstückstisch, am liebsten aber irgendwo in Mainz, um etwas von ihrer Stadt auf dem Papier festzuhalten. An der Litfaßsäule hatte sie die letzten Tage in ihrer Mittagspause immer wieder gearbeitet. Gerade eben wollte sie der Skizze den letzten Schliff verpassen.

Als der Bus anhielt, stieg sie ein, froh darüber, einen Fensterplatz im hinteren Bereich zu ergattern. Automatisch, ohne ihren Willen zu beachten, drehte sich ihr Kopf zur Seite. Er stand immer noch da. In ihrem Bauch flatterte ein Schmetterling. Schnell schaute sie wieder weg. Das kam nicht in Frage.

Benny, der Ultralinke in Werners WG, hatte ihr heute wortreich erklärt, warum die US Army eine Besatzungsarmee und die USA ein kapitalistisches Land waren. Olivia hatte seinen Ausführungen aufmerksam gelauscht, aber trotzdem nicht alles verstanden. So sehr sie auch dazu gehören wollte, die Argumentation leuchtete ihr nicht vollkommen ein, und – was noch schwieriger zu unterdrücken war – es fühlte sich so komisch an. Olivia dachte an Bert aus Tennessee, der an der Mainzer Uni zusammen mit ihrer Mutter studiert hatte und ihre Familie manchmal besuchte, an ihre Verwandten in Maryland, die ebenfalls zu Besuch kamen. Alle diese Menschen mochte sie.

Aber eine Wohngemeinschaft! In der Altstadt! Sie war in einer gewesen, hatte auf dem Boden gesessen, selbstgedrehte Zigaretten geraucht, Tee getrunken. Stapel von Spiegel-Ausgaben überall, auch auf dem kleinen Klo mit Ziehspülung, Unmengen von schmutzigem Geschirr in der Spüle, Bierkästen unter dem Küchentisch. Das nächste Mal würde sie auch an der Haschischpfeife ziehen und das Kommunistische Manifest würde sie sowieso lesen. Vielleicht konnten die Gespräche und die Atmosphäre in der WG ihre innere Leere füllen. Das war womöglich sogar noch besser als Zeichnen.

Als der Bus am Münsterplatz hielt, erregten zwei junge Mütter, die mit riesigen Kinderwagen vor dem Schaufenster des Kinderladens standen und sich unterhielten, ihre Aufmerksamkeit. Ein schönes Motiv. Ihr Blick schweifte zur fünften Etage des Gebäudes neben dem Kinderladen. Sie liebte die Reklame, die auf dem Dach angebracht war. Dort prangte in riesigen Lettern: Dujardin, in Schrägschrift und daneben: Imperial, in gerader Schrift.

Darauf einen Dujardin, ging ihr durch den Kopf. Ein glitzerndes Glas mit bernsteinfarbener Flüssigkeit vor dem lächelnden Gesicht eines älteren Herrn. Olivia mochte die Fernsehwerbung. Als sie für einen Moment die Augen schloss, verwandelte sich das Gesicht des Mannes aus der Werbung und der GI von der Litfaßsäule lachte ihr zu. Erschrocken riss sie die Augen weit auf, setzte sich hastig gerade hin, als könnte sie sich auf diese Art und Weise disziplinieren.

Der Bus bog in die Bahnhofstraße ein. Als ihr Blick auf die Hauptpost fiel, erinnerte sie sich an die Ferngespräche in die USA, die sie früher, als sie noch klein war, zusammen mit ihrer Mutter dort geführt hatte. Was für ein Abenteuer … Jetzt fuhr der Bus an der Parfumerie Simon vorbei. Einige der Damen, die dort bedienten, sahen aus wie amerikanische Filmschauspielerinnen …

Bereits erschienen: „Calling USA“, Roman von Paula Dreyser, eine „deutsch-amerikanische“ Geschichte im Mainz der späten 70er-Jahre -überall im Buchhandel oder beim VA-Verlag

 

 

 

Amarena- oder Früchtebecher? – Der Eissalon Venezia in der Lotharpassage

Lotharpassage Mitte Ende 70er öffentlich genehmigtes Pressebild dpa

Lotharpassage in den 70ern, öffentlich genehmigtes Pressebild, dpa.

 

„Riecht hier schon etwas streng!“ Marie rümpft die Nase und eilt an der Fischküche am Beginn der Lotharpassage vorbei.

„Es stinkt bestialisch“, erklärt Dieter und grinst.

Petra ist es recht, dass ihre Eltern einen Zahn zulegen, um dem Duft zu entkommen, denn sie kann es kaum erwarten. Ihrem Vater scheint es ähnlich zu gehen. Zügig marschiert er voran, bleibt auch nicht vor dem Schaufenster mit den Briefmarken und Münzen in der Auslage stehen.

Mit einem Mal wird Petra hektisch, kommt sogar ins Laufen, würdigt auch die Schaufenster von Woolworth, diesem herrlichen Ramschladen, nicht eines Blickes, denn an einem sonnigen Samstagnachmittag im Mai wird es voll sein – im Eissalon Venezia. Das kann man sich ja wohl denken.

„Das beste Eis in Mainz und Umgebung!“, pflegt ihr Vater mit erhobenem Zeigefinger zu sagen.

„Dess Eis is es bessde fun gonns Meenz!“ So lautet das kategorische Urteil von Onkel Richard.

Recht haben sie. Das Eis vom Dolomiti ist auch nicht zu verachten. Der Dolomiti-Eissalon auf der Großen Bleiche sieht auch schöner aus und das wundervolle Schaufenster vom Juweliergeschäft Weiland befindet sich direkt nebendran. Da ist der Schmuck immer so toll dekoriert. Einmal waren sogar Wände im Schaufenster aufgestellt mit Malereien nach Art der alten Ägypter, in deren Tempeln und Pyramiden. Wie ihre Freundinnen schwärmt die elfjährige Petra für ägyptische Pharaonen und Pharaoninnen. Ihre Favoritin ist Nofretete, diese bildschöne Königin, deren Büste sie in einem Fotoband und im Geschichtsbuch ihrer Kusine, die schon in die sechste Klasse geht, gesehen hat.

„Puh.“ Ihre Mutter rümpft die Nase, als eine leichte Brise den Fischgeruch wieder heranweht.

Da flattert etwas vor Petras Füße: ein Blatt aus einer alten Zeitung. Sie erkennt die Beatles auf einem Foto und bleibt kurz stehen. Auf dem Seitenrand ist trotz des Drecks zu entziffern:  Allgemeine Zeitung … 8. Mai 1970. Um etwas von der Schlagzeile lesen zu können, muss sie sich nach vorne beugen: Trennung … letzte offizielle Beatles-LP … Ach wie blöd. Petra mag die Beatles, George Harrison ist ihr am liebsten. Aber noch lieber hört sie Michael Holm. Mendocino, Mendocino …

„Na, wo bleibt ihr denn?“ Dieter steht schon vor dem Venezia und winkt. An ihm vorbei schlüpfen mehrere Leute in den Eissalon. Jetzt gerät Petra in Panik. Früchtebecher oder Amarenabecher, geht es ihr durch den Kopf, während sie losrennt, nicht ganz so schnell, eher sachte. Es gehört sich nun mal nicht, durch die Lotharpassage zu rennen, schon gar nicht, wenn viele Leute unterwegs sind.

Ihre Mutter bleibt doch noch vor einem Geschäft mit Lederwaren stehen. Egal – Hauptsache, ihr Vater und sie sichern einen Platz. Atemlos huscht Petra hinein in den Salon. Der immer etwas grantig wirkende Besitzer schaut ernst drein. Ist wurscht! Aufatmend lässt sie sich neben ihrem Vater auf einen Stuhl fallen. Geschafft! Glücklich schauen sich beide an. Der Eissalon füllt sich schnell. Stühle werden gerückt, ein paar Worte gewechselt, Kinder lachen.

„Also, was nehmen wir?“ Vergnügt reibt Dieter sich die Hände, rückt seine Brille zurecht und sieht aus wie ein kleiner Junge. „Frucht oder Amarena?“

„Ach, ich weiß nicht!“ Petra hat Spaß an diesem Spiel. Es gehört zu dem Eissalon-Vergnügen. Tatsache ist, dass sie sich gar nicht entscheiden müssen, weil sie beide, Vater und Tochter, auf jeden Fall zwei Eisbecher verdrücken werden. Es geht eigentlich nur um die Reihenfolge. Herausgestellt hat sich, dass es besser ist, zuerst einen Amarenabecher niederzumachen und danach einen Früchtebecher zu vertilgen. Weil die Amarena-Kirschen unglaublich süß sind und das Säuerlich-Fruchtige vom Früchtebecher danach sehr gut passt. Durst kriegen sie dann sowieso und direkt nach dem Eis gibt es ja auch nichts zu trinken. Das muss dann eben ausgehalten werden.

„Ach, ihr seid ja schon sehr beschäftigt.“ Schmunzelnd tritt Marie an den Tisch heran, stellt ihre schwarze Lederhandtasche ordentlich auf einem Stuhl ab. Dann nimmt sie Platz, achtet darauf, dass ihr Kleid nicht krumpelt.

„Ich nehme den Amarenabecher.“ Dieter nickt vielsagend.

„Ich auch!“, kräht Petra.

„Ja bitte?“ Die junge Bedienung mit den tollen, langen, schwarzen Haaren ist eine ganz Freundliche. Lächelnd zückt sie ihren Block.

„Zwei Amarenabecher, bitte.“ Jetzt ist Petras Vater wieder ein ernster, gesetzter Familienvater, spricht mit tiefer Stimme.

„Für mich ein Eistürmchen“, flötet Marie und spitzt die Lippen.

Ja, das schmeckt auch gut, denkt Petra, ist aber ne viel zu kleine Portion.

Eine italienische Familie mit zwei kleinen Kindern übernimmt den Nebentisch mit lautem Gerede und viel Gestik. Die beiden Erwachsenen nicken freundlich herüber. Dann unterhalten sie sich quer durch den Raum mit dem Besitzer. Es dauert eine Weile, bis die Familie sich sortiert hat. Vor allen anderen kriegt der etwa fünfjährige Junge – ein ganz Wilder, mit Spielzeugpistole am Halfter – eine Portion Erdbeereis im Becher, mit Waffel. Sofort hält er Ruhe. Glücklich beschäftigt er sich mit seinem Eis. Nach einer Weile versucht er, seiner vielleicht zweijährigen Schwester, die, in rosa Kleid und mit rosa Haarschleife, friedlich auf dem Schoß ihrer Mutter sitzt, von dem Eis etwas einzuflößen. Am Ende schmiert er ihr den Mund voll damit, die Kleine leckt das Eis ab und kräht dabei vor Vergnügen. Das Mädchen ist im Nullkommanichts eingesaut. Die Eltern lachen.

Ach wie gemütlich, denkt Petra, bei mir wäre das nicht gegangen.

„Nicht mal ein Lätzchen“, flüstert Marie Dieter erstaunt zu.

Der schmunzelt. „Na ja …“, meint er und grinst.

Nachdem der Amarenabecher verputzt ist, ordert Dieter mit einem strahlenden Lächeln zwei Früchtebecher. Als er und Petra sich darüber hermachen, erklärt er: „Nachher gehen wir nochmal zum Fischtorplatz. Da steht die Bauhütte. Bald geht es ja los, mit dem neuen Rathaus …“

„Ach.“ Marie würde lieber die Ludwigsstraße entlangschlendern bis zum Schillerplatz und Schaufenster ansehen.

„Och.“ Petras Stimmung kippt ein klein wenig. Sie hat sich mit ihren Freundinnen zum Gummitwist verabredet. Ob das dann mit der Zeit noch hinhaut …? Na ja, so schlimm ist das Vorhaben ihres Vaters auch wieder nicht und ändern kann sie daran ja sowieso nichts…

Die Welt ist in Ordnung – im Eissalon Venezia. Das Eis schmeckt köstlich. Die Kinder halten Ruhe. Man gönnt sich und der Familie etwas.

 

Geschichten aus Mainz, früher und heute, von Paula Dreyser.

Mein GI für einen Sommer als E-Book auf Amazon / Calling USA als Taschenbuch und E-Book auf Amazon, überall im Buchhandel und beim VA-Verlag und bei Amazon, dort auch als E-Book.

 

 

 

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Gedanken zu Lee Barracks, RAF und Lili Marleen im Terrorherbst 1977

mike kopie

Titelfoto von Michael Ciaccio, ca. 1976. Aufnahme von „Innen“

Leseprobe aus Calling USA von Paula Dreyser

Nach der Entführung der Lufthansa-Maschine Landshut am 13. Oktober 1977 steht die Bundesrepublik unter Schock. Die siebzehnjährige Schülerin Lydia „geht“ seit einer ganzen Weile „fest“ mit Steve, einem zwanzigjährigen GI. Am Freitag, dem 14. Oktober 1977 wartet sie vor den Lee Barracks in Gonsenheim auf ihn.

Personen: Lydia und Steve, Ellen (Lydias beste Freundin) und Ben (Steves Kumpel)

Orte des Geschehens: Lee Barracks, Gasthaus Zur Krimm

 

Freitag, 14. Oktober 1977

Um irgendetwas zu tun, warf Lydia ein Zehnpfennigstück in den knallroten Automaten und drehte den Hebel. Außer einer giftgrün gefärbten Kaugummikugel fiel ein billiger Blechring mit herzförmigem, rosa Glitzerstein in das Fach. Klasse, ein Hauptgewinn. Früher war ich ganz wild auf diesen Kram.

Während sie die klebrige Kugel in den Mund schob, trat sie von der Straße zurück und stellte sich neben den Eingang der kleinen, bei den GIs sehr beliebten Pizzeria. Von ihrer Position aus hatte sie den Haupteingang zur Kaserne im Visier, stand aber nicht völlig auf dem Präsentierteller für die Soldaten, die auf ihrem Weg zur Straßenbahnhaltestelle an ihr vorbeiliefen. Einige waren allein unterwegs, viele zu zweit oder in kleinen Gruppen. Lydia fühlte sich frei. Ihr Herz nahm an Volumen zu, dehnte sich erwartungsvoll diesem Freitagabend entgegen. Die Peter-Stuyvesant-Reklame mit dem Bild der Freiheitsstatue und dem Spruch vom Duft der großen weiten Welt fiel ihr ein.

Die meisten Soldaten bemerkten sie trotzdem, viele lächelten ihr zu. Fehlt nur noch Lili Marleens Laterne, an die ich mich lehnen könnte.

Sie warf einen hastigen Blick auf ihre Armbanduhr, sieben Uhr. Komm doch! Als sie wieder aufsah, schlenderte Steve gerade durch das Tor. Er müsste eigentlich rennen. Vor Aufregung bekam sie feuchte Hände. Instinktiv, ohne vernünftigen Grund, trat Lydia einen Schritt zurück, um sich hinter der Hauswand zu verstecken. Ein geradezu wohliger Schauer kroch ihren Rücken entlang. Wie im Kitschroman, total albern.

Steve winkte dem Soldaten im Wachhäuschen und steuerte geradewegs auf sie zu. Er wusste genau, wo sie auf ihn warten würde.

Lydia fühlte sich um ihren Spaß betrogen, spuckte den Kaugummi aus und trat wieder nach vorn.

„Hey Babe.“ Da war es wieder, sein unbeschreibliches Lächeln. Das ist meiner! Bei diesem Gedanken triumphierte sie innerlich, begann zu zittern, nicht vor Angst oder Kälte, sondern als Ausdruck eines zutiefst empfundenen Behagens. Das hier ist richtig!

„Hey.“

Sie umarmten und küssten sich. Lydia schmiegte sich an ihn. Irritiert und etwas ungehalten nahm sie zur Kenntnis, dass Steve gleich wieder von ihr abrückte.

„Lass uns ins Gasthaus an der Krim gehen“, sagte er. Samtiges Braun und schillerndes Grün. Lydia schwebte.

„Ben und deine Freundin sind schon dort.“

Ja, das wusste sie. Ben und Ellen verstanden sich gut, waren heute zusammen in der PX gewesen. Hand in Hand machten sie sich auf den Weg.

„Wie geht es so? Irgendetwas Besonderes passiert seit letztem Mittwoch?“, fragte er leichthin.

Abrupt blieb sie stehen, aus luftigen Höhen gefallen und knallhart in der Realität zurück. Fassungslos starrte sie ihn an. Ob irgendetwas passiert war? „Eine Lufthansamaschine wurde gestern von Terroristen entführt.“ Es klang wie ein Vorwurf.

Seit dem Nachmittag des Vortages berichteten die Medien davon. Das Thema beherrschte nicht nur Funk und Fernsehen, sondern auch die Gespräche der Menschen. Die Ereignisse hatten auch Lydia erreicht, die ansonsten fast alles, was außerhalb ihres deutsch-amerikanischen Mikrokosmos passierte, nur am Rande zur Kenntnis nahm. Und Steve wollte wissen, ob es etwas Besonderes gäbe? Auf welchem Stern lebte er?

Fragend zog er die Augenbrauen nach oben. „Davon habe ich nichts gehört“, antwortete er mit einem unergründlichen, merkwürdig verschlossenen Gesichtsausdruck.

Lydia traute ihren Ohren nicht. „Hast du mitgekriegt, dass die RAF einen wichtigen Mann der deutschen Wirtschaft entführt hat?“

„Nein.”

“Den Namen Schleyer schon mal gehört?”

Langsam schüttelte er den Kopf. Kaum merklich fror seine Mimik ein. „Wieso redest du in diesem aggressiven Ton mit mir? Was soll das werden, ein Verhör?“

Lydia schluckte, versuchte, sich zu mäßigen. „Steve, ständig wird davon berichtet. Ihr hört doch auch Radio und seht fern.“

„Klar, wir hören AFN und lesen die Stars and Stripes. Zum Appell kriegen wir die neuesten Nachrichten aus den USA und alle Informationen, die unsere Streitkräfte betreffen, mitgeteilt.“

Sie sehen und hören keine deutschen Sender. Die Verblüffung über diese Erkenntnis nahm Lydia den Wind aus den Segeln. Im nächsten Moment wurde ihr etwas klar: Natürlich nicht, sie sprechen ja kein Deutsch. Irgendwie leben wir doch in zwei verschiedenen Welten. Der Gedanke stimmte sie traurig.

Entschlossen nahm er ihre Hand, um weiterzugehen.

Lydia fühlte sich gemaßregelt, spürte, dass er sauer war, konnte aber keine Ruhe geben. „Was ist mit der RAF, Rote Armee Fraktion, Baader-Meinhof-Gruppe?“ Mist, das hört sich schon wieder schulmeisterlich und ziemlich spitzfindig an.

„Wir GIs kümmern uns um unsere eigenen Angelegenheiten.“ Das klang arrogant.

Von einer Litfaßsäule am Straßenrand starrten ihnen die schwarz-weißen Gesichter von zwölf noch flüchtigen RAF-Terroristen entgegen. Mühsam verbiss sich Lydia einen Kommentar.

Den Rest des kurzen Weges schwiegen sie. Mit dem Betreten des Lokals löste sich die schlechte Stimmung zwischen ihnen auf. Alles war wie immer, eine Kneipe, in der Freunde warteten, Zigarettenrauch, leichter Bierdunst, dazu Glen Campbells Wichita Lineman.

Ben und Ellen winkten stürmisch, waren offensichtlich bester Laune.

Sie setzten sich zu ihnen.

„Hey.“

„Alles klar bei dir?“ Lydia griff über den Tisch und berührte ihre Freundin leicht an der Schulter.

Vor zwei Wochen war Ellen aus dem Haus ihrer Eltern ausgezogen, nachdem die ständigen Streitereien mit ihrem Vater, der zu viel trank, eskaliert waren. Mit Hilfe ihrer Mutter hatte sie ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft gefunden. Ellen war bereits neunzehn Jahre, also volljährig. Bei dem Umzug hatten Schulkameraden und amerikanische Freunde geholfen.

„Alles bestens“, erklärte Ellen aufgeräumt. „Ben regt sich immer noch über das einfache Badezimmer in meiner WG auf. Vor allem die Badewanne findet er altertümlich. Er hat auch überhaupt kein Verständnis dafür, wenn Leute nicht jeden Tag duschen.“

Ben nickte heftig. „Nur GIs im Manöver sind entschuldigt“, erklärte er.

„Na ja, ich kenne viele Leute, die gar keine Dusche haben. Es ist noch nicht lange her, da war Samstag Badetag.“ Die  irritierten Gesichter der beiden Männer amüsierten Lydia.

„Unter der Woche gab es nur Katzenwäsche“, fügte Ellen hinzu, die offensichtlich ebenfalls ihren Spaß hatte.

Die Amerikaner schüttelten die Köpfe. Bei der jungen Kellnerin bestellte Steve für sich ein Bier und für Lydia eine Bluna.

„Mann, das vermisse ich, korrekte Duschen.“ Ben zündete sich eine Zigarette an.

Steve lachte. „Ja, und die Autos!“

Lydia und Ellen wechselten einen vielsagenden Blick. Sie mochten die riesigen amerikanischen Kutschen überhaupt nicht.

„Was vermisst ihr denn sonst noch so?“, wollte Ellen wissen.

Lydia war ganz Ohr.

„Angeln im Ozean. Zelten mit den Kumpels.“ Das war Steve.

Ja, New Jersey lag ja am Meer.

„Autokinos und Eistee.“ Genüsslich zog Ben an seiner Zigarette.

„Mit jeder Menge Eiswürfel.“ Steve strahlte über das ganze Gesicht, fuhr sich unbewusst mit der Zunge über die Lippen. „Geschäfte, die immer offen sind“, fiel ihm noch ein.

Nachdem die Kellnerin die Getränke für Steve und Lydia serviert hatte, erhob Ben sein Glas und prostete seinem Kumpel zu. „Lass uns darauf trinken, dass das hier irgendwann vorbei ist, und dann heißt es ‚back to the world‘.“

Sie stießen ihre Biergläser gegeneinander.

Lydia erstarrte.

„Wie lange hast du eigentlich noch, Steve?“ Ben war offensichtlich bester Laune.

Bei dieser Frage schnürte sich Lydias Hals zu.

„Zwanzig Monate, zwei Wochen, drei Tage.“

Lydia fühlte Ellens besorgten Blick auf sich ruhen. Sie sah zu ihrer Freundin und lächelte tapfer. Bis dahin blieb ihnen ja noch jede Menge Zeit.

Steve schwelgte mit Ben in Erinnerungen an Highschool-Partys, Truthahnessen an Thanksgiving und Weihnachten in den Staaten.

Lydia und Ellen waren ausgeschlossen, zum Publikum degradiert.

Von einer Sekunde zur nächsten verwandelte sich Lydias Beklemmung in Wut. Back to the world! Das ich nicht lache. Hier bei uns spielt die Musik. Sie spürte einen unbändigen Drang, Steve und Ben etwas entgegenzuhalten, einen Kontrapunkt zu setzen. Plötzlich hatte sie genug von dem ewigen sich zurücknehmen, sich ruhig verhalten, nicht auffallen …

„Weißt du das Neueste von der Landshut-Entführung?“, wandte sie sich direkt an Ellen, sprach aber Englisch.

Die verstand sofort, worum es ging.

„Mittlerweile ist klar, dass es einen Zusammenhang zwischen der Flugzeugentführung und der Schleyersache gibt. Die palästinensischen Terroristen und die RAF kooperieren.“

„Terroristen, die sollte man aufhängen“, sagte Ben schlicht.

„Bei uns gibt es keine Todesstrafe“, entgegnete Ellen sachlich.

„Leider, ich sehe das genauso wie Ben“, erklärte Steve. Er hielt die Innenfläche der rechten Hand nach oben, um seine Worte zu unterstreichen.

Bei dieser Geste wurde es Lydia wieder warm ums Herz. Ich kenne ihn so gut.

„Wenn es hundertprozentig bewiesen ist, dass jemand gemordet hat, bin ich auch für die Todesstrafe. Das gilt auf jeden Fall für Terroristen“, fuhr Steve fort.

Ben nickte. „Red Army Faction.“

Steve deutete mit dem Zeigefinger auf seinen Freund. „Du sagst es, Mann.“

Überrascht sah Lydia von einem zum andern. Sie wussten ja doch etwas.

Jetzt wandte Steve sich ihr zu. Seine Augen funkelten, die Andeutung eines Lächelns lag auf seinem Gesicht, aber da war noch etwas in seiner Miene – ein Anflug von Spott.

„Vor einigen Jahren wurden Bombenanschläge auf unsere Hauptquartiere in Frankfurt und Heidelberg verübt, beide Attentate in einem einzigen Monat. Dabei kamen Soldaten und zivile Bedienstete ums Leben. Das geht auf das Konto der RAF.“

Lydia horchte auf, zu verblüfft, um verärgert zu sein. Hatte er sie reingelegt? Oder war sie ihm nur auf die Nerven gegangen?

 

„Calling USA“, Roman von Paula Dreyser, eine „deutsch-amerikanische“ Geschichte im Mainz der späten 70er-Jahre

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Christuskirche Mainz Bildergalerie

Die Christuskirche von Mainz ist eine evangelische Kirche, die von 1896 bis 1903 nach Entwürfen von Eduard Kreyßig erbaut wurde.

Gedacht als repräsentatives Gegengewicht zum Dom, ragt die 80 Meter hohe Kuppel der Christuskirche architektonisch aus dem Ensemble der Kirchtürme in der Innenstadt heraus.

Kreyßig hatte den Bau im Stil der italienischen Hochrenaissance – die Kuppel erinnert an St. Peter in Rom – entworfen. Als die Christuskirche 1903 nach siebenjähriger Bauzeit eingeweiht wurde, hatte die Stadt ein neues Wahrzeichen hinzugewonnen.
1945 wurde die Christuskirche schwer beschädigt, 1952 begann der Wiederaufbau des Gotteshauses. Heute finden in der Christuskirche nicht nur Gottesdienste , sondern auch Veranstaltungen, Ausstellungen und Konzerte statt.

http://christuskirche-mainz.de/

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Christuskirche im Jahr 1911
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Christuskirche im Jahr 1910
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Christuskirche 1930
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Christuskirche 1919
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Christuskirche 1933
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Christuskirche 1913

Schloss-Gymnasium, Zeitungsente, Hauptbahnhof 1978: Schmetterlinge im Bauch und Gedanken zum Kalten Krieg

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Leseprobe aus „Calling USA“ von Paula Dreyser

Mainz, im Mai 1978: Die siebzehnjährige Schülerin Lydia hat sich gerade in Steve verliebt, einen zwanzigjährigen GI. Sie sind noch nicht zusammen, er ist im Manöver. In Lydias Schule, dem Schloss-Gymnasium, entspinnt sich vor dem Unterricht eine Unterhaltung über den Kalten Krieg, die Bundesrepublik, die DDR … Auf einige Meinungen reagiert Lydia höchst empfindlich.

Beteiligte Personen: Lydia; ihre beste Freundin Ellen; die Schulkameraden Mark, Peter und Walter

Orte des Geschehens: 1. Klassenraum im Schloss-Gymnasium, 2. Neubrunnenplatz – ZeitungsenteComo LarioLustenberger, 3. Hauptbahnhof

„Truman Doktrin? Ist mir im Moment ziemlich egal“, erklärte Mark gut gelaunt.

Lydia und Ellen saßen auf einem Tisch in ihrem Klassenraum im Schloss-Gymnasium. Mark hockte rücklings auf seinem Stuhl, grinste sie an, lehnte sich leicht nach hinten und streckte zufrieden die Arme nach oben.

Er ist keiner von den verständnisvollen Teetrinkern, die ständig diskutieren und nichts von Sport halten, dachte Lydia. Sie ertappte sich dabei, wie sie Mark mit Steve verglich. Sofort breitete sich Hitze in ihrem Bauch aus. Damit war der kurze unbeschwerte Moment vorbei. Wieder überfiel sie diese nervöse Unruhe, gepaart mit einer unterschwelligen Übelkeit. Sie aß nicht viel, rauchte stattdessen mehr als sonst. Schule und Freizeit berührten sie kaum, die Tage flogen an ihr vorbei. Auf eine lähmende Art fühlte sie sich einsam. Steves leuchtender Blick ging ihr nicht aus dem Sinn. Ständig spürte sie einen Druck auf dem Magen.

„In fünf Minuten geht es los.“ Ellen stöhnte.

Sozialkunde bei Herrn Krause war eigentlich Politikunterricht. Seit einigen Wochen langweilte der Lehrer die Klasse mit seinem absoluten Lieblingsthema, dem Kalten Krieg.

Mehrere Schüler, ausnahmslos männliche, betraten jetzt den Klassenraum, nickten kurz herüber und verteilten sich dann auf die hinteren Sitzplätze. Erst seit dem vorhergehenden Jahrgang nahm das Gymnasium auch Schülerinnen auf. Für einige Lehrer schien es eine große Herausforderung zu sein, sich an weibliche Schüler zu gewöhnen. Lydia war sich immer noch nicht darüber im Klaren, ob die Vorteile des deutlichen Jungenüberschusses den ebenfalls damit einhergehenden Stress und die ständige Anspannung überwogen. Immer gut auszusehen und herbe Anspielungen zu parieren, kostete einige Anstrengung.

„Auf jeden Fall wüsste ich Besseres mit meiner Zeit anzufangen.“ Mark verschränkte die Hände hinter dem Kopf und zwinkerte. Das halblange, kaum frisierte Haar gab seinem Äußeren etwas Verwegenes.

Kurze Haare find ich besser. Lydia stöhnte innerlich auf. Sie war außerstande, an etwas anderes zu denken. Auf welchen Umwegen auch immer, ihre Gedanken landeten am Ende wieder bei ihm.

„Es wird Zeit, dass die Amis sich zurückziehen. Krieg ist vorbei, Nachkriegszeit ist rum. Was soll’s?“ Mark fischte eine Zigarette aus der Hosentasche und steckte sie in einen Mundwinkel, natürlich ohne sie anzuzünden.

Lydia traute ihren Ohren nicht. Hatte Mark das wirklich gesagt?

„Schon mal was davon gehört, dass die Russen sich nach dem Zweiten Weltkrieg den gesamten deutschen Osten einverleibt haben? Die Amerikaner sind hier, um dafür zu sorgen, dass die Russen nicht auch noch den Westteil übernehmen“, ereiferte sich Ellen.

Lydia hätte ihre Freundin gerne unterstützt, aber sie war außerstande, sich zu artikulieren.

„Die Amerikaner sind gnadenlose Kapitalisten. Die beuten nicht nur ihre eigenen Leute aus, sondern überfallen und besetzen andere Länder.“ Hinter ihnen schnellte Walter wie ein Stehaufmännchen von seinem Sitz hoch.

Erschrocken fuhr Lydia zusammen. Ellen warf dem kleinen, molligen Walter einen giftigen Blick zu. Lydia war sprachlos. Mann, dieses Engelsgesicht mit den fanatischen Augen, dachte sie erbost.

Walter erinnerte mit den kinnlangen, hellbraunen Locken, die sein rundliches Gesicht umrahmten, tatsächlich entfernt an einen Rubensengel, allerdings nur, wenn er nicht politisch wurde wie jetzt. Seine braunen Augen unter neiderregend langen Wimpern leuchteten dann ein wenig irre. Mark schien sich köstlich zu amüsieren.

Walters Augen sprühten Funken, sein Gesichtsausdruck wirkte leicht verzerrt. Von einem Rubensengel hatte er nichts mehr an sich. Er holte tief Luft. Energiestöße schienen von ihm auszugehen. Irgendwie schaffte er es, die drei Zuhörer vollkommen in seinen Bann zu ziehen. Alle starrten ihn an, Lydia und Ellen mit unverhohlener Abneigung, Mark immer noch amüsiert, aber auch mit einem gewissen Interesse.

Walter hob den Zeigefinger. „Vietnamkrieg, ich sage nur, Vietnamkrieg!“ Er spuckte die Worte förmlich aus, fuhr dann etwas ruhiger fort. „Und die Russen versuchen wenigstens, das Volksvermögen umzuverteilen, damit alle etwas davon haben.“

Stille trat ein.

Lydia kam es so vor, als müssten die Energiewellen sich erst verflüchtigen, bevor weitergeredet werden konnte. Urplötzlich baute sich Panik in ihr auf und sie wäre am liebsten aus dem Raum gelaufen. Ich darf mich nicht aufregen, sonst schnappe ich über. Kurz wurde ihr schwarz vor Augen.

„Na das ist ja wohl graue Theorie.“ Ellen sprach jetzt erstaunlich ruhig und sachlich. „Die Planwirtschaft in der Sowjetunion funktioniert doch überhaupt nicht. Und diejenigen, die am Ende ganz bestimmt leer ausgehen, das sind die kleinen Leute. Die Funktionäre haben ihre speziellen Bezugsquellen. Im Übrigen ziehe ich es vor, meine Meinung offen aussprechen zu dürfen.“

„Also, das ist nur ein Teil vom Ganzen.“ Mark setzte sich jetzt aufrecht und schaute ungewöhnlich ernst drein.

Lydia musste sich eingestehen, dass er nicht unattraktiv war.

„Mein Vater ist Gesamtvertriebsleiter für den Bereich Optik in den Schott Glaswerken. Die Firma macht Geschäfte mit dem Osten. Mein alter Herr fährt auch zur Glasmesse nach Leipzig.“

Darauf folgte Schweigen. Über derartige Verbindungen zwischen Bundesrepublik und DDR hörte man viel weniger als über die Unterschiedlichkeit der politischen und wirtschaftlichen Systeme.

„Klar, die Sowjetunion braucht westliche Technologie“, ließ sich Ellen nach einer Weile vernehmen.

Obwohl Lydia eine ähnliche Äußerung auf der Zunge lag, fand sie, dass die Bemerkung irgendwie einstudiert klang.

In diesem Moment flog die Tür auf und Peter betrat den Raum. Auch er war groß und sehr schlank, aber kurzhaarig und eher unauffällig gekleidet. Er setzte sich auf seinen Platz hinter der Gruppe, stützte die Ellenbogen auf den Tisch, verschränkte die Hände unter dem Kinn und schaute betont artig in die Runde. „Hallo, die Damen und der Herr.“

Für einen Moment fühlte Lydia sich verzaubert. Mit dem Klang seiner unerwartet tiefen, vollen Stimme zog Peter sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Warum kann ich mich nicht in ihn verlieben?

„Gut, dass du kommst, Peter“, erklärte Mark. „Walter will, dass die Russen hier einmarschieren und übernehmen.“

Walter runzelte die Stirn, stöhnte laut und schüttelte den Kopf. Auf dem schwarzweißen Palästinensertuch, das um seinen Hals geschlungen war, steckte ein Button mit der Aufschrift: Solidarität für Nicaragua!

„Oh“, entgegnete Peter, „dann flieg ich aber vorher mit der Propellermaschine nach Amerika.“

Alle lachten. In der vorherigen Sozialkundestunde hatte der Lehrer die Klasse danach gefragt, welches Bild sie als Kinder von den USA und den Amerikanern gehabt hatten. In der darauf folgenden Fünfminutenpause unterhielten sich einige Schüler weiter über das Thema. Peter hatte erzählt, dass seine Großmutter, als er noch klein war, immer dann, wenn sie zusammen mit ihrem Enkel einen Hubschrauber am Himmel sah, dem völlig faszinierten Peter erklärte, dass diese Propellermaschine jetzt nach Amerika fliegen würde.

„Dann ziehst du aber wieder die Krachledernen an“, fiel Ellen gut gelaunt ein.

Wieder lachten sie. Lydia stellte sich einen süßen, scheuen Fünfjährigen in kurzer Lederhose vor, und ihr wurde warm ums Herz.

„Ich hab es schon das letzte Mal gesagt“, bezog sich Walter auf dieses Gespräch. „Die USA ist nicht so wie in der Peter-Stuyvesant-Reklame, von wegen Hauch der großen weiten Welt und dahinter die Freiheitsstatue.“ Er schnaubte verächtlich und ließ sich auf seinen Stuhl fallen.

„So?“ Peter zog die Augenbrauen nach oben. „Wie denn dann?“ Die leichte Ironie war typisch für ihn.

Wieder trat Stille ein. Keiner von ihnen war bisher in den USA gewesen. Ihr Amerikabild basierte in Bezug auf das aktuelle politische Geschehen im Wesentlichen auf Nachrichten und Zeitschriften, was die Vorstellung von Land und Leuten betraf, vor allem auf amerikanischen Filmen und Serien.

„Also, ich gehe davon aus, dass man in den USA sich für deutlich weniger Geld viel mehr kaufen kann als bei uns. Ich kenne einen GI. Mit dem gehe ich manchmal in die PX. Da kriegst du die neueste Kenwood-Anlage für einen Spottpreis.“ Herausfordernd blickte Mark in die Runde und genoss die ungeteilte Aufmerksamkeit, die ihm alle entgegenbrachten.

PX, oh Mann – wie klasse!“ Ellen geriet in Verzückung.

„Gigantisch ist auch die Double-Cheese-Pizza.“ Mark machte ein schmatzendes Geräusch, um seine Äußerung zu unterstreichen. „Die gibt es im NCO Club.“

Angeekelt verzog Walter das Gesicht.

„Die Schauspielerinnen sehen auf jeden Fall immer extrem gut aus“, meldete sich Peter jetzt zu Wort.

Alle außer Walter nickten. Lydia dachte daran, wie bieder und bäurisch sie sich vorkam, wenn Amerikaner Bilder von ihren Schwestern oder Freundinnen von zu Hause herumzeigten. Die Mädchen sahen aus wie Leinwandstars, mit tollen, langen Haaren, perfekt geschminkten Gesichtern und einem filmreifen Lächeln, kein Vergleich zu deutschen Passbildern.

„Die Schauspieler sind auch echt attraktiv“, erklärte Ellen schwärmerisch, verdrehte die Augen und fügte hinzu: „Gary Grant, James Cooper, die von Hawaii Five-0 …“

„Mark Spitz!“ Lydia erwachte aus ihrer Erstarrung.

„Das ist ein Schwimmer, Mädel.“ Mark grinste.

Lydia wurde rot. Ja, das wusste sie natürlich. Unkonzentriert und durcheinander, wie sie nun einmal war, hatte sie sich ganz auf den Aspekt des extrem guten Aussehens von Amerikanern konzentriert und nicht mitgekriegt, dass es gerade ausschließlich um Schauspieler ging.

Wieder wurde die Tür geöffnet. Gefolgt von einer lauten Horde Schüler betrat Herr Krause den Raum. „Meine Damen und Herren“. Der Lehrer war offensichtlich in bester Laune. „Ich bitte, Platz zu nehmen, das Reden einzustellen und meinen geistreichen Ausführungen zu lauschen.“

 

Von der Großen Bleiche kommend schlenderte Peter über den Neubrunnenplatz. Er wohnte in der Leibnizstraße, hatte es aber heute nicht eilig, von der Schule nach Hause zu gehen. Deshalb machte er einen Umweg. Mit seiner Mutter und deren Mutter lebte er in einer Dreizimmerwohnung in einem der typischen Mietshäuser der Mainzer Neustadt, erbaut nach dem Krieg, grau und schmucklos, mit mindestens zehn Parteien, allerdings mit gut funktionierender Nachbarschaft. Dort fühlte er sich keineswegs unwohl, aber mitunter war es ihm zu eng, nicht nur im räumlichen Sinn. Die Propellermaschinen gingen ihm seit dem Gespräch vor der Sozialkundestunde nicht aus dem Kopf. Wieder fühlte er sich wie der kleine Junge, der voller Sehnsucht den Hubschraubern nachgeblickt hatte. Jetzt, mit neunzehn, waren die Vereinigten Staaten von Amerika für ihn genauso faszinierend und atemberaubend wie für den kleinen Kerl in der Lederhose; ein anbetungswürdiges Land mit nicht nur schönen Bewohnern, nein, in diesem Land lebten auch die besseren Menschen! Hartnäckig hielt er daran fest, dass der typische Amerikaner attraktiv und gut gekleidet war, der Herr wie Gary Grant, die Dame wie Lauren Bacall. Diese Vorstellung liebte er, obwohl er mittlerweile wusste, dass sich die Realität von der glitzernden Filmwelt unterschied.

Irritiert blickte er auf, weil ihn etwas in seinen Gedanken gestört hatte.

Mittlerweile hatte er den Platz überquert und befand sich in der Neubrunnenstraße vor dem Lustenberger. Motorräder, für die er sich nicht die Bohne interessierte, standen nicht nur in den Schaufenstern, sondern auch auf dem Gehweg.

Auf der anderen Seite der schmalen Straße verließen gerade fünf amerikanische Soldaten in Zivil laut redend die Zeitungsente. Einer sang Oh My Darling Clementine. Zu erkennen war das Lied am Text, nicht an der Melodie. Der Sänger hielt eine Bierflasche in der Hand und torkelte.

Traurig seufzte Peter. In seinen Augen waren das nicht die echten Amerikaner. Wie schon früher fragte er sich, ob solche Typen Deutschland wirklich beschützen konnten. Geradezu erschrocken und schuldbewusst bejahte er die Frage im Stillen, denn ganz tief in seinem Innern, da wo ein kleiner Junge all die Ideen und Vorstellungen angesammelt hatte, welche die Grundpfeiler seiner Welt bildeten, war sein Vertrauen in die Schutzmacht USA unerschütterlich.

Die Soldaten auf der anderen Straßenseite unterhielten sich für seinen Geschmack noch immer viel zu laut. Als er zu ihnen hinüberschaute, blickte der angetrunkene Sänger ihm direkt in die Augen. Grüßend hob der Amerikaner die Hand und lachte.

Obwohl er sich zunächst dagegen sträubte, lächelte Peter. Schließlich nickte er dem Soldaten sogar zu. Als er weiterging, kopfschüttelnd über die Szene, die er gerade erlebt hatte, fiel sein Blick auf ein Werbeplakat im letzten Schaufenster des Motorradgeschäftes. Er blieb stehen und erkannte erst auf den zweiten Blick, dass sich Woody Allen und Diane Keaton auf einem Strand gegenüberstanden. Im Hintergrund schimmerte Wasser vor einem Gebilde, bei dem es sich vielleicht um einen langen Steg handelte. Der Stadtneurotiker, Kinostart 9.6.1977, las er. Der Film lief bereits in den Kinos. In den Ferien würde er sich ihn auf jeden Fall ansehen.

Aus weiter Ferne hörte er noch einmal ein herzzerreißendes Oh My Darling Clementine. Das entlockte ihm ein Lachen. Ohne erkennbaren Grund war er glücklich. Das Gefühl kam angeflogen, aus heiterem Himmel. Unwillkürlich nickte er heftig, noch immer leise vor sich hin lachend, als würde er einem Gesprächspartner ausdrücklich zustimmen. Peter war froh, froh darüber, in der ehemaligen amerikanischen Besatzungszone zu leben und nicht in einer anderen, auch wenn sich nicht alle Soldaten benahmen wie Gary Grant.

 

Interessiert beobachtete Mark die beiden Militärpolizisten, die vor dem Fenster des Busses entlangpatrouillierten. Er bildete sich ein, dass die Leute, die geschäftig über den Bahnhofsplatz eilten, automatisch respektvollen Abstand zu den Männern mit den grellen weißen Buchstaben MP auf den schwarzen Armbinden hielten. Die Ströme der Menschen teilten sich in einer einzigen fließenden Bewegung, um sich hinter den Uniformierten wieder zu vereinen.

Wie immer zogen der Schlagstock und die Pistole am Gürtel seinen Blick magisch an. Verrückt, dachte er, ich bin doch Pazifist.

Um den Männern weiter hinterhersehen zu können, drehte er den Kopf so weit wie möglich und blickte über die Schulter. Als der Bus losfuhr, konnte er aus den Augenwinkeln gerade noch erkennen, dass die Militärpolizisten vor einem Soldaten in Zivil standen. Ob sie nur mit ihm redeten oder im Begriff waren, ihn festzunehmen, war nicht auszumachen.

Hoffentlich hat er nichts ausgefressen. Dann kam ihm ein weiterer völlig unpassender Gedanke: Plastikhelme! Harald, sein älterer Cousin leistete den Wehrdienst bei den Feldjägern ab. Er behauptete, dass die Helme der MP aus Plastik bestehen würden. In seinen Ausführungen schwang immer mit, dass echte Männer Stahlhelme trugen.

Ende der Leseprobe

„Calling USA“, Roman von Paula Dreyser, eine „deutsch-amerikanische“ Geschichte im Mainz der späten 70er-Jahre

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Foto: Zeitungsente 1978 aus der Sammlung von Meikel Dachs

Mehrere einbrüche in Gastronomie 14+15.04

Mainz (ots) – In der Nacht zum 14.04.2016 versuchten unbekannte Täter über den Hinterhof in einen Gastronomiebetrieb in der Leibnizstraße einzubrechen. Die dortige Terrasse ist mit einem Pavillon überdacht und begrenzt. Eine der Seitenwände wurde beiseite geschafft, dann versuchten der oder die Täter, ein Fenster aufzubrechen. Dieses wurde beschädigt (die äußere Scheibe der Doppelverglasung zersprang). Es blieb beim Versuch. Möglicherwiese wurden der oder die Täter gestört.

Die Polizei sucht Zeugen: Hinweise bitte an die Kriminalpolizei Mainz: 06131 – 65 3633


Mainz (ots) – Heute Morgen, 15.04.2016, wurden zwei Einbrüche in Gaststätten angezeigt. In beiden Fällen wurden vor allem die in den Gaststätten befindlichen Automaten aufgebrochen und geleert. Im Kaiser-Wilhelm-Ring, zwischen Aspeltstraße und Josefsstraße, ging bei dem Einbruch eine ganze Fensterscheibe zu Bruch. Möglicherweise haben Anwohner in der Nacht entsprechende Geräusche gehört und können Angaben zur Tatzeit und verdächtigen Personen oder Fahrzeugen machen. Der zweite Tatort liegt in der Rheinstraße, Ecke Weintorstraße. Hier fand eine Mitarbeiterin das Lokal ebenfalls aufgebrochen vor. Alles war durchwühlt und die Automaten waren aufgebrochen worden. Ein Fenster stand noch offen. Auch hier bittet die Polizei um Zeugenhinweise mit sachlichem Zusammenhang.

Hinweise bitte an die Kriminalpolizei Mainz: 06131 – 65 3633

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Das Goldstein früher und heute oder – zwei Zigarettenlängen für eine Zeitreise

Bluhm Mainz 2

Wie eigenartig!“ Kopfschüttelnd zieht Katharina an ihrer Zigarette. “So – gepflegt.“

Alle drei schauen sich verdutzt an, bevor sie loslachen.

Hier draußen ist es aber in etwa noch so wie früher, davon abgesehen, dass es keine Bänke und langen Tische mehr gibt. Außerdem ist es natürlich viel ordentlicher und sauberer“, wirft Sophie ein.

Das versiffte Klo ist weg“, meldet sich Paula zu Wort. „Und da drüben, links vom Eingang, wo man auf die Schönbornstraße sieht, standen früher keine Tische. Da lungerten wir herum, versuchten verzweifelt, cool rüberzukommen und glotzten ständig auf die Straße, in der Hoffnung, dass sie endlich auftauchen würden.“

Auf den Gesichtern der drei Frauen breitet sich ein wehmütiges Lächeln aus.

Aber die Kastanienbäume, die Atmosphäre und irgendwie – die Luft … wie früher“, fügt Paula schließlich hinzu.

Na ja, im April riecht es eben schon langsam nach Frühling“, erklärt Sophie grinsend. „Früher gab es hier aber noch ganz andere Gerüche: Bierdunst, Wein, Zigarettenqualm …“

Ja, alle haben geraucht. Kippen waren salonfähig.“ Katharina hält ihre Zigarette hoch und schmunzelt. „Da habt ihr auch noch geraucht und keiner musste nach draußen gehen, um eine zu qualmen.“

 

Am Eingang zum Lokal raschelt es. Sie drehen sich um. Der smarte, grauhaarige Kellner tritt aus dem Restaurant in den Biergarten, setzt sich ganz in der Nähe auf einen Stuhl und zündet sich ebenfalls eine Zigarette an. Freundlich nickt er ihnen zu. „Bald können die Gäste draußen sitzen. Letzten Samstag war es so mild, dass einige Herrschaften es ziemlich lange im Freien ausgehalten haben“, sagt er gutgelaunt.

Der Biergarten war eigentlich immer der Renner.“ Paula kann es sich nicht erklären, aber mit einem Mal wird sie redselig gegenüber diesem Fremden. Irgendwie hat sie das Gefühl, dass sie sich unbedingt näher mit dem Mann befassen sollte. „Wissen Sie, wie es hier im Goldstein zuging, in den späten 70ern, so 76 bis 78?“

Ja, selbstverständlich.“ Der Mann grinst. „Da war hier de Deibel los! Viele Amis. Klasse Musik. Super Stimmung. Gitarrenspieler unter den Kastanienbäumen. Bier aus Flaschen. Klos, die man am besten mit Gummistiefeln betrat. Kult!“ Kurz überlegt er, fügt dann hinzu: „Aber im Vergleich zu den 60ern war es da schon deutlich ruhiger, zumindest was Schlägereien mit Amerikanern angeht.“

Eine Wahnsinnsstimmung, untermalt von Dark Side Of The Moon und 99 Luftballons.“ Sophie verdreht die Augen.

Ground Control To Major Tom.” Katharinas Wangen beginnen, sich zu röten.

Dadada“, japst Paula.

Wenn 500 Miles gespielt wurde, haben die Amis mitgesungen, einige mit Tränen in den Augen.“ Jetzt steht der Kellner auf und gesellt sich zu ihnen.

Die Frauen strahlen ihn an. Alle vier wechseln vielsagende Blicke miteinander. Sie bilden eine verschworene Gemeinschaft, die Gemeinschaft derer, die in ihrer Jugend im Goldstein unterwegs waren. Eine Gemeinschaft auf Zeit, auf sehr kurze Zeit, die aber in diesem Moment, an diesem Ort funktioniert.

Langsam dämmert es. Die Blätter der beiden mächtigen Kastanienbäume, deren Kronen sich wie ein lockeres Dach über den Biergarten wölben, rascheln geheimnisvoll. Oder flüstern sie? Hast du etwas Zeit für mich …

Fast erwartet man, dass junge Leute hereinkommen, um es sich gutgehen zu lassen, trinkend, lachend, rauchend. Take Your Protein Pills And Put Your Helmet On …

Paula stutzt, reibt sich die Augen. Hinter den ordentlichen Tischen und Stühlen auf gepflegtem Kies scheint sich eine Spalte in der Wirklichkeit aufzutun. Sie wird größer und gibt den Blick frei auf einfache Bänke, voll besetzt mit jungen Leuten, Deutschen und Amerikanern, an langen Tischen.

Schon am Kirschgarten war die Musik manchmal zu hören, auf jeden Fall aber dann, wenn man am Bluhm vorbeilief.“ Der Kellner grinst. „Übrigens – ich heiße Paul.“

Paula.“ „Sophie“. „Katharina.“

Man fing an zu schweben, sobald die Musik zu hören war …“

Stimmt, Sophie.“ Katharina lächelt vor sich hin. Alle anderen nicken. „Man war auch irgendwie elektrisiert …“

Peter Frampton!“ Genüsslich bläst Paul den Rauch aus.

Paula kommt es so vor, als wehten Klänge von der anderen Seite des Zeit-Spaltes herüber: Show Me The Way, Everyday …

Songs von Peter, Paul and Mary sind heute noch meine Favoriten“, erklärt Paul. Ganz weich klingt seine Stimme.

Da macht es Klick bei Paula. „Du warst also in den späten 70ern hier? Kannst du – Gitarre spielen?“ Mit einem Mal ist sie sehr aufgeregt.

Das springt auf Katharina und Sophie über. Sie haben eine Ahnung, um was es gehen könnte.

Paul sieht von einer zur anderen, mit gefurchter Stirn, lächelt schließlich. „Ich saß mit meinen Kumpels unter einem der Bäume, spielte Gitarre und wir sangen dazu.“

Ist ja ein Ding!“ Sophie lacht auf.

Hannes Wader …!“ Katharina sticht mir ihrer fast aufgerauchten Zigarette Löcher in die Luft.

„… ja, da war einer dabei, der konnte Hannes Wader gut imitieren“, frohlockt Sophie.

Heute hier morgen dort! Mensch, du warst einer der Typen, die hier Gitarre spielten“, jubelt Paula.

Jetzt ist es so, als würden sie sich schon ewig kennen, seit ihrer Jugend – sozusagen …

Für unsere musikalischen Einlagen gab es freie Getränke vom Wirt.“ Paul genießt die Aufmerksamkeit und Begeisterung seiner neuen alten Bekannten.

Ihr habt auch Lieder von Donovan gesungen und von Bob Dylan.“

Genau, Katharina. Einer meiner Kumpel konnte prima Mundharmonika spielen.“

Knock, knock, kockin´ On Heaven´s Door …”

Erstaunt blicken alle auf Katharina, die sich ganz leicht in den Hüften wiegt und Dylans Hymne vor sich hin summt.

Der Wirt vom Goldstein, den habe ich ein paar Jahre später in der Lebensmittelabteilung der Quelle am Brand gesehen. Das war ganz komisch.“

Ja Paula, das kann ich mir vorstellen. Leute, die zu der Freitag- und Samstagabend-Magie im Goldstein gehörten, im wirklichen Leben zu treffen – merkwürdig.“ Sophie seufzt. „Mann, hier gingen aber auch interessante Typen ein und aus. Gab es da nicht so einen riesigen, immer schwarz gekleideten Mann mit Narben an den Beinen?“

Stimmt!“ Katharina zündet sich direkt die nächste Zigarette an, nachdem sie auch Paul eine angeboten hat, der dankend annimmt. „Es gab Gerüchte darüber, dass der KGB ihn gefoltert hätte. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber es wurde immer wieder behauptet.“

Betretenes Schwiegen. Auf der anderen Seite der Zeit-Spalte beherrscht ein großer, schwarzgekleideter Mann die Szene.

Drinnen, in der Ecke in der Nähe von dem altmodischen Ofen saß oft ein, na ja, Obdachloser“, fällt Paula ein. „Der hatte Krücken.“

Der Berber-Jupp“, erklärt Paul sofort. „Langer Rauschebart, sprach fließend Französisch, las viel. Wir haben ihm immer mal was zum Lesen mitgebracht, Taschenbücher, Westernhefte. Er mochte alles.“

Er sprach fließend Französisch?“ Das interessiert Katharina.

Er war in französischer Kriegsgefangenschaft gewesen.“

Andächtiges Schweigen folgt. Aus dem Spalt winkt ein ziemlich verwahrloster, bärtiger Mann mit einem Buch: Das siebte Kreuz.

Die Polizei kam ziemlich oft.“

Katharinas Bemerkung bringt Paula irgendwie in Fahrt. „Da mussten Sophie und ich uns verdünnisieren. Wir waren noch keine achtzehn und durften nach 22.00 Uhr gar nicht mehr in Kneipen unterwegs sein.“

Man konnte sich in Richtung Zitadelle verziehen …“

Nee Paul, da guckte die Polizei als Nächstes. Da wurde nämlich gerne was Anderes geraucht als nur Zigaretten …“ Wieder sticht Katharina mit ihrer Zigarette Löcher in die Luft.

Allgemeines Grinsen.

Paula erkennt verschwommen vier GIs in dem Zeit-Spalt. Die jungen Männer stehen schwankend auf einem Tisch, von dem aus sie den Stamm von einem der Kastanienbäume erreichen können. Unter Kichern hieven drei leicht torkelnde Amerikaner den vierten nach oben. Schwerfällig und prustend vor Lachen schafft der es auf den untersten Ast. Guys, I made it!, schreit der im Baum, rutscht sofort nach vorne und schmiert ab – zurück auf den Tisch. Paula überlegt, ob sie diese Erinnerung mit den anderen teilen soll, aber Paul kommt ihr zuvor, mit einem gänzlich anderen Thema.

Auch der Erwin war manchmal hier.“

Erwin Tinz, oder?“ Katharina furcht die Stirn. Sie und Paul nicken sich zu, als würden sie ein Wissen teilen.

Klärt ihr uns auf?“ Ungeduldig zuckt Sophie mit den Schultern.

Ein bekannter Stadtstreicher, ein Mainzer Original. War dafür bekannt, dass er zeitweilig aggressiv wurde. Dann hat er auch schon mal die Leute vor dem Theater angepöbelt. Er fiel dadurch auf, dass er sein Zeug in einem Kinderwagen oder Einkaufswagen durch die Gegend fuhr …“

Als Paul eine Pause macht, übernimmt Katharina: „Polizisten sammelten ihn ein, im Dezember, als er wieder mal krakeelte und randalierte. Dann fuhren sie ihn nach Nackenheim in die Weinberge und setzten ihn aus. Da starb er an Herzversagen.“

Betroffene Gesichter. Die Leichtigkeit des Augenblicks verfliegt.

Ja, darüber gab es sogar einen Artikel im Spiegel“, sagt Sophie leise. „Aber das war nach unserer Goldsteinphase …“ Sie wirft erst Paula, dann Katharina einen vielsagenden Blick zu. „… Das ist 1980 passiert, kurz vor oder nach dem Mord an John Lennon.“

Schweigen. Die Zeitreise endet. Die Gemeinschaft beginnt, sich aufzulösen.

Paulas Spalte wird dunkel und schließt sich. Die Erinnerungen ziehen sich zurück wie Rauchschwaden. Was bleibt ist das Goldstein im Jahre 2015 – ein gepflegtes Lokal mit Biergarten in der Mainzer Altstadt.

Schlimme Sache …“ Paul drückt seine Zigarette an einem großen Blumentopf aus, wirft die Kippe aber nicht weg. „Ladies, es war mir eine Freude, aber jetzt muss ich wieder an die Arbeit.“

Ja, wir gehen auch wieder rein. So lange wollten wir gar nicht draußen bleiben“, sagt Sophie.

Wir brauchten halt zwei Zigarettenlängen…“ Katharina grinst.

„…für unseren kleinen Ausflug in die Vergangenheit.“

Nach Paulas Schlusswort gehen sie zurück ins Lokal, in guter, aber auch etwas wehmütiger Stimmung. Ja, wie man es auch dreht und wendet, es hat sich so einiges verändert …

Die Blätter wispern: Und es ist mir längst klar, dass nichts bleibt, dass nichts bleibt wie es war …

 

(Geschichten aus Mainz, früher und heute, von Paula Dreyser. Mit Dank an die Mitglieder verschiedener Facebook-Gruppen, die ihre Erlebnisse und Erinnerungen an das Goldstein mit mir geteilt haben.)

Calling USA“, Roman von Paula Dreyser, eine „deutsch-amerikanische“ Geschichte im Mainz der späten 70er-Jahre

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Gonsenheim: Versuchter Einbruch in Gaststätte

polizei mainz meldungen echte meenzer

Freitag, 08.04.2016, 01:50 Uhr

Der oder die unbekannten Täter übersteigen zunächst die Umgrenzung einer Gaststätte in der Gonsenheimer Kapellenstraße. Hier wird versucht, gewaltsam ein Fenster zu öffnen, was aufgrund von einbruchhemmenden Verriegelungen misslingt. Durch die Geräusche wird die im Objekt wohnende Angestellte wach, die das Licht in der Gaststätte einschaltet. Daraufhin verlassen der oder die Unbekannten das Gelände. Täterbeschreibungen können keine abgegeben werden.

Hinweise bitte an die Kriminalpolizei Mainz, Telefon: 06131-653633

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Pressemeldungen der Polizei Rheinland-Pfalz

Johannisfest 1978, GIs und – die Sache mit den Wiesbadenern

 

 

Lee Meikel 1
Blick auf die Rheinstraße in Mainz, 1976, Foto: Liborio Lee Palermo II, bearb. von Meikel Dachs
Echte Meenzer, 1971
Wilhelmstraße in Wiesbaden, 1971. Aus der Sammlung von Meikel Dachs.

 

Eine Leseprobe aus „Calling USA“ von Paula Dreyser 

Der Roman spielt Ende der 70er Jahre, überwiegend in Mainz. Geschildert wird die Beziehung zwischen Lydia, einer siebzehnjährigen Schülerin, und Steve, einem GI aus New Jersey. In dem Roman geht es auch darum, die Zeit „rüberzubringen“, die Ära des Kalten Krieges mit ihrer sehr speziellen Weltordnung und ihrem Zeitgeist.

 Vorgestellt wird eine Szene aus einem Kapitel mit deutlichem Bezug zur „Mainzer lokalen Kultur“. Lydia und Steve sind mit zwei Freunden am Samstag, dem 24. Juni 1978 unterwegs zum Johannisfest. Birgit und Clark sind ebenfalls ein Paar. Clark und Steve sind in Lee Barracks stationiert, in derselben Einheit. Die Mädchen absolvieren gerade gemeinsam eine Hotellehre im Rheingau. Lydia ist Mainzerin, Birgit stammt aus Wiesbaden.

Die Freunde haben sich bereits am Samstagvormittag am Hauptbahnhof getroffen. Gerade befinden sie sich am Anfang der Bahnhofstraße in Höhe des Wiener Waldes gegenüber von einem einschlägigen Etablissement.

….

Vergnügt klatschte Clark in die Hände. „Let’s go!“, erklärte er aufgeräumt.

Bereits um diese Uhrzeit glich der Bahnhof einem Bienenstock.

„Ist wieder was los in Good Old Germany!“ Clark, der mit Birgit vorging, drehte sich um und strahlte über das ganze Gesicht.

Birgit tat es ihm gleich und lachte wieder.

Kurz hinter dem Bahnhof trafen sie Rick und Anthony. Steves Gesicht verfinsterte sich. Automatisch drückte er Lydias Hand fester.

„Hallo Leute.“ Sie begrüßten sich.

Anthony zwinkerte Lydia zu. Steves Händedruck wurde schmerzhaft. Es war nicht zu vermeiden, dass sie ein Stück miteinander gingen, da sie denselben Weg hatten.

„Joe-Hannes-Vest!“ Anthony und Rick übten sich darin, das deutsche Wort auszusprechen. Nebenbei flirteten sie ungeniert junge Mädchen und Frauen an, nicht aufdringlich, aber deutlich mit „Hello“ und einem Diener. Die meisten lachten darüber, nur einige wenige zogen ein böses Gesicht und beeilten sich, wegzusehen. Am Ende der Bahnhofstraße angelangt wurden sie schneller, sodass sich der Abstand zu Lydia, Steve, Birgit und Clark allmählich vergrößerte.

Steve atmete auf. „Wartet einen Moment, nicht so eilig“, sagte er zu Clark und Birgit, die vorgingen.

Er will, dass Anthony so weit wie möglich weg von uns ist, schoss es Lydia durch den Kopf.

Sie stellten sich dicht vor das Gebäude der Hauptpost, um die vorbeilaufenden Menschen nicht zu behindern. Steve langte in die Tasche seiner Jeansjacke, holte die Kool hervor und bot allen der Reihe nach davon an. Nachdem er sich selbst bedient hatte, zündete er die Zigaretten an.

„Wie laufen wir weiter?“ Clark grinste vergnügt.

Birgit neben ihm lachte wieder.

„Na, was denkst du denn? Wir laufen mit dem Strom“, antwortete Steve.

„Ja, aber wohin gehen wir?“, fragte Birgit gut gelaunt. „Wo fängt das Fest an?“

„Da haben wir es wieder. Wiesbadener wissen gar nichts.“ Lydia zwinkerte Birgit zu. Mit der Äußerung spielte sie auf die traditionelle, zumindest unter jungen Leuten nicht ganz ernst gemeinte „Feindschaft“ zwischen den beiden Städten an.

Birgit lachte trällernd.

„Wir gehen weiter zum Schillerplatz. Ein Stück hinter dem Fastnachtsbrunnen stehen die ersten Buden. Das Fest zieht sich dann weiter über den Marktplatz, das danebenliegende Einkaufszentrum am Brand und Teile der Altstadt bis hin zum Rhein.“ Lydia schmunzelte und erklärte wohlwollend. „Ich zeige dir alles, Birgit, keine Sorge.“

„Aha!“ Birgit zog die Augenbrauen hoch.

Sie setzten sich wieder in Bewegung. Wie eine überdimensionale futuristische Skulptur erschien schon bald der Fastnachtsbrunnen in ihrem Blickfeld. Kurz vor dem Brunnen waren Tische und improvisierte Stände für den Verkauf alter Bücher aufgebaut. Im Vorbeigehen erhaschte Lydia einen kurzen Blick auf einen Tisch mit Kinderbüchern: Pucki, Nesthäkchen, rotwangige Mädchengesichter, umrahmt von blonden Locken. Menschen stöberten in Kästen, unterhielten sich, schlenderten zwischen den Tischen und Regalen entlang. Die Geräuschkulisse, die sich aus vielen Gesprächen zusammensetzte, hörte sich an wie lautes Summen.

Wie viele andere steuerten sie unbeirrt auf den Brunnen zu, der seine Geheimnisse erst offenbarte, wenn man vor ihm stand. Von einem auf vier Säulen thronenden Gerüst schimmerten Bronzefiguren in der Sonne. Meistens sprudelte Wasser in ein rundes Becken, heute jedoch nicht. Am Johannisfest und zu Fastnacht wurde das Wasser abgestellt. Sie blieben wieder einen Moment stehen, genossen das Treiben um sie herum.

„Was sind das für Figuren?“, fragte Birgit Lydia auf Deutsch. „Ich als Wiesbadenerin hab da ja keine Ahnung“, fügte sie augenzwinkernd hinzu.

„Soviel ich weiß sind das Figuren aus dem Bereich der Fastnacht und der Folklore, also: Harlekin, Till Eulenspiegel, Schwellköpp …“, erwiderte Lydia.

„Aha!“ Birgit nickte anerkennend. „Das erzähl ich jetzt den Wiesbadenern, damit sie nicht dumm sterben müssen.“

„Lasst uns weitergehen.“ Steve zog Lydia mit sich.

„Oh ja, wir folgen einfach der Menge.“ Clark ließ Birgit für einen Moment los, um wieder in die Hände zu klatschen.

Sie reihten sich in den zu dieser Tageszeit noch nicht sehr dichten Besucherstrom ein. Die ersten Buden säumten die Straße. Der Duft von Bratwürsten, Schaschlik und Nierenspießen lag bereits in der Luft. Schon jetzt wurden Bier und Wein ausgeschenkt. Wie eine Glocke legte sich heitere Stimmung über die Stadt. Überall sah man Grüppchen von Amerikanern, wie immer gut erkennbar an Frisur und Kleidung.

„Hier ist tatsächlich was los“, erklärte Birgit fröhlich, als sie zwischen den Buden entlangliefen. „Fast so viel wie beim Theatrium und der Rheingauer Weinwoche in Wiesbaden.“

„Die Ladys haben da etwas miteinander“, sagte Clark zu Steve. „Lokalpatriotismus!“

Alle lachten.

Nach einer Weile trafen sie wieder auf Anthony und Rick, die sich interessiert einen Schießstand betrachteten. Als Belohnung für die Treffer lockten Plastikrosen und kleine Plüschtiere.

„Ja, tolle Aussichten“, rief Clark den beiden zu.

Sogar Steve musste schmunzeln.

Am Mainzer Dom angekommen kaufte Clark eine Flasche Wein und ein paar Dosen Cola. An einem der einfachen Tische nahmen sie Platz, tranken etwas und genossen die Stimmung.

„Cheers!“, rief ein kahlköpfiger Herr vom Nebentisch begeistert.

„Ich bin ein Berliner“, ergänzte ein anderer.

Die beiden prosteten ihnen zu.

Lachend hoben die Amerikaner ihre Becher. „Zum Wohl!“

„Mann, die armen Schweine, die heute Dienst haben“, erklärte Clark gerade genießerisch und schickte einen Flieger los, den er aus einer Serviette gebastelt hatte.

„O ja“, Steve stimmte grinsend zu.

„CQ ist ja nicht so schlimm, aber Guard Duty ist ätzend“, sinnierte Clark.

„Manche CQs sind echt übel drauf. Da kriegt man immer wieder erzählt, dass der Typ, mit dem man reden will, nicht ans Telefon kommen kann, weil er sich gerade duscht“, ereiferte sich Lydia.

„Das ist ja ein Ding. Na, dann weiß ich ja Bescheid.“ Amüsiert zog Birgit die Augenbrauen hoch und schmiegte sich enger an Clark.

„Kann doch sein“, sagte Steve.

„Aber nicht, wenn du viermal anrufst, alle halbe Stunde. So ausgiebig duscht nicht mal ihr Amerikaner“, entgegnete Lydia.

„Na, wenn der Typ lange genug an seinem Panzer rumgemacht hat, ist er auch ganz schön dreckig.“ Grinsend sah Clark in die Runde.

„Das mit dem Duschen ist doof, aber richtig gemein wird es, wenn der CQ behauptet, dass dein Freund mit einem anderen Mädchen losgezogen ist“, sagte Lydia.

„O ja, das ist nicht cool.“ Clark schüttelte den Kopf. Allerdings gelang es ihm kaum, sich ein Grinsen zu verkneifen.

„Wofür ist CQ eigentlich die Abkürzung?“ Birgit zündete sich eine Zigarette an.

Ja, dachte Lydia, gute Frage. Wir haben echt keine Ahnung.

„Charge of Quarters“, antworteten die Amerikaner im Chor.

Eine Weile schwiegen alle.

„Mensch, dieser Brunnen mit dem Ding, das sich aus eigener Kraft dreht, der ist doch hier in der Nähe“, fiel Steve ein.

Lydia nickte. „Perpetuum mobile“. Sie kaute das Wort genüsslich. „Das ist der Brunnen auf dem kleinen Platz vor dem Brand-Einkaufszentrum.“

Mit dem Zeigefinger wies sie quer über den Marktplatz, wo ein Durchgang zwischen den Häusern zu sehen war. „Der ist gleich da drüben. Von da aus können wir dann auch über den Brand und am Rathaus vorbei direkt zum Rhein laufen.“

Offensichtlich hatten die Amerikaner nicht alles verstanden, nickten aber. Sie verabschiedeten sich von den fröhlichen Tischnachbarn, schlenderten über den Marktplatz, ihrem Ziel entgegen, das fast in Sichtweite lag.

Intensiv nahm Lydia Steves festen Händedruck, seine unmittelbare Nähe und den Geruch seines Deos wahr. Sie war so glücklich, dass ihr die Tränen in die Augen traten.

Das war einer der Momente, von denen man hoffte, dass sie ewig dauern würden. Lydia hatte alles, was sie brauchte, alles was sie sich je gewünscht hatte…

 

„Calling USA“ von Paula Dreyser, erhältlich im VA-Verlag und überall im Buchhandel

Vorrätig in Mainz: Shakespeare und so, Gaustraße 67 / Exlibirs, Bahnstraße 1, Bretzenheim / Dombuchhandlung

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Falscher Polizist in Mainz unterwegs

polizei mainz meldungen echte meenzer

Mainz (ots) – Montag, 04.04.2016, 10:00 Uhr

Gegen 10:00 Uhr klingelte der Unbekannte bei einer 97-Jährigen in der Ludwig-Strecker-Straße. Der Mann gibt sich unter Vorhalt eines Dienstausweises als ziviler Polizeibeamter aus und erzählt der Seniorin, dass während seiner Abwesenheit in ihr Haus eingebrochen worden sei und er nun überprüfen müsse, ob Schmuck und Wertsachen noch an ihrem Platz seien. Die alte Dame, die in der Tat gerade erst vom Einkaufen zurückgekehrt war, zeigt dem vermeintlichen Polizeibeamten den Goldschmuck. Nachdem alles gesichtet wurde, verschwand der Unbekannte wieder. Es fehlten zwei Schmuckstücke. Der Wert der Schmuckstücke kann nicht beziffert werden. Der Dieb, dessen Alter nicht angegeben werden kann, sei etwa 1,80-1,85 Meter groß und kräftig gewesen. Er habe akzentfreies Deutsch gesprochen. Sein gepflegtes Äußeres sei durch den knielangen, dunklen Mantel auch zum Ausdruck gekommen.

Hinweise bitte an die Kriminalpolizei Mainz, Telefon: 06131-653633

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Mainz
Pressestelle

Telefon: 06131-65-3080
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Pressemeldungen der Polizei Rheinland-Pfalz

St.Quintin Kirche Mainz 1934 – 2015

Die St. Quintin in Mainz ist die Pfarrkirche der ältesten nachgewiesenen Pfarrei der Stadt.

zum vergrössern der Bilder einfach anklicken (Bilder http://www.echte-Meenzer.de Sammlung)

http://www.dompfarrei-mainz.de

Unsere Pfarrkirche St. Quintin gilt als älteste Pfarrkirche von Mainz (sie wird 774 urkundlich erwähnt.). Sie ist eine spätgotische Hallenkirche, die in den Jahren 1288 bis 1330 erbaut wurde. Ihr Turm wurde 1489 erbaut und beherbergte auch eine Türmerwohnung.
Heute trägt er vier Glocken (unter anderem die älteste Glocke von Mainz, das so genannte “Lumpenglöckchen”, eine Bienenkorbglocke etwa aus dem Jahr 1250).

Der Heilige Quintin ist als überlebensgroße Statue links im Hochaltar dargestellt – er ist der Schutzpatron der Gefangenen. Auf der rechten Seite des Hochaltars steht der Heilige Blasius, der zweite Patron unserer Kirche.

Der linke der Seitenaltäre zeigt den heiligen Apostel Judas Thaddäus, zu dessen Gnadenbild viele Menschen pilgern (besonders an seinem Festtag, dem 28. Oktober). Er wird als Helfer in besonders ausweglosen Situationen angerufen – auf dem Altar liegt ein großes Fürbitt-Buch, in das sich zahlreiche Gläubige und Besucher mit ihren Sorgen und Nöten, aber auch mit ihrem Dank eintragen.

Hinter diesem Altar befindet sich die Kreuzkapelle. Dort befindet sich ein altes Kreuz, das den Gekreuzigten Jesus scheinbar mit einem Lächeln auf dem Lippen zeigt (der Korpus stammt vermutlich vom Beginn des 15. Jahrhunderts).

Auf der Empore steht ab Dezember 2011 eine Orgel aus der Werkstatt Nelson/Durham aus dem Jahr 1906, und im Altarraum die ehemalige Orgel des Christus-Pavillon der EXPO 2000 in Hannover (eine Truhenorgel aus Glas) von der Firma Vleugels.

Vom Beginn des Advent bis zum 2. Februar (Fest der Darstellung des Herrn) kann man in St. Quintin eine in Mainz einzigartige Advents- und Weihnachtskrippe sehen. Diese Krippe stellt nicht nur die Geburt Christi dar, sondern deutet dem Betrachter Gottes Heilsgeschichte – von Adam und Eva (die Vertreibung aus dem Paradies), Jesaja (die Verheißung des Erlösers) und Johannes dem Täufer (dem Vorläufer Jesu) bis hin zu Bethlehem und den Sterdeutern aus dem Osten. Sie wurde 1929 – 1931 von dem Bildhauer Philipp Müller aus Heppenheim geschaffen.

Auch beherbergt unsere Kirche das wohl größte und wertvollste Gemälde der Stadt Mainz – die Himmelfahrt Mariens – (7,20m hoch und 2,50-3,50m breit), geschaffen vom österreichischen Maler Franz Anton Maulbertsch (*1724, + 1796).

Noch viele kleine und große Kostbarkeiten sind in St. Quintin zu finden – sie können hier nicht alle erwähnt werden. Ein Besuch lohnt sich also immer!

Der heilige Quintin, dem unsere Kirche geweiht ist, war römischer Bürger und Kind einer vornehmen Senatorenfamilie. Er starb für seinen Glauben am 31. Oktober 287. Seine Attribute sind die Ketten an seinen Füßen (früher von den Händen zu den Füßen), sowie ein Bratspieß, was auf seine grausamen Marterungen hinweist.

Im Zelebrationsaltar von St. Quintin ist eine Reliquie des Heiligen eingelassen. Eine weitere Reliquie des Heiligen Quintin liegt in einem kostbaren Schrein, den der Bischof von Soissons 1950 aus der Kathedrale von Saint Quentin/Frankreich aus Verbundenheit der Mainzer Quintinskirche schenkte. Diese Reliquie wird am Festtag des heiligen Quintin vor dem Altar ausgestellt.

Das Patrozinium feiern wir am 31. Oktober – im Zuge einer Heiligen-Kalenderreform musste St. Quintin zwar dem heiligen Wolfgang weichen (sein Gedenktag wurde auf den November verlegt) und wurde bei der letzten Reform sogar ganz gestrichen, nichtsdestotrotz feiert die Quintins-Pfarrei jedes Jahr am 31.10., dem Sterbetag des Heiligen, ihren Kirchenpatron.
An St. Quintin erinnert in Mainz heute auch eine Strasse, die “Quintinsstraße”, sowie die “Kleine Quintinsgasse”.

In den USA ist ein Gefängnis nach dem Heiligen benannt – Sankt Quintin ist ja der Patron der (zu Unrecht) Gefa

 

Lutherkirche Galerie 1949 – 2015 Mainz

[Bildindex  der Kunst und Architektur]
Lutherkirche 1949 – (Sammlung Echte-Meenzer.de
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Lutherkirche 1950 – (Sammlung Echte-Meenzer.de

[Bildindex  der Kunst und Architektur]
Lutherkirche 1950 – (Sammlung Echte-Meenzer.de
[Bildindex  der Kunst und Architektur]
Lutherkirche 1989 – (Sammlung Echte-Meenzer.de
 

[Bildindex  der Kunst und Architektur]
Lutherkirche 1994 – (Sammlung Echte-Meenzer.de)
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Aktuell ( Bild Wikimedia.org)

Die Luthergemeinde war als evangelische Kirchengemeinde für die Oberstadt im November 1930 ohne eigenes Kirchengebäude gegründet worden. Die Gottesdienste fanden in verschiedenen Sälen der Oberstadt statt. Das Projekt einer eigenen Kirche kam erst nach der Zerstörung aller drei evangelischen Kirchen in Mainz in Gang.

Die Kirche wurde im Jahre 1949 als erste Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg in Mainz gebaut. Dies wurde durch das Notkirchenprogramm der Evangelischen Kirche in Deutschland und tatkräftige Mitarbeit der Gemeindemitglieder ermöglicht. Der Entwurf des Architekten Otto Bartning führte zu einem beeindruckenden und sich harmonisch ins Stadtbild einfügenden Kirchenbau.

 

 

76 Jähriger Mainzer bestohlen – Ludwigstr

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Nachdem der 76-jährige Mainzer in der Ludwigstraße bei einer Bank Bargeld abgehoben hatte, wurde er auf der Straße von einem Unbekannten angesprochen und gebeten, ein 2-Euro-Stück zu wechseln. Dem Wechselwunsch kam der hilfsbereite Senior auch nach. Der Fremde steckte selbst die Münze in die Geldbörse des Opfers und zog hierbei so geschickt das zuvor auf der Bank erhaltene Geld aus der Geldbörse des Mannes, so dass dieser den Diebstahl erst bemerkte, als der Dieb verschwunden war.

Hinweise bitte an die Polizeiinspektion Mainz 1, Telefon: 06131-654110

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Mainz
Pressestelle

Telefon: 06131-65-3080
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Pressemeldungen der Polizei Rheinland-Pfalz

Diesel Diebe in Mainz unterwegs

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Mainz (ots) – Freitag, 01.04.2016, 19:15 Uhr bis Montag, 04.04.2016, 08:15 Uhr

Im Laufe des Wochenendes wurde an einer in der Robert-Koch-Straße im Hechtsheimer Industriegebiet abgestellten Sattelzugmaschine die beiden Tankdeckel aufgebrochen und aus beiden Tanks etwa 500 Liter Diesel entwendet.

Sind weitere Fälle bekannt? Dann bitte an die unten genannte Polizeiinspektion wenden

Hinweise bitte an die Polizeiinspektion Mainz 3, Telefon: 06131-654310

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Polizeipräsidium Mainz
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Pressemeldungen der Polizei Rheinland-Pfalz

Der Fischturm und der Fisch Jackob Mainz

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Fischturm Mainz (Sammlung Meikel Dachs)
Der Straßenname: Fischtorstraße

Hier lag ursprünglich der Fischturm, vor dessen Pforte der mittelalterliche Fischmarkt stattfand. Der Fischturm war ein Wach und Gefängnissturm der Stadtbefestigung Mainz. Diesen Bereich bewohnten Fischer, Rheinschiffer und Händler. Weitere Namen in unmittelbarer Umgebung erinnern ebenfalls an Fischerei: Fischergasse, Unter den Heringskästen, Salmengässchen (Salm = Lachs)

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Quelle Fisch Jackob Mainz

Der Unternehmensname: Fisch Jackob

1897 Edmund Jackob gründet in der Fischergasse die Edmund Jackob Fischhandlung. Verkauft werden Rhein- und Seefische.
1935 Das Geschäft zieht in die Fischtorstraße und wird in Fisch – Jackob umbenannt.
1961 Nach der Zerstörung durch einen Fliegerangriff 1942 und Stationen am Liebfrauenplatz sowie in der Augustinerstraße wird das Geschäft in der Fischtorstraße wiedereröffnet.
1980 Umfirmierung in Fisch Jackob

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Fischturm Mainz (Sammlung Meikel Dachs)

Atemalkoholtest ergab einen Wert von 1,18 Promille

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Essenheim (ots) – Samstag, 02.04.2016, 19:10 Uhr

Ein Zeuge meldet einen auffällig fahrenden PKW, der immer wieder von der Fahrbahn abgekommen und auch in einen Graben gefahren sei. Das Fahrzeug kann von einer Polizeistreife in Essenheim angetroffen werden. Im Rahmen der Kontrolle wird bei dem 43-jährigen Fahrer deutlicher Alkoholgeruch wahrgenommen. Ein Atemalkoholtest ergab einen Wert von 1,18 Promille. Dem Mann wurde eine Blutprobe entnommen.

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Pressemeldungen der Polizei Rheinland-Pfalz

der Eisenturm Mainz und seine Geschichte

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Eisenturm im Jahr 1910 (Privatsammlung Meikel Dachs)

Das spätromanische Torgeschoß des Eisenturms mit dem Rundbogen Portal wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbau. Das Rundbogen Portal schmücken zur Rheinseite hin zwei romanische Löwenskulpturen aus Sandstein. Sie befinden sich auf ornamentierten Kämpferaufsätzen über gekehlten Ecksteinen. Eine der Figuren hält einen Widder in ihren Pranken, teilweise interpretiert als Symbol kirchlicher Macht. Die zweite Löwenskulptur hält ein Fabelwesen (Drachen) in ihren Pranken, das Symbol weltlicher Macht. Die beiden Löwenfiguren sind zeittypisch nur stilisiert herausgearbeitet und galten in der romanischen Zeit als Gleichnis abwehrbereiter Wachsamkeit.

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Eisenturm Rückseite 1912 )Privatsammlung Meikel Dachs)

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden die Geschosse des Turms auf insgesamt sechs Geschosse aufgestockt und dieser damit erhöht. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, eventuell auch schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts, verlor das Portal seine Funktion und der Zugang zur Stadt erfolgt über das so genannte Eisentürlein in einem direkt an den Turm angebauten kleineren Gebäude.

Der Eisenturm wurde im 18. Jahrhundert zur Rheinseite hin mit einer Mauer umbaut, die bis in das beginnende 20. Jahrhundert stand. Bis 1945 waren an der Löhrstraßenseite zudem kleinere Fachwerkhäuser angebaut.

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Eiserner Turm 1912 (Privatsammlung Meikel Dachs)

Der Eisenturm diente von seiner Erbauung bis in das 16. Jahrhundert als Stadt- und Torturm im Rahmen der Mainzer Stadtbefestigung. Seinen durchaus auch repräsentativer Charakter verdankte er der im Mittelalter durch die Rheinschifffahrt stark frequentierten Rheinfront und dem Handelsschwerpunkt der Stadt am Rhein. Der Eisenturm bildete dabei zusammen mit den anderen Türmen der Rheinseite (Holzturm, Fischturm u.a.) einen weltlich-architektonischen Gegensatz zu den vielen Kirchentürmen der Kirchenstadt Mainz.

Im Mittelalter wurde rund um den Eisenturm der Markt der Mainzer Eisenhändler abgehalten, welcher dem Turm den bis heute gebräuchlichen Namen gab. Ab dem 17. Jahrhundert nutzte man die oberen Turmgeschosse als Hauptgefängnis. Prominente Gefangene des damals französischen Mayence, die im Eisenturm eingesperrt wurden, waren 1813 einige Offiziere des Lützowschen Freikorps. Nach 1848/1849 saßen hier die Mainzer Revolutionäre im Anschluss an die Märzrevolution als politische Gefangene bis zu ihrer Freisprechung 1850 in Haft.

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Bildquelle und Besitz : Michael Schuster –  Maler : Hartung

1900 sollte der Eisenturm abgerissen werden. Der Mainzer Altertumsverein rettete allerdings das Gebäude und der Eisenturm ging 1905 in das Eigentum der Stadt Mainz über. Nach dieser Zeit beherbergte der Eisenturm ein Maleratelier und kleinere Wohnungen. In dem durch die rheinseitige Ummauerung gebildeten Hof wurden damals auch alte Steindenkmäler der Mainzer Stadtgeschichte provisorisch gelagert.

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Eiserner Turm 1912 (Privatsammlung Meikel Dachs)

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Eisenturm wie die gesamte Innenstadt von Mainz stark zerstört. Der Turm brannte vollständig aus, ebenso der Dachstuhl. 1958 wurde der Eisenturm wieder aufgebaut und mit einem neuen Dach, einem schiefergedeckten Walmdach, versehen. Die ihn umgebende Ummauerung wurde Anfang der 1970er Jahre im Zuge der Neugestaltung des benachbarten Wohngebiets Zum Brand niedergelegt. Links und rechts des Eisenturms wurden Rekonstruktionen der Anbauten sowie ein Stück der Stadtmauer angebaut, die das mittelalterliche Ensemble wieder nahezu originalgetreu wiedergeben sollen. Auch die Eckquaderung und die aufgemalten Fugen wurden nach Originalfunden wiederhergestellt.

Der Eisenturm beherbergt heute den deutschlandweit renommierten Kunstverein Eisenturm Mainz. Die Mainzer Künstler nutzen den Eisenturm als Galerie- und Ausstellungsort und vergeben dort den Mainzer Eisenturm-Preis. Auch andere öffentliche Einrichtungen und Vereine beispielsweise der Fotoclub Mainz und der Rotaract Club Mainz haben im Eisenturm ihr Domizil.

(Text & Informationen: Regionalgeschichte Mainz – Wikipedia – Bundesarchiv)
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Eisenturm ( Bild: Regionalgeschichte.de)

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Feuer Hechtsheim – Pizzabote verhindert schlimmers

01.04.2016 – Küchenbrand in Mz-Hechtsheim
Die Feuerwehr Hechtsheim wurde am 01.04.2016 gegen 20 Uhr zu einem Küchenbrand in einem Mehrfamilienhaus in die Lion-Feuchtwanger-Str gerufen. Beim Eintreffen der Feuerwehr war das Gebäude bereits geräumt. Ein zufällig anwesender Pizzabote hatte bereits erste Löschversuche mit einem Pulverlöscher unternommen und konnte damit wahrscheinlich schlimmeres verhindern.

In der Küche brannten Teile des Mobiliars sowie Küchenutensilien. Der Brand war schnell gelöscht. Da die Wohnung verraucht war, wurde zusätzlich mit einem Hochleistungslüfter der betroffene Bereich belüftet. Des Weiteren wurden die angrenzenden Wohnungen in dem Flurbereich der Brandwohnung noch auf Rauch hin kontrolliert.Nach etwa 1 Std. war der Einsatz beendet und die Kräfte der Feuerwehr konnten wieder zurück zu ihren Standorten.

Bild & Information: Freiwillige Feuerwehr Mainz Hechtsheim

Mainzelbahn Projekt abgesagt,man ist auf römisches Wasser gestoßen

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Foto: Allgemeine Zeitung Mainz

Die Mainzelbahn wird nicht kommen in Mainz,das Projekt wurde mit sofortiger Wirkung abgesagt. Bei den Bauarbeiten ist man auf eine römische alte Wasserquelle gestoßen,diese sprudelt aktuell und man versucht das ausströmen zu stoppen.

Der Oberbürgermeister der Stadt Mainz kündigte heute morgen an:

Das Projekt ist durch einen ungewöhnlichen Fund auf Eis gelegt worden. Die Stadt wird in Zukunft das Römische Wasser in Flaschen abfüllen und als Heilwasser vertreiben, das neue Mainzelwasser wird in 0,5 Liter PET Flaschen im Sommer 2016 angeboten für 11,11 Euro pro Flasche.

Bereits mehrere Investoren haben Ihr Interesse angekündigt. Die Stadt Wiesbaden zeigte auch Interesse an einer Zusammenarbeit,denn das Wasser soll Mainzer Schönheit verleihen und Frohsinn.

Ich bleibe für euch am Ball…. Gruß Meikel

Aktuell reagiert auch die Mainzer Presse auf unsere Enthüllung:

https://merkurist.de/mainz/verkehr/land-stoppt-den-bau-der-mainzelbahn_fPU


Auszug Facebook Kommentare:

Unbenannt

Tomislav Sola: Endlich wird dieses ganze Baustellen Hickhack ein Ende haben

Claudia Göckel: Schade, dass heute der 01. April ist

Kalli Schlamp: Das ist doch unglaublich. Ich wusste immer, dass da unten noch ein großer Schatz liegt und auf die Bergung wartet. Ich glaub, ich hol jetzt meinen Römerhelm, das Schwert und den Schild und geh anschließend in die Andau.

Manfred Walter Philipp Bangert: Mich hat heute morgen Julius Caesar angerufen und mir bestätigt das tatsächlich Heilwasser in Mainz gefunden wurde.

Gerti Rohrmann: Und zusätzlich wurde noch antikes römisches Gesichtswasser analysiert. Wird bald im ISIS Tempel verkauft

Mo Nika: Als Eau de Mayence?

Karin Holm: Hauptsache Millionen verschleudert und jetzt Wasser verkaufen,es reicht mit der Stadt

Gaby Wehrl: Das ist ja ein Skandal! Römisches Wasser in PET-Flaschen! Ein solches Kulturgut gehört natürlich in eine Amphore – das würde außerdem den Preis rechtfertigen.

Filou Lina: Der Hammer, zum Festumzug am 8.5 verteilen die Ebersheimer „Römer“ (ECV) dann ein paar Gratispröbchen ans Volk. Natürlich in original römischer Kleidung.

 

 

 

 

Holzturm Mainz und seine Geschichte

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Holzturm Mainz im Jahr 1880

Im Jahr 1163 wurde die Stadtmauer abgerissen und zerstört auf Wunsch von Kaiser Friedrich I.

Da die Stadt Mainz ein wichtiger politischer und strategischer Verbündeter im Kampf der Staufer gegen die Welfen in Deutschland war, wurde bereits um 1190/1200 die Erlaubnis zum Neuaufbau einer Stadtbefestigung erteilt. In dieser Zeit wurde der Vorgängerbau des Holzturms, der so genannte Neuturm, errichtet.

Weiterlesen „Holzturm Mainz und seine Geschichte“

Mainz – Kette vom Hals gerissen

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Mainz (ots)Mainz, Langenbeckstraße, 30.03.2016, 10:45 Uhr Am Mittwochvormittag wurde eine 76-Jährige aus Nack Opfer eines Kettentricks auf dem Gelände der Universitätsklinik in Mainz. Die Frau wurde zunächst von einem südländisch aussehenden, circa 40 Jahre alten und 1,70 Meter großen Mann mit dunkler Kleidung gebeten zwei Euro zu wechseln. Nachdem sie das getan hatte, kehrte der Mann ungefähr eine Minute später wieder zurück und tat so als ob er stolpern würde und hielt sich an der Schulter der Frau fest. Dabei riss er ihr vermutlich die wertvolle Kette vom Hals, ohne dass es die 76-Jährige bemerkte. Hinweise bitte an die Polizeiinspektion Mainz 1, Weißliliengasse, Telefon: 06131-654110.

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Pressemeldungen der Polizei Rheinland-Pfalz

Nieder-Olm Kind vom Hund gebissen

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Mainz (ots)Nieder-Olm, Wilhelm-Holzamer-Weg, 29.03.2016, 19:15 Uhr Wie erst gestern bekannt wurde, wurde am Dienstagabend ein 8-jähriges Kind in Nieder-Olm von einem Hund gebissen und oberflächlich am Oberschenkel verletzt.Das Mädchen pflückte gerade auf einer Wiese Blumen, als sich ihr ein Hund näherte und in den Oberschenkel biss. Der Hund wurde von seinem 66-jährigen Halter an der Leine geführt. Der 66-Jährige ging dann mit seinem Hund davon und kümmerte sich nicht um das verletzte Kind. Die Großeltern waren allerdings in der Nähe.

 

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Mainz Kastel Bahnhof als die Züge noch mit der Fähre fuhren

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Eröffnung 1839 vom Bahnhof Kastel mit dem 1. Zug ( Privatsammlung Echte-Meenzer.de )

Mainz Kastel verfügt seit der Eröffnung 1839/40 über einen Bahnhof, der anfangs Bahnhof Kastel am Rhein hieß.

Mit der anderen Rheinseite der Stadt Mainz bestand damals keine direkte Schienenverbindung, weshalb das Trajekt Mainz–Kastel eingesetzt wurde.

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